Star Trek Voyager21 - Sektion31 Der Schatten
Sie ist schwer verletzt und kann nicht einmal sprechen. Bitte.«
»Ich habe keine Instrumente, nur meine Tasche …« Er brach ab, sah sich um und schüttelte den Kopf. »Ich schätze, selbst die habe ich nicht mehr.«
»Bitte«, drängte Lyspa. »Ich muss wissen, ob ich sie bewegen kann.«
Das weckte die Aufmerksamkeit der Frau. Sie ließ ihre Hand sinken und sah auf. »Der Haupteingang ist blockiert.
Außerdem hat es vermutlich gar keinen Sinn, diesen Raum zu verlassen. Es sind bereits Notschiffe im Einsatz – wir können hier auf Hilfe warten.«
»Sie vielleicht«, sagte Lyspa. »Aber meine Tochter nicht, fürchte ich. Bitte.«
Sie sah wieder den Mann an.
Er nickte und berührte die Frau vorsichtig an der Schulter. »Bist du imstande, uns zu begleiten?«
»Es war nur mein Arm, Cyot«, erwiderte die Frau und Ärger erklang in ihrer Stimme.
Der Mann schien ihn nicht zu bemerken. Er erhob sich und half ihr auf die Beine. Beide schwankten, als der Boden unter ihnen einmal mehr erzitterte.
Lyspa seufzte und spürte, wie ein Teil der Panik aus ihr verschwand. Jetzt war sie nicht mehr ganz allein mit Andra.
Sie fühlte sich durchaus kompetent in Hinsicht auf ihre Tochter, aber Kompetenz allein genügte nicht immer, wenn es ums eigene Kind ging. Manchmal konnten einem die eigenen Gefühle in den Weg geraten, erst recht bei einem so kostbaren Kind wie Andra, Fleisch gewordene Erinnerung an ihren Vater – das einzige Kind, das Lyspa jemals haben würde.
Sie sah ihre Tochter neben den umgestürzten Bäumen, auf die Ellenbogen gestützt. Andra wirkte dünner und jünger als noch vor einigen Minuten. Lyspa wusste, dass ihr die ungewöhnliche Situation – und ihre eigene Besorgnis –
einen solchen Eindruck vermittelte.
Sie fand, dass Cyot viel zu langsam ging. Er sah zu den Bäumen, Karren und Stühlen. »Männer, Frauen und Kinder sind eingeklemmt.«
Lyspa nickte und fühlte, wie sich neuerliche Panik in ihr regte. »Wir können ihnen gleich helfen. Bitte. Die Stimmlöcher meiner Tochter sind verstopft. Ich fürchte …«
Cyot legte ihr die Hand auf die Schulter und sie zuckte zusammen. Er hatte eine wunde Stelle berührt. »Ich helfe ihr, wenn Sie mir helfen.«
Lyspa warf einen verzweifelten Blick zu dem schiefen Schild an der Verbindungsstelle.
»Natürlich helfe ich Ihnen«, erwiderte sie und fragte sich, ob sie log.
20 Stunden und 42 Minuten
Janeway blieb vor der Tür des Konferenzzimmers stehen und sammelte ihre Gedanken. Diese Besprechung durfte nicht zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Viele Dinge geschahen und Janeway wollte gewährleisten, dass sowohl sie selbst als auch ihre Offiziere Schritt halten konnten.
Seltsam: Manchmal vergingen Wochen, ohne dass irgendetwas Außergewöhnliches passierte, und dann, ganz plötzlich, ging alles drunter und drüber. Eine Art Test schien stattzufinden, bei dem Janeway mit immer neuen Problemen konfrontiert wurde – als wollte jemand oder etwas feststellen, ob sie damit fertig werden konnte.
Janeway lächelte. Sie glaubte keineswegs, im Brennpunkt des Universums zu stehen. Ihr waren einige Raumschiff-Kommandanten bekannt, die der Meinung waren, die Galaxis drehe sich um sie, aber eine solche Überheblichkeit hatte sie nie geteilt.
Entschlossen trat sie vor, woraufhin sich die Tür des Konferenzzimmers öffnete und den Blick auf die versammelten Führungsoffiziere freigab.
In gewisser Weise fühlte sich Janeway in diesem Raum noch mehr daheim als in ihrem eigenen Quartier. Die bequemen Sessel und das helle Licht förderten kreatives Denken. An diesem Ort hatte sie viel herausgefunden, sowohl über sich selbst als auch über ihre Offiziere.
Chakotay nahm seinen normalen Platz ein, neben dem oberen Ende des Tisches. B'Elanna saß ihm gegenüber, mit Tom Paris an ihrer Seite. Unterm Tisch hielten sie sich an den Händen, aber die Chefingenieurin zog ihre Hand sofort zurück, als Janeway hereinkam.
Die Kommandantin gab vor, nichts zu bemerken. Harry Kim sah die Bewegung und bedachte Tom mit einem amüsierten Lächeln. B'Elanna warf ihm einen finsteren Blick zu, doch davon ließ sich Kim nicht beeindrucken.
Tuvok saß am anderen Ende des Tisches und sah aufs Display eines Handcomputers. Seven starrte ihn an und schien in Gedanken versunken zu sein.
Der Doktor hatte sich in seinem Sessel zurückgelehnt und summte leise. Für Janeways ungeübtes Ohr klang es nach Wagner, aber sie war nicht sicher. Seit einiger Zeit komponierte der Holo-Arzt seine eigene Musik
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