Star Trek - Vanguard 07 - Das Jüngste Gericht
erkannte er eine kleine versengte Stelle an seinem Bein. Obwohl es eher wie ein Streifschuss aussah, hatte sich der Disruptorschuss durch das Material des Overalls gebrannt und Haut sowie Muskelgewebe verletzt. Seine Augen begannen zu tränen, während Phaserfeuer den Korridor erfüllte. Doch mit einem Mal endete der Schusswechsel und er sah, wie T’Prynn auf ihn zugerannt kam.
»Es scheint nichts Ernstes zu sein«, stellte sie nach einer kurzen Untersuchung der Wunde fest, wobei sie lauter sprechen musste, um den Alarm zu übertönen. Reyes hob den fallen gelassenen Disruptor wieder auf, und sie half ihm auf die Beine. Dann sah er, dass alle vier Orioner auf dem Deck lagen und Opfer von T’Prynns überragenden Schießkünsten geworden waren. »Wir müssen los. Sofort.«
Obwohl die Sirene weiterhin plärrte, hörte Reyes das Geräusch schwerer schneller Schritte auf den Deckplatten, das immer lauter wurde. Er biss die Zähne zusammen, als der Schmerz durch seinen Oberschenkel schoss, und gestattete T’Prynn, ihm durch den Gang zu helfen, während er sich immer wieder umsah und darauf wartete, dass Ganz und seine Untergebenen erschienen.
Komm schon, du großes grünes Arsch…
Er spürte kühle Luft auf der schweißnassen Haut, als seine Füße fast über die erhöhte Schwelle stolperten, die zur Andockrampe gehörte. Als T’Prynn ihn weiter führte, sah Reyes zu Boden und erblickte das vertraute Glänzen polierter Duraniumdeckplatten. Wie lange war es her, dass er das letzte Mal einen Fuß auf die Station gesetzt hatte? Wie lange hatte er sie nur durch die Fenster der
Omari-Ekon
anstarren können?
»Achtung!«, rief er und spürte, wie sein Herz raste, als Ganz und wenigstens ein Dutzend seiner Leute – von denen nur einige Orioner waren – um die Ecke in den Gang stürmten, den Reyes und T’Prynn gerade verlassen hatten. Er spürte, wie sich T’Prynn in die Richtung umdrehte, während sie ihn weiter in den Wartungskorridor der Station zerrte. Dank ihrer Bewegung konnte er den Disruptor in seiner linken Hand anheben.
»Reyes!«, brüllte Ganz, dessen Gesicht einer Fratze ungezügelter Wut glich. Der Orioner blieb nicht etwa an der Schwelle stehen, die sein Schiff von der Station trennte, da er die Jagd anscheinend nicht aufgeben wollte. Er war weniger als zehn Meter von ihnen entfernt und rannte weiter auf sie zu, während er mit seiner gewaltigen grünen Pranke die Disruptorpistole hob und auf Reyes’ Gesicht zielte.
Dann brach ringsum Chaos aus.
Phaserfeuer durchbohrte die Luft rund um Reyes, während er zu Boden gezogen wurde. Blau-weißes Licht schoss über seinen Kopf hinweg. Aus der anderen Richtung erklang das tiefe Jaulen der Disruptorpistolen. T’Prynn ließ ihn auf das Deck sinken, um dann das Feuer zu erwidern. Aber das schien gar nicht nötig zu sein, da Reyes wenigstens ein halbes Dutzend Männer und Frauen in Sternenflottenuniform sehen konnte. Er spürte eine Hand an der Schulter und blickte in das Gesicht eines andorianischen Offiziers, den er nicht erkannte. Dann wurde ihm klar, dass dies Commander ch’Nayla sein musste, T’Prynns Nachfolger in der Position des Geheimdienstoffiziers der Station.
»Mister Reyes«, sagte er und packte ihn, um ihn aus der Schusslinie zu bringen, »kommen Sie mit.«
Während der Schmerz in seinem Oberschenkel immer heftiger wurde, ließ Reyes zu, dass ihn der Andorianer weiter führte, während T’Prynn und die anderen Sternenflottenangehörigen an der ersten Kreuzung, die zur Station führte, in Deckung gingen. Die Orioner schienen den Sicherheitsleuten der Sternenflotte zahlenmäßig überlegen zu sein und nutzten diesen Vorteil, um weiter vorzurücken, während sie unablässig feuerten. Ganz hatte hinter dem Eingang der Andockbucht Stellung bezogen und schoss immer wieder aus der Deckung heraus.
»Hat er den Verstand verloren?«, fragte Reyes an niemand Speziellen gerichtet, als er sein Gewicht auf das unverletzte Bein verlagerte und sich an die Schottwand lehnte.
Ch’Nayla feuerte den Gang entlang. »Es sieht ganz danach aus.«
Ein Schatten fiel auf die Deckplatten neben Reyes. Er drehte sich um und stand vor Tim Pennington, der den tragbaren audiovisuellen Rekorder in der Hand hielt, mit dem Reyes ihn schon einige Male gesehen hatte.
»Was zum Teufel haben Sie denn hier zu suchen?«, fuhr Reyes ihn an.
Pennington wirkte ein wenig außer Atem zu sein und grinste ihn vielsagend an. »Am richtigen Ort zur falschen Zeit. Das scheint mein
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