Star Trek - Vanguard 07 - Das Jüngste Gericht
»Ich habe mir gerade die Aufnahmen der Sicherheitskameras vom Glücksspieldeck angesehen. Lekkar hatte wohl einen Anfall von Größenwahn und wollte es mit Reyes aufnehmen.«
Neera runzelte die Stirn. »Worum ging es dabei?«
»Keine Ahnung. Darum lasse ich ihn jetzt von Tonzak herbringen.« Die Sicherheitskameras auf dem Glücksspieldeck hatten keine Audioaufnahmen von dem Streit zwischen Reyes und Lekkar gemacht, allerdings war die körperliche Auseinandersetzung klar und deutlich zu erkennen gewesen. Die Bilder zeigten, dass Lekkar den kurzen Streit angefangen hatte, doch trotz seines höheren Alters und der vermeintlich geringeren Kraft war es Reyes gelungen, das Handgemenge mit der Schnelligkeit und Effizienz zu beenden, die Ganz bei jemandem mit einer Sternenflottennahkampfausbildung erwartet hatte.
»Lekkar ist ein Opportunist«, sagte Neera, stand vom Sofa auf und richtete ihr Kleid. »Er wollte zweifellos in deiner Gunst aufsteigen. Er hat sich ja schon immer für wichtiger gehalten, als er ist.«
Ganz nickte. »Ich weiß, wie er sich fühlt.« Der Kommentar brachte ihm ein wissendes, wenn nicht gar zustimmendes Nicken von Neera ein.
»Er mag ein Opportunist sein, aber er ist auch kein völliger Idiot. Wenn er Reyes angegriffen hat, dann muss er etwas gehört oder gesehen haben, das ihm verdächtig vorgekommen ist.« Irritiert grunzend rieb er sich den Nasenrücken. »Dieser unerträgliche Mensch bereitet mir in jeder nur erdenklichen Hinsicht Kummer. Ich hätte ihn schon längst umbringen sollen.«
»Das kannst du zu gegebener Zeit immer noch tun, Liebster«, beruhigte ihn Neera. »Vorerst brauchen wir ihn noch.«
Mit einem Schnauben nickte Ganz widerwillig. »Ich weiß.« Es war ein unerwarteter Glücksfall gewesen, dass Reyes an Bord der
Omari-Ekon
Asyl gesucht hatte. Er hatte Ganz geholfen, mit dem kommandierenden Offizier von Sternenbasis 47, Admiral Nogura, zu verhandeln, damit sie erneut an Vanguard andocken konnte. Geschützt durch die gewaltige Raumstation war Ganz relativ sicher vor seinen Feinden, von denen es eine ganze Menge gab. Keiner von ihnen wollte sich den Zorn der Sternenflotte zuziehen, indem sie ihn hier angriffen. Er wusste ebenso gut wie Neera, dass Nogura Reyes in seiner Nähe behalten wollte, auch wenn die Föderationsgesetze und Sternenflottenvorschriften verhinderten, dass er ihn vom orionischen Schiff holen konnte. Daher war dies eine seltsame, symbiotische Beziehung für alle Beteiligten, die einander umtänzelten und nicht bereit waren, etwas zu tun, was das instabile Gleichgewicht, das sie aufgebaut hatten, ins Wanken bringen konnte.
»Ich habe natürlich auch über Alternativen nachgedacht«, gestand Neera und ging zu der kleinen in der Wand eingelassenen Bar in der Nähe des Balkons im hinteren Teil des Büros.
»Wie sein Essen zu vergiften? Ihn in einen Turboliftschacht zu stoßen? Ihn durch die Hände meiner wenig erfahrenen, aber umso eifrigeren Sicherheitsleute einen unglücklichen Unfall erleiden zu lassen?«, erwiderte Ganz mit einem humorlosen Kichern. Seiner Meinung nach waren die Möglichkeiten, Reyes’ Ableben zu gestalten, nahezu endlos, das Problem war nur, die eine Lösung zu finden, die den Verdacht – oder den Zorn – von Admiral Nogura nicht erregen würde.
»Nichts so Offensichtliches«, erwiderte Neera, griff nach einer auf der Bar stehenden Weinkaraffe und schenkte sich nach. »Außerdem nützt er uns tot oder schwer verwundet nichts. In seinem Kopf befinden sich zu viele Informationen, um ihn einfach umzubringen.«
Ganz runzelte die Stirn. »Es gibt unzählige Möglichkeiten, die nützlichen Informationen aus ihm herauszukriegen.«
»Auch das ist zu riskant«, konterte Neera. »Aber glaube nicht, ich hätte nicht darüber nachgedacht. Ich habe sogar einige meiner besten Gefährtinnen losgeschickt, um ihn mit diversen Angeboten zu ködern, doch er ist standhaft geblieben. Er ist dickköpfig, sogar für einen Menschen. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal einem Erdenmann begegnen würde, der Trianna widersteht.«
Gepackt von ehrlicher Neugier zog Ganz die Augenbrauen hoch. »Trianna? Das ist beeindruckend.« Er hatte die zahlreichen Talente dieser enthusiastischen jungen Frau selbst getestet, was er Neera natürlich niemals eingestanden hatte. Dass Reyes in der Lage gewesen war, Triannas direkten Verführungsversuchen zu widerstehen, sprach für die Selbstdisziplin des ehemaligen Sternenflottenoffiziers.
Oder wirft ein recht eindeutiges
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