Star Trek Voyager06 - Die Ermordete Sonn
erfrischenden Hauch von Normalität. Andere Personen mochten Anstoß nehmen an seiner manchmal recht bissigen Art, aber für Janeways Ohren kamen seine Worte Musik gleich. Seit das verunische Scoutschiff aus der Konkavität gekommen war, trug sie einen Knoten in ihrem Bauch, der sich nun langsam löste.
»Ich habe beschlossen, freundliche Dinosaurier gegen gesichtslose Fremde zu verteidigen, die in einem riesigen schwarzen Loch leben«, erwiderte sie spitz.
Der Arzt sah sie kurz an und blickte dann wieder auf seinen Tricorder. »Ich hätte es besser wissen sollen«, seufzte er. »Mit Ihnen ist alles in Ordnung«, teilte er dem jungen Mann auf der Behandlungsliege brüsk mit. »Sie können zu Ihrer Arbeit zurückkehren.«
Der Mann stand auf und eilte fort. Ein zweiter Kampf im All schien ihm lieber zu sein als die Aussicht, noch langer in der Krankenstation zu bleiben und die Schroffheit des Arztes auch weiterhin ertragen zu müssen.
Kes verabschiedete sich mit einem Lächeln - die anderen Patienten brauchten ihre Hilfe. Janeway blieb allein beim Holo-Doktor zurück und ließ sich aufs Bett sinken. »Ich bin im Kontrollraum gestürzt und habe mir dabei die rechte Schulter verletzt.«
Der Arzt nickte geistesabwesend. Seine Instrumente summten leiser, als er den Scanner auf Schulter und Arm richtete. »Bänderrisse und eine haarfeine Fraktur im Oberarmknochen. Nichts Ernstes.« Er griff nach einem Gerät, aktivierte es und bestrahlte den betroffenen Bereich mit rotem Licht.
Sofort spürte Janeway, wie die Schmerzen nachließen.
»Bei zwei Patienten kann ich mir die Verletzungen nicht erklären«, sagte der Doktor und deutete zu den anderen Betten. »Die beiden Personen erlitten innere Quetschungen, bluteten außerdem aus Ohren, Mund und Nase. Doch nichts deutet darauf hin, daß sie direkter kinetischer Energie ausgesetzt gewesen sind. In was für einen Kampf sind wir da geraten?«
»Die Voyager wurde von starken Gravitationswellen getroffen. Zu den für Sie unerklärlichen Verletzungen kam es aufgrund einer lokalen Intensivierung der Schwerkraft, von einem g auf drei oder vier. Todesopfer gibt es nicht, oder?«
»Nein. Es mangelt nicht an Schmerzen und gebrochenen Knochen, aber das kommt bald wieder in Ordnung.«
»Mein Hinweis auf die Dinosaurier war kein Scherz«, sagte Janeway und sah dem Arzt bei der Arbeit zu. »Zumindest nicht ganz. Wir sind auf zweibeinige Echsenwesen gestoßen, die von einem gnadenlosen Feind bedroht werden. Bei dem Versuch, sie zu verteidigen, beschoß man uns mit der Gravitationswaffe.
« Ein Schatten fiel auf Janeways Züge, als sie sich an Viha Nata und die Lage auf dem Planeten erinnerte. »Jenes Volk hat gerade eine schreckliche Tragödie erlebt, und ich möchte ihm helfen, soweit es in unseren Möglichkeiten liegt. Ich weiß natürlich, daß unsere Vorräte nicht unbegrenzt sind, aber wenn die Akerianer keine Gefahr mehr darstellen… Vielleicht könnten wir den Echsenwesen medizinische Hilfe anbieten.«
Der Arzt schnaubte leise. »Jetzt soll ich also auch noch Kindermädchen für Drachen spielen, wie? Nun, es dürfte zumindest eine interessante Abwechslung sein.«
Die Pein existierte inzwischen nur noch in Janeways Erinnerung. Sie rieb die Schulter vorsichtig und bewegte sie versuchsweise.
»So gut wie neu. Danke, Doktor.«
Sie rutschte vom Bett herunter und überließ dieses einer blassen jungen Frau, die eine häßliche Platzwunde im Gesicht davongetragen hatte. In der Krankenstation mochten sich noch so viele Personen aufhalten: Sie alle wurden behandelt, und bestimmt dauerte es nicht lange, bis sie sich erholt hatten. Für die armen Bewohner von Veruna Vier sah die Sache ganz anders aus, dachte Janeway, als sie den Turbolift betrat.
Tom Paris’ Augen waren gerötet und brannten. Er fühlte sich erschöpft, wie auch die anderen Anwesenden. Müde seufzte er und rieb sich die Augen, in der Hoffnung, dadurch die Schlieren vor ihnen zu vertreiben.
Inzwischen kenne ich dieses Konferenzzimmer besser als mein eigenes Quartier, dachte er und unterdrückte ein Gähnen. Er zwang sich, gerade zu sitzen, die Schultern straff zu halten. Auf diese Weise fiel es leichter, wach zu bleiben.
»Statusbericht«, sagte Janeway. Sie wirkte so wach und aufmerksam wie immer. Paris fragte sich, wie sie das fertigbrachte. »B’Elanna, wie sieht’s im Maschinenraum aus?«
Torres verzog das Gesicht, wodurch ihre Züge viel klingonischer wirkten als sonst. »Leider nicht so gut, wie ich es
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