Star Trek - VOY - 014 - Das schwarze Ufer.rtf
sich die blauen Flecken in seinem
Gesicht bereits aufzulösen begannen. »Die anderen
Ryol waren betäubt, und die Umstände stellten
Varathaels Macht zum erstenmal seit langer, langer Zeit in Frage. Die Neffaler beschlossen, diese einzigartige Gelegenheit für einen Angriff zu nutzen. Der Maquis
hätte sich ebenso verhalten.«
»Aber die Neffaler sind wohl kaum der Maquis«, sagte Tuvok. »Obgleich Sie vermutlich recht haben in Hinsicht auf die Kongruenz von Motiv und Gelegenheit. Was den gefächerten Phaserstrahl betrifft: Ich kann nur
annehmen, daß die besondere chemische
Beschaffenheit des Raumschiffrumpfs den Neffalern
einen gewissen Schutz vor den Auswirkungen der
Phaserentladung gewährte. Es bleibt allerdings unklar, wieso sich der positive Effekt dieser Abschirmung nur bei den Neffalern bemerkbar machte. In ihrer
biologischen Struktur weist nichts auf Immunität gegen Phaserenergie hin.«
Die zwischen Neelix und Torres sitzende Kes schwieg.
Sie hatte ihre eigenen Theorien in Hinsicht auf die
Ereignisse während ihres ›Traums‹, befürchtete jedoch, daß Tuvok sie nicht besonders logisch fand. Die unter dem Wrack begrabenen Neffaler ruhten endlich in
Frieden – soviel wußte sie. Ihre mentalen Stimmen
waren verklungen, noch bevor sich die Rettungsgruppe in den Frachtraum gebeamt hatte, um die Geiseln zu
befreien und die betäubten Ryol in Gewahrsam zu
nehmen. Als sie später noch einmal zum Strand
zurückkehrte, stellte sie dort fest, daß im geistigen Kosmos keine peinerfüllten Schreie mehr ertönten. Mit stummen Worten und Tränen in den Augen hatte sie
sich von ihnen verabschiedet. Schlaft in Frieden, für immer.
Captain Janeways Stimme brachte Kes in die
Gegenwart zurück. »Ich will einem geschenkten Gaul –
oder Neffaler – nicht ins Maul schauen. Wichtig ist nur: Die Neffaler wählten einen für uns sehr günstigen
Augenblick, um sich an Varathael zu rächen. Die Frage lautet nun: Was stellen wir mit den Ryol an?«
»Der Älteste ist tot«, sagte Chakotay. »Das bedeutet, Laazia tritt seine Nachfolge an. Sie verlangt,
unverzüglich mit ihren Begleitern auf den Planeten
gebeamt zu werden. Außerdem soll die Voyager dieses Sonnensystem sofort verlassen.« Er sah die
Kommandantin ernst an. »Eine solche Vorstellung
gefällt mir gar nicht.«
»Mir auch nicht«, erwiderte Janeway. »Ich habe
gründlich darüber nachgedacht und bin dabei zu
folgendem Schluß gelangt: Wir werden dem Sinn der
Ersten Direktive am besten dadurch gerecht, indem wir die Ryol von Ryolanow fortbringen und den Neffalern
dadurch eine zweite Entwicklungschance geben.«
»Das ist eine recht… interessante Interpretation«,
kommentierte Tuvok und wölbte eine Braue.
Kes lächelte und erinnerte sich an die Schönheit der alten Neffaler. Sie zweifelte kaum daran, daß die
wahren Einheimischen des Planeten ihr volles Potential entfalten konnten, wenn sie nicht mehr dem schädlichen Einfluß der Ryol unterlagen. Am Strand war sie dem
jungen Neffaler begegnet, der zuerst mit Harry und dann auch mit B’Elanna Freundschaft geschlossen hatte. Bei jener Begegnung spielte das Wesen eine einfache
Melodie auf der kleinen Flöte, und Kes glaubte, darin die Wiedergeburt der Neffalerkunst und – kultur zu
erkennen. Freudentränen quollen ihr in die Augen –
vielleicht wiesen die heutigen Neffaler weitaus mehr Ähnlichkeit mit ihren schönen Vorfahren auf, als es
zunächst den Anschein hatte.
»Nach den alten Legenden muß verhindert werden, daß
die Leeren andere Lebensformen erreichen können«,
sagte Neelix. »Wir dürfen nicht zulassen, daß sie sich erneut im Delta-Quadranten ausbreiten. Nicht einmal die Kazon verdienen ein solches Schicksal.«
»Es gibt einige unbewohnte Welten in der Nähe«,
meinte Tuvok. »Es wäre möglich, die Ryol dort
abzusetzen. Wenn sie nicht auf die Lebenskraft
intelligenter Wesen zurückgreifen können, bleibt ihnen keine andere Wahl, als sich auf natürliche Weise zu
ernähren.«
»Genau darum geht es mir«, sagte Janeway.
»Außerdem sollten wir im Orbit einen Warnsatelliten
zurücklassen, der alle ahnungslosen Reisenden auf die Gefahr hinweist, die von den Ryol ausgeht.«
»Wir hätten eine solche Warnung gut gebrauchen
können«, ließ sich Tom Paris vernehmen. Nach ihrer
Rückkehr zur Voyager war Kes von den tiefen Wunden schockiert gewesen, die Laazias Klauen im Rücken des Navigators hinterlassen hatten. Zum Glück blieb kein dauernder Schaden
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