Star Trek - Vanguard 04 - Offene Geheimnisse
gesehen bedauerte er die Reaktionen nicht, zu denen sein Artikel bei der Besatzung der Station, die Commodore Reyes zumeist sehr achtete, geführt hatte. Auch konnte er Theriault nicht verdenken, dass sie auf Distanz gegangen war. Sie gehörte zur Sternenflotte – und nach Auffassung vieler ihrer Offizierskollegen hatte Pennington sie und vielleicht alles, für das sie einstanden, angegriffen. Er selbst sah das anders. Er hielt Diego Reyes auch nicht für den Bösewicht dieses Stückes und hatte sich bemüht, ihn nicht als solchen darzustellen. Wenn überhaupt jemand den Commodore derartig einschätzte, dann die Sternenflotte. Beziehungsweise eine Handvoll mächtiger Personen an deren Spitze.
„Ich kann’s niemandem verdenken“, sagte Pennington und dachte an die Reaktionen, zu denen es in den Stunden und Tagen, nachdem der Föderationsnachrichtendienst seinen Artikel über den Jinoteur-Vorfall veröffentlicht hatte, gekommen war. An die Bedrohung durch die mysteriösen Aliens, die er aufgedeckt hatte, sowie ihre Bedeutung für diesen Teil der Galaxis. War es übertrieben zu behaupten, die gesamte Menschheit sei betroffen? Seit über einem Jahrhundert hatte sie ihre irdische Wiege verlassen und reiste schneller als das Licht zwischen den Sternen umher. Würde all das einfach weggewischt werden, sobald diese neue Macht wütend und rachsüchtig aus dem Loch hervorkroch, in dem sie sich versteckt hatte?
Theriault hatte mit nichts angedeutet, dass ihre Beziehung beendet war. Stattdessen schien sie ihm sogar abzukaufen, dass Reyes ihm den FND-Artikel genehmigt und ihm sogar geholfen hatte, ihn dem Nachrichtendienst zukommen zu lassen, anstatt wie erwartet als Zensor aufzutreten und die innere Sicherheit zu bewahren. Soweit es Pennington betraf, war Diego Reyes ein Mann mit Ehre und Prinzipien, der aufrichtig geglaubt hatte, das Richtige zu tun. Bis er gemerkt hatte, dass dem zumindest aus seiner Sicht nicht so war. Was der erfahrene Offizier nach dieser Erkenntnis getan hatte, war schlicht heldenhaft gewesen. Und tief drin klammerte sich Pennington an den Glauben, dass auch diejenigen aus der Sternenflotte, die bald über Reyes’ Schicksal entschieden, das ähnlich sahen – obwohl das Gesetz sie zwang, Reyes als Kriminellen zu betrachten.
„Ach, übrigens“, sagte Allie und schnippte mit den Fingern. „Das hätte ich fast vergessen. Ich hab noch was für dich.“ Sie blickte zwischen der Theke und der Wand hin und her, suchend nach etwas, das Pennington nicht sah. „Irgendwo hier muss es sein.“ Nach einer kurzen Weile grunzte sie zufrieden und griff unter die Theke. Als ihre Hand wieder zum Vorschein kam, hielt sie etwas, das Pennington als blaue Datenkarte erkannte. „Dein Kumpel Quinn hat das für dich hinterlegt.“
Verwirrt runzelte Pennington die Stirn. „Quinn? Geht’s ihm gut?“
„Als ich ihn zuletzt sah, schien er okay zu sein“, sagte Allie, dann legte auch sie die Stirn in Falten. „Wenn ich darüber nachdenke … In den letzten Wochen wirkte er schon irgendwie neben der Spur. Ich geb’s ungern zu, aber ich fürchte, ich mochte ihn besser, als er noch ständig betrunken war. Zumindest war er dann berechenbar.“
Pennington kicherte. Sein ungleicher Freund und Reisegefährte Cervantes Quinn hatte sich seit ihrem gemeinsamen, denkwürdigen Ausflug ins Jinoteur-System in der Tat verändert. Sie hatten damals als Helfer der belagerten
Sagittarius
-Mannschaft gute Arbeit geleistet, deren Schiff während der Erkundung des vierten Planeten stark beschädigt worden war. Als Dank für ihre gute Tat hatte Lieutenant Commander T’Prynn Quinn die Schulden erlassen, die er bei ihr und beim orionischen Handelsprinzen Ganz hatte. Pennington würde nicht soweit gehen, Quinn nach diesen Ereignissen als „neuen Mann“ zu bezeichnen, doch gefiel ihm der Gedanke, der alte Halunke befände sich auf dem Weg in ein besseres, erfüllteres Leben.
Pennington fiel auf, dass er Quinn seit dem vorigen Morgen nicht gesehen hatte. Er hatte die
Rocinante
inspiziert – den verfallenen Haufen aus Schrott und Draht, den er stolz Schiff nannte. Als Pennington fragte, ob Quinn den Frachter für einen neuen Job vorbereitete, hatte der freie Spediteur geantwortet, in seiner Branche sei es wichtig, allzeit bereit zu sein.
Pennington griff über die Theke und nahm die Datenkarte in Empfang. „Danke. Was dagegen, wenn ich eine der Komm-Stationen benutze?“
Allie schüttelte den Kopf und deutete mit ihrer freien Hand in
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