Star Wars™ Der letzte Jedi-Ritter (German Edition)
den Eindruck eines gewaltigen Raums um sich herum und streckte seine Machtsinne aus, um die Augen zu unterstützen. Nach und nach erhellte sich seine Umgebung – im wahrsten Sinne des Wortes –, als in der Finsternis einige Bereiche zarter, vielfarbiger Helligkeit erblühten. Diese diffusen Lichter strahlten von ihm zu beiden Seiten fächerförmig in geordneten Reihen ab, die bis in große Höhen aufstiegen. Sie waren zu regelmäßig, als dass es sich um Sterne handeln konnte.
Er kannte diesen Ort und hatte ihn geliebt. Es war die große Bibliothek des Jedi-Tempels auf Coruscant, die jetzt nicht mehr existierte. Er ließ den Blick über die verdunkelten Wände mit ihren geisterhaften Lichtern schweifen – mit Lichtern, die mit jedem verstreichenden Moment heller strahlten. Sie waren die »Bücher«, die die Regale der Bibliothek füllten – Datenwürfel, Speicherchips, Holocrone, Lichtrollen, sogar alte Bücher aus eingebundenem Flimsi und antike Schriftrollen aus Pflanzenfasern mit fortlaufendem Text.
Anfangs stand er in der breiten Tür des gewaltigen Saales, jetzt ging er vorwärts, auf die Mitte zu. Unter den Reihen der Lichter wurden einige heller. Hier umschloss ein gelber Nimbus einen Datenwürfel, dort glomm eine Datenrolle wie eine Röhre aus dem fahlsten Gold. Er fragte sich, was sie wohl für Geheimnisse bargen – und fand sich viele Meter hoch in der stygischen Luft wieder, nach einer Datenrolle greifend, in dem Wissen, dass sie eine Abhandlung über Machtprojektionen enthielt.
Nützlich. Er nahm die Rolle aus dem Regal, fühlte ihre Wärme – und sie löste sich in seiner Hand in Nichts auf. Verblüfft starrte er auf die Handfläche. Sie glomm vom Nachhall der Aura und verdeckte dabei fast die bereits heilende Schnittwunde, die vom Handballen schräg bis zu den Fingerwurzeln verlief.
Das in der Schriftrolle enthaltene Wissen tauchte in seinem halb bewussten Verstand auf wie eine Insel, die sich auf dem zurückweichenden Meer erhebt. Natürlich ergab das Sinn. Es würde Übung und Disziplin erfordern, doch letztlich ähnelte die Disziplin der Machtverhüllung, die er bereits beherrschte.
Sein Blick kehrte zu den Regalen zurück. Selbstverständlich waren es keine echten Regale, das erkannte er jetzt. Er befand sich nicht wirklich in der Bibliothek. Die Bibliothek war verschwunden – fortgefegt in einer Orgie grässlicher, sinnloser Gewalt. Vielmehr war er in seinem eigenen Kopf, um zu bestimmen, welches Wissen er sich ganz bewusst aneignen würde, nachdem er zuvor die Metapher gewählt hatte, mittels derer er an dieses Wissen herangekommen war.
Dort, ein strahlend weißes Leuchten viele Reihen höher. Innerhalb eines Augenblicks war er da und sah eine Datenkugel vor sich, die wie ein winziger Mond schien. Es handelte sich um eine Aufzeichnung von Darth Ramages Experimenten mit Energie – insbesondere mit Pyronium. Jax nahm die Datenkugel an sich und verinnerlichte ihren Inhalt.
Er suchte noch mehrere andere aufschlussreiche Werke aus: ein Traktat über das Heilen aus dem Besitz lange toter Jedi, ein weiteres über die Art von Machtverhüllen, über die er mehr oder minder zufällig gestolpert war, als er über das Miisai-Bäumchen meditiert hatte, eins von einem antiken Jedi-Meister über die Natur der Macht und noch eins über etwas, das Darth Ramage als »Tunneln« bezeichnete und das es dem Machtnutzer erlaubte, seinen Fokus so sehr auf etwas zu konzentrieren, dass man ausschließlich das Ziel seiner Konzentration mit der Macht berührte, und sonst nichts.
Während dieser Zeit war Jax sich bewusst, dass er sich auf ein gewaltiges, rotes Gleißen hoch oben an der geschwungenen Wand seiner Gedankenbibliothek zuarbeitete. Es war ein Holocron – ein Behältnis, das vor Energien pulsierte, die ihm sagten, dass dies das Herzstück von Darth Ramages Werk war, die Seele seiner Arbeit – sofern das Werk eines solchen Irren überhaupt eine Seele haben konnte. Er wusste, dass er das Holocron zugunsten anderen Wissens mied, aus Angst davor, was es ihm erzählen würde – was es ihn vielleicht zu wissen zwang. Trotzdem ertappte er sich schließlich dabei, wie er sich dem Objekt zuwandte, die Hand danach ausstreckte, es berührte – und wusste .
Es war eine Abhandlung über die Manipulation der Zeit selbst. Sein Herz krampfte sich zusammen. Ihn verlangte genauso sehr nach diesem Wissen, wie er sich davor fürchtete, danach zu verlangen. Wenn es Darth Ramage tatsächlich erfolgreich
Weitere Kostenlose Bücher