Star Trek - VOY - 014 - Das schwarze Ufer.rtf
Mr. Kim, wieviel Zeit bleibt uns noch?«
»Vierundvierzig Minuten«, antwortete der Fähnrich.
»Das ist viel Zeit«, sagte Janeway. »Feuer frei.«
Tuvok reagierte sofort. Der Hauptschirm zeigte, wie
zwei blaue Energiestrahlen zum Planeten rasten und
sich am Äquator trafen. Sie schimmerten dort, wo sie die Atmosphäre durchdrangen. Keine zwei Sekunden
lang leuchteten die Strahlen – dann deaktivierte Tuvok die Phaser.
»Entladung ist erfolgt«, meldete der Vulkanier ruhig.
Harry Kim zeigte weitaus mehr Aufregung. »Hat es
funktioniert?« fragte er.
Ich hoffe es, dachte Janeway. Andernfalls gingen ihnen Tricks und Zeit aus. »Mal sehen, was auf dem Planeten geschehen ist. Volle Vergrößerung!«
XVII.
»Au!« entfuhr es Torres. »Das tut aber verdammt weh.«
»Entschuldigung«, sagte Kes. Ihre Finger tasteten durch B’Elannas dunkles Haar nach der Beule am Hinterkopf.
Die Verletzung schien nicht sehr ernst zu sein, aber Kes bedauerte, keinen medizinischen Tricorder
dabeizuhaben. Eine Untersuchung in der
Krankenstation an Bord wäre sogar noch besser
gewesen. Ich wünschte, wir könnten alle zurückkehren, dachte die Ocampa.
Sollte sie die Ryol um einfache Erste-Hilfe-Materialien bitten, zum Beispiel um einen kalten Umschlag? Kes
entschied sich dagegen – es widerstrebte ihr, auch nur für ein oder zwei Sekunden die Aufmerksamkeit der
Ryol zu wecken. Derzeit schenkte ihnen Varathael keine Beachtung. Er stand auf der anderen Seite des uralten Frachtraums und betrachtete die Bilder eines kleinen Monitors, den die Ryol auf einen Felsen gestellt hatten.
Gelegentlich sprach er, und Kes fragte sich, ob er mit der Voyager kommunizierte.
Captain Janeway konnte das Raumschiff unmöglich den
Ryol überlassen. Das wußte Kes – und gleichzeitig
vertraute sie darauf, daß ihre Freunde an Bord der
Voyager einen Rettungsversuch unternehmen würden.
Wir müssen nur durchhalten und am Leben bleiben, ganz gleich, wie schwierig die Situation wird, dachte sie.
Noch immer hörte sie die Schreie der vor
Jahrtausenden getöteten Neffaler – aus weiter Ferne
drangen sie an ihre mentalen Ohren. Das Klagen erfüllte sie mit tiefem Kummer, den sie jedoch zu verbergen
versuchte. Jene Geschöpfe waren längst tot – sie
konnte nichts mehr für sie tun, ganz im Gegenteil zu Neelix und B’Elanna, die ihre Hilfe brauchten. Vergebt mir, wandte sie sich in Gedanken an die körperlosen Stimmen. Ich weiß nicht, wie ich euch von eurem
Schmerz befreien soll.
Eine kleine, dürre Gestalt näherte sich ihr. Kes
schnappte nach Luft und glaubte zunächst, eins der
ersten Opfer der Ryol sei vor ihr materialisiert. Dann begriff sie, daß es sich nur um einen weiteren Neffaler handelte, einen Bediensteten der Ryol, der ein Tablett mit Speisen für die Geiseln trug. Im Gegensatz zu dem jungen Geschöpf, mit dem B’Elanna vor einigen
Stunden Freundschaft geschlossen hatte, schien dieses Individuum dem Ende nahe zu sein. Seine großen
schwarzen Augen wirkten fast ebenso leblos wie der
Boden. Das Wesen bewegte sich ganz langsam, ohne
irgendwelche Anzeichen von Kraft und Hoffnung. Weiß es von der Tragödie, die sich hier vor so vielen Jahren abgespielt hat? überlegte Kes. Kennen die Neffaler ihre Geschichte? Für einige Sekunden vergaß sie ihre eigene gefährliche Situation, überwältigt von der
Katastrophe, die damals über dieses unschuldige und
ahnungslose Volk hereingebrochen war. Was auch
immer die Ryol mit mir anstellen: Es kann nicht
schlimmer sein als das, was diese armen Wesen
erleiden mußten.
Ihr Mahlzeit bestand aus einer Scheibe schwarzem Brot und einer Frucht. Kes aß schnell, denn sie brauchte
Energie für das, was ihnen bevorstand. Neben ihr
knabberte Neelix niedergeschlagen an seinem eigenen
Brot.
»Keine sehr beeindruckende Küche«, kommentierte er.
»Warum fühle ich mich wie ein sarayanisches
Sumpffaultier, das für die Schlachtung gemästet wird?«
»Vielleicht liegt es daran, daß Sie imstande sind,
Offensichtliches zu erkennen«, erwiderte B’Elanna mit einer Schärfe, die Kes nicht gefiel. Sie erinnerte sich an die Verletzung der Chefingenieurin – vermutlich war sie deshalb noch gereizter als sonst.
Auf der anderen Seite des Frachtraums beendete
Varathael das Gespräch mit dem Monitor. Kes
beobachtete, wie er sich von der improvisierten
Kommunikationsstation abwandte und leise mit einem
anderen Ryol sprach. Voller Unbehagen stellte die
Ocampa fest, daß der
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