Star Trek - Vanguard 04 - Offene Geheimnisse
klingonischem Waffenfeuer gefunden. Die Tholianer haben jede Beteiligung abgestritten, und Sie wissen selbst, dass die Klingonen nicht still bleiben würden, wenn sie etwas damit zu tun gehabt hätten.“
Desai nahm einen Schluck Wasser. Sie musste Fisher zustimmen: Die Klingonen hatten Reyes’ lebend gewollt, um ihn vor ihrer Version eines Gerichtes zu verurteilen. Soweit sie über die Juristerei des Imperiums informiert war – dank des Logbuchs eines Sternenflottencaptains, der vor über einem Jahrhundert von einem klingonischen Gericht verurteilt worden war –, war Reyes ein schlimmeres Schicksal erspart geblieben.
Die kleinen Siege zählen …
Fisher trat zur Arbeitsplatte und der Wasserkaraffe, nahm sich ein weiteres Glas und hielt inne, als seine Augen auf ein weiteres Datenbrett fielen, dass sie dort liegengelassen hatte. Selbst von seinem Platz aus konnte man den Bildschirminhalt lesen. Fragend blickte der Doktor zu ihr auf. „Sie kündigen?“
Desai hob die Schultern. „Ich dachte darüber nach.“ Abermals nahm sie einen Schluck. „Es war eine Option, um während seiner Haft weiterhin als Diegos Anwältin arbeiten und sein Berufungsgesuch verfolgen zu können. Ich hatte das Flottenkommando schon um eine Versetzung in eines der JAG-Büros auf der Erde oder zumindest irgendwo im Sol-Sektor gebeten.“ Sie wollte einen Posten in seiner Nähe, aus beruflichen und privaten Gründen. „Soweit ich weiß, sind derartige Jobs rar gesät, also habe ich mich nach zivilen Kanzleien umgesehen.“ Und sie hatte eine gefunden, die sie besonders ansprach – einen kleinen Einmann-Betrieb im irdischen Los Angeles. Allem Anschein nach war dieser Anwalt sowohl in Zivil-, als auch in Sternenflottenrecht spezialisiert; so hatte er den Captain der
U.S.S. Enterprise
während dessen kürzlicher Gerichtsverhandlung repräsentiert. Zwar sah es nicht so aus, als suche er nach einem Partner, doch dachte sich Desai, dass es nicht schadete, ihm eine Bewerbung zu schicken und sein Interesse zu wecken.
Fisher musste kichern. „Sie? Kommen Sie, Rana. Wir wissen beide, dass Sie die Sternenflotte im Blut haben. Sie sind vielleicht Anwältin, aber genauso sehr Forscherin, wie jeder von diesen Schiffjockeys, die zu unbekannten Welten fliegen. Haben Sie nicht gesagt, dass Sie das Recht praktizieren wollten, anstatt ihm zu dienen? Das klappt nicht von einem Büro auf der Erde aus.“
„Darum ging es nicht“, blaffte sie und bedauerte ihren Tonfall sofort. Mit einem, wie sie hoffte, entschuldigenden Gesichtsausdruck fuhr sie fort. „Ich wollte Diego helfen, ganz egal wie. Und wenn ich dafür aus der Sternenflotte austreten müsste, hätte ich auch das getan. Ich …“ Sie hielt inne und atmete resignierend aus. „Ich wollte einfach bei ihm sein, Fish. Wenn er da durch musste, wollte ich an seiner Seite sein.“ Sie schüttelte den Kopf und deutete abfällig auf das Datenbrett. „Nicht, dass das jetzt noch wichtig wäre.“
Fisher lehnte sich gegen die Arbeitsplatte und sah Desai an, das vertraute väterliche Glitzern in den Augen. „Und was haben Sie jetzt vor?“
Desai stöhnte erschöpft auf. Das war ein Gespräch, das sie im Moment nicht führen wollte. „Gott, Fish, ich weiß es wirklich nicht.“ Sie hob die Hand und deutete auf ihre Umgebung. „Sollen wir etwa einfach mit unseren Leben weitermachen, als wäre nichts gewesen? Die Geheimnisse und Lügen, die uns hierhin gebracht haben, weiter bewahren?“ Wie viele Leben hatte das schon gekostet? Die Besatzung der
Bombay
. Die Toten von Erilon und Jinoteur, ganz zu schweigen von Gamma Tauri IV. Unzählige Klingonen und Tholianer, sowie Unschuldige auf anderen Planeten quer durch die Region. Ming Xiong. Diego Reyes. Die Liste war jetzt schon zu lang und würde in den kommenden Tagen, Wochen und Monaten vermutlich weiter wachsen. Und egal, wie gut die Absichten auch gewesen sein mochten – viele, wenn nicht sogar die meisten oder alle derer, die gefallen waren, fielen im Dienste einer Lüge. Vielleicht hatte Diegos Prozess die Leute auf den hohen Preis aufmerksam gemacht, der hier draußen gezahlt wurde. Vielleicht wandten sich die Dinge nun zum Besseren. Es war sogar denkbar, dass Desai selbst einen Weg fand, bei diesen Bemühungen mitzuhelfen.
„Rana“, sagte Fisher nach einer Pause. „Wenn überhaupt etwas Gutes in all dem steckt, dann ist es, dass Diego vielen Leuten die Augen für das geöffnet hat, was hier draußen passiert. Mag sein, dass er die Regeln der
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