Star Trek - Vanguard 07 - Das Jüngste Gericht
hielt dann mit gerunzelter Stirn inne, als wäre ihm gerade etwas eingefallen. »Sie hätten Ganz’ Blick kurz vor seinem Tod sehen sollen. Er war wütend und wollte meinen Kopf, und zwar sofort und unter allen Umständen.«
»So etwas Ähnliches hat Neera auch gesagt, als Lieutenant Jackson sie verhört hat«, erwiderte Nogura. »Sie hat nur geweint und sich als hilflose Prostituierte ausgegeben, die seinem Willen unterworfen war. Sie hatte keine Ahnung, dass wir die Wahrheit über ihre Beziehung zu Ganz längst kannten.« Es hatte vereinzelte Berichte – manche über ein Jahrhundert alt – über andere Orionerinnen gegeben, die Macht innerhalb einer kriminellen Organisation, wie Ganz sie vermeintlich geleitet hatte, besaßen. In mehreren Fällen spielten die Frauen ihre Rolle herunter und erlaubten es einem Untergebenen – der fast immer männlich war –, in der Öffentlichkeit als Anführer aufzutreten. Das hatte natürlich den Vorteil, dass der angebliche Boss das Ziel von Wettbewerbsstreitigkeiten, Spott und sogar gelegentlichen Attentatsversuchen wurde. Dieses Vorgehen war außerdem hilfreich in Situationen, in denen die Schuldzuweisung an jemand anderen als den wahren Anführer der Organisation erfolgen konnte.
»Wollen Sie damit sagen, dass Neera bei Jackson keinen der Tricks versucht hat, die Orionerinnen so gut beherrschen?«, wollte Reyes wissen. »Ich habe das am eigenen Leib zu spüren bekommen, und ich kann Ihnen sagen, dass es schwerer ist, als man denkt, ihren Verlockungen zu widerstehen.«
»Das kann ich mir vorstellen«, meinte Nogura. »Ich habe Jacksons Gespräch mit ihr beobachtet, und sie hat versucht, ihn mit ihrem Charme um den Finger zu wickeln. Sie hat behauptet, sehr dankbar dafür zu sein, dass wir Ganz beseitigt haben. Angeblich hat sie sich vor ihm gefürchtet und all so ein Unsinn.« Er schüttelte den Kopf. »Es gab da einen Moment, in dem ich beinahe eingeschritten wäre, aber Jackson hat alles unter Kontrolle behalten. Ihr kleines Geheimnis ist bei uns sicher, aber ich bezweifle, dass es ihr leichtfallen wird, einen verlässlichen Ersatz für Ganz zu finden, wenn man bedenkt, welches Schicksal er erlitten hat und wie schnell Neera und alle anderen ihn fallen gelassen haben.« Erneut schüttelte er den Kopf. »Das ist ihr Problem, nicht unseres.«
Nogura ging voraus in sein Büro und wies die beiden Sicherheitsleute an, vor der Tür zu warten, während er Reyes bedeutete, ihm zu folgen. Mit hinter dem Rücken verschränkten Händen wartete er, bis sich die Türen geschlossen hatten. »Ich hatte noch gar nicht die Gelegenheit, Ihnen für das zu danken, was Sie da drüben für uns getan haben. Ich weiß, dass Sie ohnehin schon in Gefahr geschwebt haben, die sich durch Ihre Mission noch vergrößert hat. Ich weiß es zu schätzen, dass Sie dieses Risiko für uns eingegangen sind.«
Reyes zuckte mit den Achseln. »Alte Gewohnheiten legt man eben nicht so schnell ab, schätze ich. Ich hoffe nur, dass es die Sache wert war, vor allem, wenn ich an ch’Nayla, Pennington, Hetzlein, Gianetti und alle anderen denke, die gestorben sind oder verletzt wurden, seit wir dieses verdammte Meta-Genom gefunden haben.«
»Mit etwas Glück werden wir das bald herausfinden«, erwiderte Nogura. Während er hier mit Reyes sprach, arbeiteten die Lieutenants T’Prynn und Xiong bereits an den Navigationsdaten, die Reyes von der
Omari-Ekon
mitgebracht hatte.
»Ich kann es kaum erwarten«, sagte Reyes, und Nogura hörte den Sarkasmus in seiner Stimme. »Ich möchte mich bei Ihnen bedanken, dass ich nur im Gästequartier eingeschlossen wurde. Sie hätten das Recht gehabt, mich in der Arrestzelle einzusperren, bis mich irgendjemand zur Erde bringen kann.«
Nogura hatte zwar überlegt, genau das zu tun, dann jedoch beschlossen, dass eine solche Behandlung nicht nötig war. Er glaubte nicht, dass Reyes fliehen würde, und ihn unter Bewachung im Gästequartier unterzubringen, würde ausreichen, bis der Zeitpunkt für seine Verlegung gekommen war – entweder mit einem Transportschiff in die Strafkolonie auf Neuseeland auf der Erde, wie es das ursprüngliche Urteil vorgesehen hatte, oder an einen anderen Ort. »Es schien unter diesen Umständen angemessen zu sein. Ich hoffe, Sie fühlen sich in Ihrem neuen Quartier wohl?«
»Ich habe seit Monaten nicht mehr so gut geschlafen«, entgegnete Reyes. »Es ist schön, endlich wieder ins Bett gehen zu können, ohne sich Sorgen machen zu müssen, dass man vor
Weitere Kostenlose Bücher