Star Trek - Vanguard 07 - Das Jüngste Gericht
Kraloq es wie die meisten Männer vorzog, selbst am Steuer zu sitzen, anstatt sich den Wünschen seiner Partnerin zu fügen, doch er ertrug diesen Affront auf sein Ego größtenteils schweigend. Was sie anging, so war das angenehme Jaulen des Sporak-Motors, der jedes Teil des Fahrzeugs zum Vibrieren brachte, bestens dazu geeignet, sie zu beruhigen. Dabei erinnerte sie sich auch immer daran, wie sie mit ihrem Vater zu seinen Lieblingsjagdgebieten auf
Qo’noS
gefahren war. Die Reise hatte von ihrem Zuhause aus fast den ganzen Tag gedauert, und währenddessen hatte sie Lieder gesungen oder ihr Vater hatte ihr Geschichten erzählt. Auf jedem darauf folgenden Ausflug wurden diese Geschichten immer weiter ausgeschmückt, was sie für sie nur noch faszinierender machte. Darum gehörten diese Erinnerungen für Ja’tesh auch zu den liebsten.
»Nächstes Mal nehmen wir die Transporter«, meinte Kraloq, der auf seinem Sitz hin und her geworfen wurde, als die drei Reifen an der linken Seite des Sporak über einen großen Stein rollten.
»Wo bleibt denn da das Abenteuer?«, erwiderte Ja’tesh und lenkte das Fahrzeug um einen dicken Felsen. »Der Sinn einer Reise ist nicht, das Ziel zu erreichen, mein Liebster, sondern die Reise selbst zu genießen.« Ihre Vater hatte sie viele Dinge gelehrt, die in der modernen klingonischen Gesellschaft nicht mehr gebraucht wurden, auf einer abgelegenen Koloniewelt wie Traelus II aber häufig zum Einsatz kamen. Doch er hatte ihr auch beigebracht, das Leben zu genießen, anstatt es einfach nur zu leben. Sie mochte es, den Fallstricken des zeitgenössischen Lebens zu entrinnen und sich kopfüber in die Natur zu stürzen. Dieses Verlangen, jede Welt, auf der sie sich befand, mögen und verstehen zu wollen, hatte sie auf ihren jetzigen Weg als Gartenbauspezialistin gebracht und sie zur perfekten Kandidatin für die Teilnahme an einer Kolonialisierung gemacht. Die Arbeit in Siedlungen wie dieser war zwar nicht so angesehen wie eine Karriere beim Militär, aber ebenso nützlich für das Imperium, da sie ihrem Volk ermöglichte, sich weiter in der Galaxis auszubreiten. Das Traelus-System gehörte zu den Regionen, die am äußersten Rand des klingonischen Territoriums und Einflussbereiches lagen, und Ja’tesh wusste, dass es für zukünftige Generationen durchaus einen Ort darstellen konnte, von dem aus das Imperium seine Grenzen weiter ausdehnte.
Außerdem wäre sie Kraloq nie begegnet, wenn sie sich nicht freiwillig für den Einsatz in der Kolonie auf Traelus II gemeldet hätte. Obwohl er selbst ebenfalls Farmer war, hatte er als eingezogener Soldat gedient, bevor er durch eine Verletzung während der Ausbildung gezwungen worden war, seine möglicherweise glorreiche Karriere beim Militär zu beenden. Daher hatte Kraloq nie einem Feind im Kampf gegenübergestanden, sondern den Dienst mit dem peinlichen Gefühl, versagt zu haben, quittiert. Ja’tesh hatte jedoch nie geglaubt, dass eine große Streitmacht einer der Eckpfeiler der klingonischen Kultur sein musste. Gut, sie hielt es ebenfalls für wichtig, eine schlagkräftige Armee zu haben, die das Imperium und seine Interessen verteidigen konnte. Aber die Verherrlichung von »Ehre über alles« und das ständige Opfern von Leben im Namen von Ruhm und Eroberung waren Haltungen, die sie mit Inbrunst verabscheute. Auch wenn sie in ihrem jungen Leben mit einem oder zwei Soldaten ausgegangen war und sich einmal sogar schon als liebende Soldatenehefrau gesehen hatte, war sich Ja’tesh vor langer Zeit darüber klar geworden, dass sie ihren Liebhaber lieber in ihrem Bett als seine Medaillen an der Wand sah. Es hatte nicht lange gedauert, bis Kraloq die Vorzüge ihrer Denkweise zu schätzen gelernt hatte.
»Du lächelst«, stellte Kraloq fest und griff nach einer Halteschlaufe, als Ja’tesh den Sporak um ein Loch im Boden lenkte.
»Tue ich das?«, fragte sie und beschloss, ihm den Grund dafür nicht zu nennen. Doch als sie die Hand erneut nach ihm ausstreckte, strich sie ihm über sein langes schwarzes Haar. Nach einem Blick zum fernen Horizont erkannte sie, wie weit die Sonne bereits gesunken war, und sie sah auf das Chronometer im Armaturenbrett des Fahrzeugs. »Es wird bald dunkel, aber wir müssten vorher zu Hause sein.«
Kraloq knurrte. »Oder wir könnten noch eine Nacht unter den Sternen verbringen.«
»Das klingt ziemlich verlockend«, entgegnete Ja’tesh, und ihr Lächeln wurde breiter. Die zwölf Tage, die sie im Freien und auf der Reise
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