Star Trek Voyager06 - Die Ermordete Sonn
Kopf.
»Die Zeit verstrich«, fuhr sie fort. »Wir gewöhnten uns daran, die akerianischen Aggressoren an unserem Himmel zu sehen. Mit Hilfe der Teleskope brachten wir in Erfahrung, daß eine Verbindung zwischen den Akerianern und dem Loch im All existiert. Sie fliegen nach Belieben hinein und heraus, scheinen dort drin zu Hause zu sein.«
Die Verunierin sprach in einem rhythmischen Tonfall, der fast einem Gesang gleichkam. Chakotay begriff sofort, daß es sich um ein Volk mit einer ausgeprägten Tradition mündlicher Überlieferungen handelte.
Sicherlich kannten die Verunier schriftliche Aufzeichnungen, aber das Historische wurde vor allem durch verbale Kommunikation lebendig erhalten.
Natas Sprachmelodie übte eine fast hypnotische Wirkung auf Chakotay aus. Es dauerte einige Sekunden, bis er im Dunst der Benommenheit einen wichtigen Hinweis erkannte: Akerianische Raumschiffe flogen in die Konkavität hinein und verließen sie auch wieder.
Der Erste Offizier wandte sich an Janeway und sah das brennende Interesse in ihren Augen. Doch Takt und Höflichkeit setzten sich durch. Die Kommandantin wartete geduldig darauf, daß Nata ihren Bericht beendete.
»Vor dreihundert Perioden wurde das Loch im Himmel böse und verwandelte sich in den Sonnenfresser.
Wir wissen nicht genau, wieviel Zeit uns noch bleibt. Unsere Tage auf Veruna sind gezählt, und wir glauben, daß die Akerianer dafür verantwortlich sind.«
»Haben Sie versucht, mit den Akerianern zu verhandeln?« fragte Janeway, Sie legte die Hände auf den Rücken, schritt langsam auf und ab.
Natas Antwort bestand aus einem empörten Fauchen, das sich offenbar nicht übersetzen ließ.
»Sie kennen das Wort Verhandlungen überhaupt nicht!« zischte sie. Zorn veränderte den Gesichtsausdruck der Viha, und sie knurrte. Chakotay glaubte, spitze gelbweiße Zähne zu erkennen. »
Wie kann man mit Leuten verhandeln, die ihre Gesichter hinter Masken verbergen? Die kommen, um Erwachsene zu verschleppen und Kinder zu töten?
Nein, Captain, vor zwanzig Perioden mußten wir uns der bitteren Erkenntnis stellen, daß unsere einzige Chance im Kampf besteht. Wir griffen auf das Erbe der Ahnen zurück, auf ihr Wissen und ihre Technik.
Hinzu kamen Informationen, die wir aufgrund von Wrackteilen und dergleichen über die Akerianer gewannen. Inzwischen haben wir gelernt, Raumschiffe zu bauen, um in die Finsternis des Alls vorzustoßen. Wir stehlen akerianisches Wissen, so wie der Feind unsere Zukunft stiehlt. Unsere Waffen und Schiffe sind der akerianischen Technologie nicht ebenbürtig, aber wir lehnen es ab, uns tatenlos zu fügen. Wir kämpfen, auch wenn wir nicht gewinnen können.«
Nata stand nun, und ihre Hände ruhten flach auf einem Tisch. Chakotay sah einen größtenteils humanoiden Körper, der an den Hüften breiter wurde, dort in muskulöse Oberschenkel und Beine überging. In Gedanken fügte er dem Bild der Verunierin einen langen Reptilienschwanz hinzu. Die Wirklichkeit korrigierte seine Phantasie fast sofort. Ein pferdeartiger Schweif geriet kurz in Sicht und verschwand dann wieder hinter der Viha.
Nata schnaubte und setzte sich wieder.
»Bitte verzeihen Sie meinen Gefühlsausbruch. Ich gehöre zu den Oberhäuptern meines Volkes und hüte das Wissen der Ahnen. Als Viha ist es meine Pflicht, Veruna und die Bewohner unserer Welt zu schützen. Es ist schrecklich zu beobachten, wie sich fruchtbares Land in Wüste verwandelt, verbrannt von einer Sonne, die keinen Anteil an unserem Schicksal nimmt, die Pflanzen und Tiere zu Tausenden sterben läßt. Und es ist noch schrecklicher zu wissen, daß meinem Volk in wenigen Generationen der endgültige Untergang droht.«
Chakotays Herz schlug schneller, als er diese Worte vernahm. In physischer Hinsicht unterschieden sich die Verunier sehr von ihm, aber sie kamen dem indianischen Verständnis vom Wesen der Welt näher als viele Menschen. Alles in ihm drängte danach, Nata und ihren Artgenossen zu helfen. Das verunische Volk starb, und seine Heimatwelt ging mit ihm zugrunde. Wenn Chakotays Vermutungen zutrafen, wenn die Verunier daran glaubten, daß alles - Erde, Himmel, Sterne und Wolken - einen >Geist< hatte…
Dann sahen sie sich die ganze Zeit über von sinnlosem und unverständlichem Tod umgeben.
Der Erste Offizier empfand diese Vorstellung fast als unerträglich.
Er drehte den Kopf und sah zu Janeway, die Worte Wir müssen ihnen helfen! auf den Lippen. Aber er brachte es nicht fertig, sie auszusprechen. Die
Weitere Kostenlose Bücher