Star Trek - Vanguard 04 - Offene Geheimnisse
Quartiers. Sie zog die Knie an den Körper und rollte sich auf dem Sofa zur Seite, brachte ihren Körper in eine Schutz suggerierende Embryostellung.
Diego
.
So albern das war, glaubte sie, ihn immer noch riechen zu können – in ihrer Kleidung, ihren Haaren, auf ihrer Haut. Sie hob den Kopf und sah zu der gerahmten Fotografie auf dem Tisch neben dem Sofa. Es war Monate alt, und zeigte ihn in einem seltenen ruhigen Moment, irgendwo auf einer Wiese in den Fontana-Auen – Teil der terrestrischen Anlagen der Station. Er blickte hinab auf etwas, das seine Aufmerksamkeit gewonnen hatte. Ein schelmisches Lächeln spielte um seine Mundwinkel, als gehe ihm gerade ein Witz durch den Kopf. Das war ein rarer Moment gewesen, an dem er mal nicht von der Last seines Kommandos beansprucht gewesen zu sein schien, wo doch sonst gleich Dutzende von Entscheidungen jede wache Minute seines Lebens bestimmten. Desai hatte ihn nie gefragt, woran er in diesem Augenblick gedacht hatte, und ihm den kurzen Moment inneren Friedens gelassen.
Und jetzt würde sie es nie erfahren.
Eine erbarmungslose Leere griff nach ihr, und Desai verbarg ihr Gesicht in den Sofakissen. Es brach ihr das Herz, trieb sie in ein tiefes Loch aus ewiger Schwärze. Sie war allein, stürzte immer tiefer ins Nichts und bemühte sich gar nicht erst, ihren Fall aufzuhalten. Wozu auch? Es gab niemanden, der sie retten konnte, niemanden, der auf ihre Erlösung wartete. So sei es.
Das Geräusch der Türklingel unterbrach ihre Trauer.
„Gehen Sie weg.“
Abermals erklang die Klingel, als bestünde sie auf Ranas Aufmerksamkeit. Und Desai wiederholte ihren Ruf, wollte allein gelassen werden. Die Klingel ertönte ein drittes Mal. Dann öffnete sich die Tür, und Desai ruckte hoch in eine sitzende Position, die Trauer für den Moment von Zorn überlagert. „Was zum Teufel wollen Sie?“
Sie hatte die Frage schon hinausgeschrien, als sie sah, wer da in ihrem Eingang stand. Ezekiel Fisher blickte sie von der Schwelle aus an, die dunklen Augen sorgenvoll verengt und den Mund in einer Geste der Entschlossenheit geschlossen. „Rana“, sagte er und trat ein.
„Wie sind Sie hier reingekommen?“, fragte Desai und wischte sich über die Augen.
Fisher nickte in Richtung der Tür. „Medizinisches Notfallprotokoll. Einer der Vorteile, der hiesige Chefarzt zu sein.“
Desai erhob sich von ihrem Sofa. Sie war nicht in der Stimmung für Fishers Geplauder. „Ich will allein sein, Fish.“
„Das kann ich verstehen“, antwortete der Doktor. Mittlerweile war er gerade weit genug eingetreten, dass die Tür sich hinter ihm wieder schließen konnte. „Ich wollte nur sehen, wie es Ihnen geht.“
„Wie es mir geht?“ Desai spuckte die Worte aus. Doch sie merkte, dass ihr Freund es gut meinte, und hielt inne, bevor sie weitersprach. Sie atmete tief ein und ließ die Luft langsam aus, um sich zumindest ansatzweise unter Kontrolle zu bekommen. „Ich weiß es ehrlich nicht.“ Dann schüttelte sie den Kopf und ging zur kleinen Kochnische in der Ecke.
Fisher hob die Schultern und ging auf sie zu. „Das ist normal.“
Desai seufzte, wandte sich ihm zu und bemerkte zum ersten Mal die dunklen Ringe unter seinen Augen. Auf Fishers Zügen lag ein Ausdruck, der unverkennbar Trauer war.
Er hat Diego länger gekannt als du
.
Plötzlich überkamen sie Schuldgefühle. Neue Tränen stiegen in ihre Augen, so sehr schämte sie sich für ihre Selbstsucht. „Oh, Gott. Fish, es tut mir so leid.“ Sie griff nach ihm, zog ihn heran und vergrub ihren Kopf an seiner Schulter. Sie spürte die Arme des älteren Mannes um sich, seine Hand sanft auf ihrem Rücken. Fisher sagte nichts, stand einfach schweigend da, während sie ein weiteres Mal zu weinen begann.
Als sie sich von ihm löste, wischte sie sich die Tränen aus den Augen. „Haben Sie irgendwas gehört?“
Fisher schüttelte den Kopf. „Nein. Sie haben die
Endeavour
auf die Suche geschickt, aber es wird dauern, bis sie mehr wissen.“ Er zögerte. „Wenn überhaupt.“
„Aber es waren sicher Piraten?“, fragte sie, trat von ihm weg und nahm sich das Glas Wasser, das sie auf der Arbeitsplatte der Kochnische stehengelassen hatte. „Nicht die Klingonen oder Tholianer?“ Admiral Nogura hatte es ihr zwar gesagt, aber ohne Beweise wollte sie gar nichts ausschließen.
„Nogura hat mir das Gleiche wie Ihnen erzählt“, antwortete der Arzt. „Das Schiff, welches das Wrack entdeckte, hat keine Spuren von tholianischem oder
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