Star Trek Voyager06 - Die Ermordete Sonn
Erste Direktive verbot ein Eingreifen. Und ob es ihm paßte oder nicht: Er mußte die Starfleet-Vorschriften beachten.
Er verfluchte sie stumm.
Janeways Gesicht brachte Mitgefühl zum Ausdruck, und subtile Anzeichen deuteten darauf hin, daß in ihr ein ähnlicher Konflikt stattfand. Chakotay wußte, daß es der Kommandantin nie an Anteilnahme mangelte, aber ihr waren noch mehr die Hände gebunden.
»Captain Janeway vom Raumschiff Voyager «, sagte Nata und beendete damit die Stille. »Ich bitte Sie inständig, auf die Stimme Ihres Herzens zu hören. Helfen Sie uns im Kampf gegen die Abscheulichkeit und das Grauen. Ihr Schiff ist zu Dingen imstande, die wir nie vollbringen könnten. Mit Ihrer Hilfe könnten wir uns endlich wirkungsvoll zur Wehr setzen.«
Janeways Stimme klang kummervoll, als sie erwiderte: »Ihre Ausführungen haben mich keineswegs ungerührt gelassen, Viha Nata. Aber wir dürfen uns nicht an Ihrem Kampf beteiligen. Wenn wir unseren Raumbereich verlassen, müssen wir uns an Vorschriften halten, die Einmischungen in die Angelegenheiten fremder Kulturen verbieten. Der Versuch, Ihnen zu helfen, könnte alles noch viel schlimmer machen.«
Die Viha schien nicht überzeugt zu sein. »Wie kann die Situation für uns noch schlimmer werden, als sie es bereits ist?« fragte sie nicht ohne einen gewissen Sarkasmus.
Das ist unmöglich, dachte Chakotay. Verzweiflung regte sich in ihm. Aber trotzdem gibt es keine Möglichkeit für uns, den Veruniern zu helfen.
Janeway rang mit sich selbst und suchte nach den richtigen Worten für eine Antwort, die Nata in jedem Fall enttäuschen mußte. Die schmerzliche Notwendigkeit, die Bitte um Hilfe erneut abzulehnen, blieb ihr erspart, als ein rhythmisches Piepen von der Kom-Station her erklang. Im gleichen Augenblick sprang die Viha auf.
»Sie sind zurück!« entfuhr es ihr, streckte die Hand aus und berührte ein Schaltelement, woraufhin ihr Bild vom Hauptschirm verschwand.
»Captain!« rief Kim. »Ein Raumschiff verläßt die Konkavität!«
»Auf den Schirm«, erwiderte Janeway sofort.
Ein kleines Schiff kam aus dem schwarzen Schlund der Anomalie. Es wirkte häßlich - im Vergleich dazu schienen die ersten bemannten Raumschiffe der Menschheit Musterbeispiele für Eleganz gewesen zu sein. Es stellte ein mitleiderweckendes Durcheinander aus Konstruktionsstilen und -materialien dar.
Chakotay vermutete, daß es von Leuten gebaut worden war, die nicht über eigene Ressourcen verfügten und ständig improvisieren mußten - ein Szenario, das Erinnerungen an seine Zeit beim Maquis weckte.
Nun, eins mußte man dem kleinen Raumer lassen: Er war schnell.
Doch offenbar nicht schnell genug - ein zweites Schiff folgte dem ersten. Es war groß, wenn auch nicht so groß wie die Voyager , und es vermittelte sofort den Eindruck von grimmiger Aggressivität. Wie mühelos verkürzte es den Abstand zum ersten, fliehenden Schiff.
»Das ist ein akerianischer Kreuzer«, sagte Neelix düster.
»Schilde hoch!« befahl Janeway. »Alarmstufe Rot!«
Von einem Augenblick zum anderen wurde es dunkler auf der Brücke. Rotes Licht pulsierte.
Chakotay beobachtete das große Schiff, seine kantige Form, die aus blaugrauem Metall bestehende Außenhülle. Es glühte rot innerhalb der vier zylindrischen Triebwerke, die etwa fünfzig Prozent der gesamten Masse bildeten. Der Kreuzer änderte mehrmals den Kurs, um dem kleineren Schiff auch weiterhin zu folgen, und dadurch bekam Chakotay Gelegenheit, alle wichtigen Konstruktionsmerkmale zu befrachten. Vorn bemerkte er sechs runde Komponenten, deren Zweck denn Ersten Offizier rätselhaft blieb. Sie glänzten schwarz und wirkten fast wie Chitin, erschienen dadurch wie dunkle Insekten. In ihrer Mitte, unter einer halbtransparenten Kuppel, pulsierten vier rote Energieeinheiten.
Das kleine Scoutschiff - Chakotay vermutete, daß es von Veruna stammte - floh vor dieser unheilvollen Erscheinung und verhielt sich wie ein Hase, der versuchte, einer Hundemeute zu entkommen. Immer wieder kippte es zur einen oder anderen Seite, um den Verfolger abzuschütteln.
Plötzlich zitterte das All vor dem akerianischen Kreuzer, und der wuchtige Hieb einer unsichtbaren Faust ließ den kleineren Raumer erbeben.
»Was war das denn?« platzte es aus Janeway heraus.
Tuvoks Blick klebte an den Anzeigen seiner Konsole fest. »Von dem akerianischen Kreuzer ging gerade ein intensiver Gravitonstrom aus, der zu einer lokal begrenzten Verzerrung der Raumzeit führte. Die
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