Star Trek - Vanguard 07 - Das Jüngste Gericht
als würde er über das gerade Gehörte nachdenken, und sein Gesichtsausdruck war undurchdringlich. Dann nickte der Romulaner kurz, fast wie zu sich selbst, bevor er erneut die Sitzposition wechselte. »Lugok ist ein leidenschaftlicher Klingone, aber ich fürchte, ich werde nie in der Lage sein, vorherzusagen, worauf er seine Leidenschaft konzentrieren wird. In meinen jungen Jahren habe ich zu einer ähnlichen Überschwänglichkeit geneigt, Botschafter, und vielleicht ist es meine Buße für diesen ungezügelten Eifer, dass ich jetzt hier bin, auf Ihrem Kreuzzug.«
Als Erwiderung lachte Jetanien sanft und höflich, auch wenn er die Beobachtungen seines Freundes nur bedingt teilte. Er sah seine Aufgabe auf Nimbus III definitiv nicht als Buße für irgendein unüberlegtes Verhalten in der Vergangenheit. »Ach, kommen Sie, Senator. Wir hatten unsere Probleme bei der Gründung von Paradise City, aber Sie erkennen doch gewiss, dass unsere Bemühungen vielversprechende Früchte tragen.«
Dass er und D’tran zusammen mit dem klingonischen Botschafter Lugok erfolgreich die Bedingungen für den Bau und die Leitung der Kolonie ausgehandelt hatten, dass sie von ihren jeweiligen Regierungen überhaupt Unterstützung für ihr Unterfangen erhalten hatten, das war für Jetanien nahezu unbegreiflich, wann immer er über die Ereignisse der vergangenen Monate nachdachte. Die ausgedehnten Verhandlungen, die nach dem ersten heimlichen Treffen des Trios stattgefunden hatten, waren seiner Meinung nach der leichteste Teil gewesen. Lugok hatte während ihrer gemeinsamen Zeit auf Sternenbasis 47 bereits von ihrer friedlichen Koexistenz profitieren können, und diese Bereitschaft zu gemeinsamen Unternehmungen war nach dem Vertrag von Organia nur noch gewachsen. Die beiden Diplomaten hatten das gute Verhältnis zueinander genutzt, um Senator D’tran davon zu überzeugen, die romulanische Beteiligung am Testunternehmen Nimbus III zu erwirken. Ihre Argumente passten zu den progressiven Ansichten des erfahrenen Senators hinsichtlich diplomatischer Beziehungen zu interstellaren Mächten. Diese Einstellung hatte D’tran mehrere Jahrzehnte gut gedient und ging zurück auf seine Rolle beim Beenden des Irdisch-Romulanischen-Krieges und beim Entwerfen eines Friedensvertrags, der im darauf folgenden Jahrhundert nicht ein Mal gebrochen worden war.
Die daran anschließenden Diskussionen mit den jeweiligen Regierungen der Diplomaten, die zur Genehmigung von Nimbus III führten, waren Jetaniens Meinung nach durchaus als Meilenstein zu bezeichnen. Doch seine Kollegen hatten ihm nur sehr wenige Details dieser Verhandlungen anvertraut, die keine Hinweise darauf gaben, wie langwierig oder gar hitzig die Gespräche gewesen oder welche persönlichen Gefallen versprochen oder eingefordert worden waren, um die gewünschte Unterstützung zu erhalten. Erwartungsgemäß beschwerte sich Lugok darüber, dass er es mit dem klingonischen Hohen Rat außerordentlich schwer gehabt habe, doch Jetanien war sich seiner Eigenart, über jede seiner Bemühungen zu klagen, schmerzlich bewusst. D’tran sagte nicht mehr über seine eigenen Anstrengungen, als dass die anderen Senatoren längst an seine großen Ideen gewöhnt waren und sie von dieser einfach in einer besonders großzügigen und toleranten Stimmung überrascht worden waren.
Jetanien größtes Problem hatte nicht darin bestanden, die Herzen und den Verstand der Ratsmitglieder der Föderation zu gewinnen, sondern darin, das von seiner abgelegenen Position auf Vanguard aus tun zu müssen. Anstatt die Station zu einer Zeit zu verlassen, in der in der Taurus-Region große Unruhe herrschte, hatte Jetanien die Verhandlungen hauptsächlich per Subraumkommunikation geführt, einem Medium, das er im Vergleich zu persönlichen Treffen verabscheute. Doch die Reisezeit von Vanguard zur Erde hatte solche Besprechungen unmöglich gemacht. Außerdem hatte er zu jener Zeit noch das Verlangen verspürt, mit Angehörigen des Orion-Syndikats zu verhandeln – es widerstrebte ihm, sie Diplomaten zu nennen –, damit Diego Reyes die
Omari-Ekon
verlassen konnte, die laut der letzten Berichte noch immer an der Station angedockt war. Seine Bemühungen an dieser Front hatten sich jedoch als ergebnislos erwiesen, selbst nachdem er die Unterstützung des Föderationsrates für seinen Vorschlag bezüglich Nimbus III erhalten hatte.
Seit der Rückkehr auf den Planeten hatte Jetanien all seine Bemühungen und Energie auf die Kolonie
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