Star Trek - Vanguard 04 - Offene Geheimnisse
Tablett und auf den Boden, was für einen Vulkanier seines Alters überraschend agil war. „Ich weiß es nicht“, sagte er, betrachtete das Frühstückstablett und entschied sich für eine der Fruchtscheiben. Er biss hinein und nickte anerkennend. „Der Geschmack des
Lirals
ist heute Morgen besonders intensiv.“
„Heiler Sobon“, sagte T’Nel und spürte Besorgnis in sich aufsteigen. „Ist T’Prynn noch im Dorf?“
„Auch das weiß ich nicht, mein Kind“, sagte Sobon und biss abermals in die
Liral
-Scheibe. „Wenn ich spekulieren sollte, würde ich vermuten, dass sie gegangen ist.“
Durch das Fenster sah T’Nel zum Haupttor des Dorfes, wo ein Shuttle der Sternenflotte fünfzig Meter vor der Mauer auf einem ebenen Bodenstück wartete. Drei Menschen in Flottenuniformen standen davor. „Ist das den Sternenflottenoffizieren bewusst?“
„Vermutlich nicht“, sagte Sobon und nahm sich ein weiteres Stück Frucht. „Mit ihren Sensoren können sie Biosignale empfangen und den Aufenthaltsort eines jeden Dorfbewohners bestimmen, aber sie können nicht zwischen einzelnen Personen unterscheiden. Ich glaube, T’Prynn war sich dessen bewusst, als sie mich gestern Abend darum bat, während ihrer Abreisevorbereitungen in ihrem Zimmer zu bleiben und dort zu warten, bis du am Morgen eintriffst.“
Zum allerersten Mal fühlte T’Nel, wie die Emotionen in ihr kochten. Sie unterdrückte sie gekonnt, doch sie waren da. „Heiler Sobon. Wollt Ihr damit sagen, dass Ihr T’Prynn bei einer Flucht aus dem Dorf geholfen habt?“ Wie war das in Anbetracht des Zustandes ihrer Schwester überhaupt möglich? War ihre Genesung weiter fortgeschritten, als sie andere hatte glauben lassen?
Und bildete T’Nel es sich ein, oder huschte tatsächlich der Hauch eines Lächelns über Sobons Gesicht. „T’Prynn besprach ihre Abendgestaltung nicht mit mir. Sie bat mich nur darum, hier zu verweilen.“ Nach einem Moment fügte er hinzu: „Allerdings gehe ich davon aus, dass inzwischen einige Sachen aus meinem Studierzimmer verschwunden sein werden. Darunter ein kleiner Rucksack, ein Gefäß zum Transport von Wasser, eine Handlampe und vielleicht ein oder zwei Karten. Bei einer Inspektion der Küche dürften wir feststellen, dass einige Tagesrationen an getrockneten Früchten und Gemüse ebenfalls fehlen.“
T’Nels Augen verengten sich zu Schlitzen, als sie den Umfang dessen begriff, was Sobon da sagte. „Ich schätze, die Sternenflotte wird das nicht als glaubwürdige Bestreitbarkeit ansehen, Heiler.“
„Das ist das Problem der Sternenflotte“, entgegnete Sobon, „und nicht meines.“
„Wie sollte sie das Dorf unbemerkt verlassen haben?“, fragte T’Nel verwirrt. „An den Sicherheitsleuten der Sternenflotte kam sich bestimmt nicht vorbei.“
Sobon erhob sich aus dem Bett und strich sich die Falten vom Nachtgewand. „Mein Kind, du scheinst zu vergessen, dass auch T’Prynn ein hervorragender Sternenflottenoffizier ist, und eine intelligente noch dazu. Die Annahme erscheint mir logisch, dass sie über das Wissen und die Möglichkeiten verfügt, derartige Hindernisse zu bewältigen. Und jetzt entschuldige mich bitte. Ich muss mein eigenes Tagwerk beginnen.“
T’Nel warf einen letzten Blick aus dem Fenster und wandte sich erneut dem alten Vulkanier zu. „Ich verstehe nicht. Wo sollte sie hin?“
Sobon war schon fast an der Tür, als er innehielt und sich zu ihr umdrehte. „T’Prynn sucht Antworten auf viele Fragen. Vielleicht befand sie, dass die Zeit gekommen ist, diese Antworten zu finden.“
„Sobald die Sternenflotte ihr Fehlen bemerkt“, warf T’Nel ein, „wird sie als flüchtig eingestuft. Dann wird es keinerlei Entgegenkommen bezüglich der Anklagen geben, die gegen sie vorgebracht wurden.“
„Ich habe keinerlei Grund zu der Annahme, dass sich T’Prynn dessen nicht bewusst ist“, sagte Sobon. „Aber du weißt so gut wie ich, dass sie sich davon nie beeinflussen lassen würde. Und dass sie erst zufrieden sein wird, wenn sie das, zu was auch immer sie sich entschieden hat, durchgeführt hat. Allein. So, wie es schon immer ihre Art war.“
Das stimmt
, dachte T’Nel. T’Prynn hatte nie zugelassen, dass etwas zwischen ihr und ihren Zielen stand. Nun, da sie von der Last befreit war, die sie so viele Jahre beansprucht hatte, war es nur logisch, dass sich T’Prynn neue Ziele setzte. Ziele, die nur sie kannte.
Sobon verließ den Raum und ließ T’Nel allein. Sie starrte aus dem Fenster über die
Weitere Kostenlose Bücher