Star Trek - Vanguard 05 - Vor dem Fall
ersten Nacht gemeinsamer Gefangenschaft sah. Am nächsten Morgen hatten die Klingonen einen kleinen Bereich so modifiziert, dass er die Art von heißer Hochdruckumgebung lieferte, die Ezthene brauchte, wenn er ein Langzeitgefangener bleiben sollte. Wie jede andere Sorte in sich geschlossener Schutzanzüge konnte der des Tholianers nur eine begrenzte Zeit funktionieren, bis er wieder aufgeladen werden musste.
Der gleiche Gestank, der jede Ecke des Schiffes durchdrang – ein moschusartiges Gemisch aus Schweiß und ungewaschenem Haar, kombiniert mit einem beißenden Geruch verschütteter alkoholischer Getränke –, war auch in diese Kabine gekrochen. Reyes fragte sich, wie viel des Gestanks vom Schiff selbst ausging und wie viel von seiner Mannschaft kam.
Captain Kutal trat ein. „Bevor wir anfangen, sollten Sie beide wissen, dass ich Sie, auch wenn wir angewiesen wurden, Sie wie Gäste zu behandeln, ohne jede Warnung töten werde, wenn Sie auch nur die kleinste Geste machen, die ich nicht mag. Haben Sie verstanden.“
Ezthene sagte nichts.
Reyes gähnte, dann sagte er zu Kutal: „Fangen Sie schon an.“
Kutal knurrte Reyes an, dann sagte er zu den zwei Wärterpaaren: „Wegtreten.“
Der Befehl rief misstrauische Blicke zwischen den vier Soldaten hervor. Sie sahen Kutal nach Bestätigung fragend an. Er bewegte seinen Kopf zur Tür hinter sich. Die Krieger verließen den Raum mit bitterer Resignation. Kutal verschloss die Tür hinter ihnen.
„Nun ist es für Sie beide an der Zeit, Ihren Wohltäter zu treffen“, sagte er. Er betätigte einen Interkom-Schalter, der sich auf dem Tisch befand und sagte: „Wir sind soweit.“
Eine andere Tür glitt auf und eine einzelne Gestalt trat ein. Es handelte sich um einen hochgewachsenen, schlanken Klingonen mit stolzer Körperhaltung. Er hatte dicke, lockige Brauen und sein Kinn war mit einem gut gestutzten Bart bedeckt. Die kunstvollen Verzierungen seines Gewands und der Schärpe kennzeichneten ihn als Mitglied des Hohen Rates.
Reyes hätte den Mann selbst dann erkannt, wenn er in einen Leinensack gehüllt gewesen wäre. Er sprach den Namen des Klingonen mit einem feindlichen Flüstern aus: „Gorkon.“
Ratsmitglied Gorkon schenkte Reyes ein schwaches Lächeln. „Sie erinnern sich an mich“, sagte er. „Wie schmeichelhaft.“
Die Stimme des Klingonen zu hören brachte eine Flut von Erinnerungen an Reyes’ Jahre als Captain der
U.S.S. Dauntless
zurück. Seine Wege hatten sich mehrere Male mit Gorkons gekreuzt, der damals der kommandierende Offizier des Schlachtkreuzers
I.K.S. Chech’lw
gewesen war. Mehr als nur ein paar Leben waren während dieser sogenannten Scharmützel auf beiden Seiten zu beklagen gewesen.
Das Ratsmitglied nickte Captain Kutal zu. „Lassen Sie uns allein.“
Kutal verspannte sich. „Sie sollten nicht unbewaffnet mit diesen ...“
„Ich
bin
bewaffnet, Kutal“, sagte Gorkon. „Wenn ich Sie brauche, werde ich nach Ihnen schicken lassen. Jetzt gehen Sie.“
Widerwillig entriegelte Kutal die Tür hinter ihm und verließ das Besprechungszimmer. Die Tür schloss sich zischend, während Reyes Gorkon anstarrte und fragte: „Was soll das alles? Ist das Ihre späte Rache?“
Gorkon hob sein Kinn und sein Lächeln nahm einen selbstgefälligen Zug an.
„Wohl kaum. Ich bevorzuge es, meine Gegner sich selbst zerstören zu lassen. Ein typisches Beispiel: Sie. Ich hätte nichts so Spektakuläres planen können wie das, was Sie selbst über sich gebracht haben.“
Ezthenes Stimme knackte durch seinen Vokoder, als er unterbrach.
„Diegos Frage ist immer noch unbeantwortet.“
Gorkon hob eine Augenbraue. „Sie sprechen sich mit Vornamen an, was? Ich muss schon sagen, Diego, vielleicht habe ich Sie falsch eingeschätzt. Sie haben endlich etwas über Diplomatie gelernt.“
„Und Sie haben gelernt, viel zu viel zu reden“, sagte Reyes. „Sie müssen das aufgeschnappt haben, als Sie als Kanzler Sturkas Lakai gedient haben.“
Gorkons Lächeln verschwand. Einen Moment lang blitzte Wut in seinen Augen auf, doch dann nahm er einen tiefen Atemzug und sein Zorn verebbte. „Das ist Vergangenheit. Ich habe Sie beide hierher gebracht, um die Zukunft zu besprechen.“
„Was für eine Zukunft soll das sein?“, fragte Reyes. „Die, in der ich vor einem Scheingericht auf Qo’noS stehe und mein Kopf dafür abgehackt wird, dass ich meinen Job gemacht habe? Oder die, in der Ihr ganzes Volk verhungert, weil Ihre Regierung zu viel für das Militär
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