Star Trek - Vanguard 04 - Offene Geheimnisse
den hinteren Bereich der Bar. „Tob dich aus. Aber wenn er gestorben ist und dir alles hinterlassen hat, gibst du mir was ab, klar? Bei dem Deckel, den er seit seiner Ankunft hier gemacht hat, wäre das echt das Mindeste.“
„Ich werde sehen, was ich tun kann“, antwortete Pennington und goss sich den Rest Bier ins Glas. Dann hob er die leere Flasche hoch. „Schreibst du die auf?“
„Verlass dich drauf“, erwiderte Allie. Sie blickte nicht auf, sondern war mit etwas unter der Theke beschäftigt.
Im hinteren Bereich von Tom Walkers Laden standen vier Komm-Kabinen, jede von undurchsichtigem, schalldichtem Glas umgeben. Sie waren unbesetzt, und Pennington wählte die, welche am weitesten vom Schankraum entfernt war. Er schloss die Tür der Kabine hinter sich und setzte sich auf den lehnenlosen Stuhl vor der kleinen audiovisuellen Komm-Einheit. Sie war von einfacher Ausstattung und bestand aus einem kompakten Bildschirm, einem Bedienfeld und einem Schlitz für Datenkarten. Pennington nahm die Karte hervor, die Allie ihm gegeben hatte, und schob sie in den Schlitz, dann berührte er eine Taste auf dem Feld neben dem Monitor.
Einen Augenblick später erschien Cervantes Quinn auf dem Bildschirm. Sein schwarzgraues Haar war geschnitten, gewaschen und zu etwas gekämmt worden, das einer Frisur ähnelte. Der Bartschatten, der seine Wangen und sein Kinn sonst verdunkelte, war verschwunden und in seinen Augen lag eine Wachsamkeit, die Pennington seit Beginn ihrer unwahrscheinlichen Freundschaft nur selten an ihm gesehen hatte.
„Du siehst fast wie ein Mensch aus, Alter“, murmelte Pennington, und seine Stimme hallte von den Wänden des engen Verschlages wider, als Quinn auf dem Monitor zu sprechen begann.
„Wie stehen die Aktien, Zeitungsjunge?“
, fragte er und ließ sein übliches Grinsen aufblitzen.
„Mir ist klar, dass das hier ein wenig wie ein Abschiedsbrief aussieht, aber mach dir keine Sorgen: Ich mache nicht wegen eines jüngeren Reporters Schluss mit dir.“
„Als ob ich das befürchtet hätte“, witzelte Pennington.
Das Lächeln auf dem Monitor verblasste leicht.
„Hör mal. Du bist clever und hast es wohl schon vermutet, aber ich habe in letzter Zeit ein wenig nachgedacht. Diese Emo-Typen würden es wohl Seelenerkundung nennen, aber bei meinem Paps hieß so etwas schlicht Langer Blick in den Spiegel. Wir wissen beide, dass ich einen ganzen Haufen Mist gebaut habe, aber aus irgendeinem Grund gewährt mir jemand oder etwas eine Art zweite Chance. Ich bin vielleicht dumm, aber ich bin nicht verrückt – und wenn mir irgendwer ein solches Geschenk macht, wird es verdammt noch mal Zeit, dass ich das Richtige tue.“
Dann lächelte er wieder und deutete mit der rechten Hand auf sich.
„Ich kann ganz passabel aussehen, wenn ich will, oder? Ist eine Schande, dass du nicht hier bist und mein schickes Eau de Cologne riechen kannst. Bei dem blättert die Farbe von den Wänden des Schiffes. Aber es ist nur der Anfang, jedes Mal zu baden, wenn man mich aus einer Bar wirft. Ich muss weg, einige Orte besuchen und einige Leute sehen. Ich muss mir über ein paar Dinge klar werden. Du würdest es wohl Midlife-Krise eines schlechten Gewissens nennen, oder so.“
Pennington begriff allmählich. „Oh, erzähl mir nicht, du hättest …“
„Wenn du diese Nachricht erhältst, bin ich weg“
, sagte Quinn und bestätigte die Vermutung des Journalisten.
„Was ich zu tun habe, muss ich allein erledigen. Außerdem brauchst du mich bestimmt nicht an deiner Seite – jetzt, wo du wieder im News-Geschäft drin bist, würde ich dich nur ausbremsen. Ich habe dein Gesicht gesehen, als dich der FND wieder wahrgenommen hat. Davon zehrst du seit Wochen. Du scheinst Spaß zu haben, aber ich weiß, wie sehr es dich ärgert, nicht über diese Sache mit der Ersten Föderation schreiben zu können.“
Verschwörerisch beugte er sich vor.
„Unter uns gesagt, Zeitungsjunge, sind diese Jungs im Vergleich zu dem, was wir in der Taurus-Region gefunden haben, doch Amateure. Was mich angeht, bist du immer noch die Nummer Eins, selbst wenn deine Artikel momentan nicht auf die Titelseiten kommen. Warte einfach, bis da draußen wieder etwas Verrücktes passiert. Dann werden sich deine Chefs nach dir sehnen, wie … na ja … wie ich mich nach einer Flasche Scotch
.
Wie dem auch sei. Ich bin keiner, der philosophisch wird oder wegen so etwas zu flennen beginnt, aber ich will, dass du eines weißt, Tim: Du warst mir ein guter Freund
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