Star Trek Voyager21 - Sektion31 Der Schatten
fiel ihm in die Stirn. Die Narben von Brandwunden an Hals und Schultern erinnerten an einen Zwischenfall, zu dem es vor zwei Jahren gekommen war, als die Traveler den letzten Planeten des Sonnensystems passiert hatte.
Damals hatte Aetayn befürchtet, Iquagt zu verlieren, doch dazu war es glücklicherweise nicht gekommen. Nur wenige Personen verfügten über die Konzentrationsfähigkeit und auch das nötige Maß an Frechheit, um ein Raumschiff wie dieses zu fliegen.
»Reparaturgruppen sind unterwegs«, sagte Iquagt. »Hoffentlich brauchen wir sie nicht. Zahlreiche Notschiffe haben bereits damit begonnen, die beiden Öffnungen zu schließen. Diesmal ist die Sache sehr ernst, Euer Exzellenz.«
Aetayn nahm auf seinem Thron Platz und blickte zum Bildschirm. Er hatte ganz bewusst alle Gedanken an die Opfer der Begegnung mit dem Asteroiden verdrängt, wusste aber, dass er sich um dieses Problem kümmern musste.
Sicherlich waren mehrere öffentliche Auftritte nötig, um die Ruhe wiederherzustellen, und sie bedeuteten zusätzliche Belastungen für ihn.
Warum kam es immer häufiger zu Notfällen?
Mit den ersten beiden Fingern rieb er sich die Nase, berührte dabei die Entspannungsporen auf beiden Seiten des Nasenrückens. Dadurch wurden Endorphine freigesetzt, die seine Stimme stabilisieren und den Kummer aus ihm vertreiben sollten.
Doch Aetayn spürte keinen Unterschied. Das Gefühl drohenden Unheils überwältigte ihn fast.
Er wandte seine Aufmerksamkeit den Notschiffen zu, die jetzt auf dem Bildschirm erschienen. Sie bildeten keilförmige Formationen über den Öffnungen und schufen ein metallisch glänzendes Siegel. Vor über elf Jahren hatte man Aetayn erklärt, aus welcher speziellen Substanz solche Siegel bestanden, doch er erinnerte sich nicht an ihren Namen. Er beobachtete jetzt zum ersten Mal, wie sie zum Einsatz gelangten.
Die Notschiffe pressten das Siegel an die Außenhülle des Zylinders, wo es sofort festhaftete. Nachdem das Leck an der Außenseite geschlossen war, konnte auch die Abdichtung an der Innenseite stattfinden. Anschließend würden sich die Reparaturtechniker eventuelle kleinere Risse vornehmen.
Der Kaiser stellte sich ein Loch in der Korridorwand unweit des Kontrollzentrums vor – einfach nur ein Loch im Metall, weiter nichts.
Aber er wusste, dass solche Vorstellungen einen falschen Eindruck vermittelten. Einheit 3 war wie alle anderen Einheiten dazu bestimmt, ausgewählte Regionen eines Kontinents nachzubilden, und eine Katastrophe hatte einen Bereich davon – vielleicht eine Stadt – heimgesucht.
Aetayn besann sich auf sein rhawnianisches Wesen und dachte daran, wie sein Vater auf planetare Naturkatastrophen reagiert hatte – daran wollte er sich ein Beispiel nehmen. Bei der Fertigstellung des Schiffes war er erst seit zwölf Tagen Kaiser gewesen und hatte es nie mit Katastrophen zu tun bekommen, weder mit planetaren noch mit anderen.
Zumindest nicht mit Katastrophen, aus denen sich direkte Folgen für seine Untertanen auf Rhawn oder an Bord dieses Schiffes ergaben.
Er versuchte, nicht an die Untertanen zu denken, die sich gegen die Traveler entschieden hatten. Aus freiem Willen oder weil es ihnen an den notwendigen finanziellen Mitteln fehlte.
Sie alle waren seit mehr als acht Jahren tot. Aetayn hatte die Zerstörung seiner Heimatwelt auf diesem Bildschirm beobachtet und dabei geglaubt, die Schreie der Untertanen zu hören, die auf dem Planeten zurückgeblieben waren, in der Hoffnung, dass sich die Wissenschaftler irrten oder die Himmelssänger Rettung bringen würden.
Doch die Himmelssänger stellten sich als ein Mythos heraus, nicht als Götter, und die Wissenschaftler behielten Recht.
Wie war es während des letzten Jahres gewesen, als der Boden ständig bebte, als Vulkane ausbrachen und heftige Stürme über Land und Meer fegten?
Aetayn befürchtete, bald eine Antwort auf diese Frage zu bekommen. Die Erschütterungen, die er im Kontrollzentrum gefühlt hatte, waren nur der Anfang.
Wenn die Wissenschaftler keinen Weg fanden, die Traveler noch schneller fliegen zu lassen, waren die Toten von heute nur der Anfang.
Der Anfang vom Ende seines Volkes.
20 Stunden und 55 Minuten
Die Erschütterungen hörten auf. Der Boden bewegte sich nicht mehr, aber Lyspa spürte noch immer Vibrationen –
Einheit 3 schien allmählich zur Ruhe zu kommen. Sie lag zwischen zwei Bäumen eingekeilt. Die Zweige schienen bestrebt zu sein, sich ihr in den Leib zu bohren, und Blätter bedeckten
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