Star Trek Voyager06 - Die Ermordete Sonn
Können wir hoffen, daß Sie uns helfen wollen?«
Kapitel 3
Chakotay riß die Augen auf und starrte. Das war natürlich unhöflich, und sein Vater wäre von diesem Verhalten sehr enttäuscht gewesen, aber er konnte einfach nicht anders. Tief im Innern des Ersten Offiziers hallten die Worte der Seelenfreundin wider, und er bekam plötzlich eine Gänsehaut.
Andere Leute hätten das Wesen - die Person - vielleicht deshalb angestarrt, weil es eine sonderbare Mischung von Reptil und Säugetier darstellte, weil es auf menschliche Augen zwar bizarr, aber nicht unattraktiv wirkte. Für Chakotays Reaktion gab es einen anderen Grund. Sein verblüffter Blick galt dem weißen Haar des Geschöpfs - weißem Haar, das mit Federn und Perlen geschmückt war. Eine derartige Zierde erschien ihm geradezu gespenstisch vertraut. Er betrachtete die Muster auf der Kleidung sowie die harmonische Gemeinschaft von Künstlichem und Natürlichem in dem, was vom Ambiente zu erkennen war.
Wenn das Wesen auf dem Schirm ein Mensch gewesen wäre, hätte Chakotay es mit >Großmutter< angesprochen. Vermeide den Fehler, menschliche Eigenschaften auf fremde Geschöpfe zu übertragen, warnte er sich. Dadurch kam es zu einigen besonders schlimmen Zwischenfällen in der Föderationsgeschichte, finde zunächst mehr über die Fremden heraus; lern sie besser kennen. Dieses Individuum mag Würde und Haltung einer Großmutter haben, was aber noch lange nicht bedeutet, daß es alt und weise ist.
Janeway sprach nun, und Chakotay erholte sich von seiner Überraschung.
»In unserer Mitteilung haben wir darauf hingewiesen, daß wir in Frieden kommen. Wir sind keine Freunde der Akerianer, aber wir sind auch nicht ihre Feinde. Wie heißt Ihr Volk? Und wie lautet Ihr Name? Wie soll ich Sie ansprechen?«
»Man nennt mich Nata. Ich bin eine Viha, eine der Ältesten meines Volkes.«
So viel zu falschen Annahmen, dachte Chakotay, und seine Verwunderung wuchs.
»Wir sind die Verunier«, fuhr Viha Nata fort. »Wir leben auf Veruna Vier.« Sie kniff die großen, sanft strahlenden Augen zusammen und neigte den Kopf zur Seite. Dadurch geriet das lange weiße Haar in wallende Bewegung, was Federn und Perlen tanzen ließ. »Captain Janeway von der Föderation, habe ich Ihr Wort, daß Sie nicht im Auftrag des akerianischen Reiches kommen, um die Angriffe auf uns fortzusetzen?«
»Ja, Sie haben mein Wort, Viha Nata.«
Die Verunierin schien sich ein wenig zu entspannen. »Wir legen großen Wert auf Ehre, obwohl uns die gegenwärtige Situation manchmal zwingt, unsere eigenen Grundsätze zu verletzen. Wir akzeptieren Ihr Wort und gehen davon aus, daß bei Ihnen das Ehrenvolle die gleiche Rolle spielt wie bei uns.«
Chakotays innere Unruhe nahm immer mehr zu. Für gewöhnlich gelang es ihm, seine Gefühle gut zu verbergen, aber er bemerkte nun, wie Janeway ihm einen kurzen Blick zuwarf und dann wieder zum Bildschirm sah. Der Erste Offizier nahm sich vor, möglichst bald mit der Kommandantin zu reden und ihr seine Reaktion zu erklären. Wie dumm von ihm zu glauben, daß er seine Empfindungen vor ihr verheimlichen konnte. Janeway war viel zu aufmerksam, und inzwischen kannte sie ihn recht gut.
»Ihr Vertrauen bedeutet uns viel«, sagte sie jetzt. »Nun, ich möchte ganz offen sein und keine falschen Hoffnungen in Ihnen wecken: Wir sind nicht gekommen, um Ihnen zu helfen. Uns geht es vielmehr um die Erforschung der Konkavität in Ihrem Sonnensystem. Wissen Sie davon? Können Sie uns mehr darüber mitteilen?«
Viha Nata schloß wie schmerzerfüllt die Augen und öffnete sie dann wieder. »Wie sollte es uns möglich sein, nichts von dem Sonnenfresser zu wissen? Wir sehen ihn ständig: eine braune und purpurne Wunde an unserem Himmel. Ihr Schiff zeichnet sich durch ein technisches Niveau aus, wie wir es noch bei keinem anderen Raumer in diesem System beobachtet haben. Wahrscheinlich kennen Sie die wissenschaftliche Natur des Sonnenfressers weitaus besser als wir.«
Janeway stand nun, und ihr Blick bohrte sich in die Augen der Viha. »Wir haben die vielen Wracks und Trümmer geortet. Vermutlich sind Sie nicht dafür verantwortlich, wenn ich das Wesen der Verunier richtig einschätze.«
Etwas Einzigartiges geschah: Natas große Augen glänzten plötzlich feucht. Tränen! fuhr es Chakotay durch den Sinn. Sie können weinen!
»Wir haben jene Schiffe nicht angegriffen«, sagte die Viha. »Und doch tragen wir in gewisser Weise die Verantwortung für ihre Vernichtung. Einige von
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