Star Wars™ Der Vergessene Stamm der Sith: Storys (German Edition)
sie einen Augenblick lang zu, wie Gehäuseteile auftauchten und kurz darauf in der Dunkelheit verschwanden. Dann wandten sie sich wieder ihrem Haus zu.
Alle Bande waren durchschnitten. Es wurde Zeit zu leben.
Pantheon
(PANTHEON)
1. Kapitel
3000 JAHRE VOR DER SCHLACHT VON YAVIN
Die Zeit ist wie eine Geliebte, heißt es in einem alten Sprichwort: wie eine Sith-Geliebte. Sie lockt einen mit der Ewigkeit – und dann macht sie dir ein Ende und lässt dich zum Sterben zurück.
Varner Hilts blickte in das reflektierende Wasserbecken und studierte die jüngste Narbe, die ihm die Zeit eingebracht hatte, seine einzig wahre Langzeitbeziehung. Nein, das konnte er keiner trügerischen Lichtspiegelung oder dem verschmutzten Wasser anlasten. Diese Narbe war real. Ein frischer rosa Wulst verlief vom linken Auge geradewegs zur Schläfe. Als er den Kopf drehte und sich die Narbe näher besah, fluchte er. Warum gab es auf der anderen Seite nicht zumindest eine dazu passende Falte? Die Zeit hielt offenbar nicht viel von Symmetrie.
Hilts war augenblicklich dabei, zum wertlosesten Konstrukt der gesamten Schöpfung zu verkommen: zu einem Ältesten der Sith-Gesellschaft. Das war die große Ironie des Stamms auf Kesh. Ein Mann ohne Feinde lebte zwar lange, hatte aber trotzdem keine Zukunft. Dank seiner einzigartigen Begabung war es Hilts gelungen, Jahrzehnte der Unruhen zu überstehen – aber wofür? Damit er noch dreißig weitere Jahre damit vergeuden konnte, an demselben Wasserreservoir vorbeizugehen, um auf dem Weg zur Arbeit jeden Tag aufs Neue seinen Makel in Augenschein zu nehmen?
Nun, Traditionen sind wichtig , dachte Hilts. Über seinem Spiegelbild kniend, berührte er sein Gesicht mit der Hand und blinzelte. Langsam fuhr sein Finger die neue Narbe entlang …
KRACH !
Uraltes Gestein zersplitterte. Erschrocken schaute Hilts auf. Hoch über ihm hob sich ein Abschnitt von Tahvs Aquädukt und gab dann nach, um von dem hoch aufragenden Stützpfeiler losgerissen zu werden.
»Verwalter!«
Bevor Hilts vollends aufstehen konnte, tauchte aus der Gasse ein vager, lila Schemen auf. Der Keshiri-Mann warf sich mit dem Kopf voran gegen Hilts’ Bauch und stieß den Menschen nach hinten. Gewaltige Blöcke Mauerwerk krachten auf die Straße und pulverisierten den Rand des Wasserbeckens, wo Hilts nur Sekunden zuvor gekniet hatte.
Flach auf dem Rücken auf dem Pflaster liegend, setzte Hilts die Macht ein, um Trümmerstücke von sich und seinem Retter abzuwehren. Allerdings konnte nichts die Flutwelle von Brackwasser aufhalten, die aus der zertrümmerten Rinne schoss. Der Keshiri schirmte Hilts so gut ab, wie es ihm möglich war, bis der Regen aus Wasser und Gesteinsbrocken schließlich abebbte.
Hustend erkannte Hilts seinen Retter. »Versuchst du, Pluspunkte beim Chef zu sammeln, Jaye?« Während er sprach, rappelte er sich auf und schüttelte schmutziges Wasser aus seinem spärlichen silbergrauen Haar.
»Ich … Tut mir leid, dass ich Euch gestoßen habe, Meister Hilts«, stammelte der Keshiri. »Ich kam gerade zufällig hier lang …«
»Beruhige dich.« Hilts wusste, dass er sich diese Anweisung ebenso gut sparen konnte, auch wenn Jaye offiziell seinem Befehl unterstand. Die Chance, dass sich der mondgesichtige Einheimische tatsächlich entspannte, war ungefähr genauso groß wie Hilts’ Aussichten, Großlord zu werden. »Bloß ein ganz gewöhnlicher Tag in der ›Krone von Kesh‹.«
»Das ist die Konjunktion «, sagte Jaye, der den Umhang seines Vorgesetzten mit den Händen abbürstete. Mit nervösen schwarzen Augen musterte er die jetzt lädierte Silhouette der Hauptstadt. »Das Omen, von dem ich Euch erzählt habe!«
»Und zwar öfter, als ich zu zählen vermag.« Hilts entdeckte eine Gruppe von Menschen, die unweit des eingestürzten Aquäduktabschnitts miteinander stritten. Wie es schien, war das Einzige, das dieser Tage in Tahv florierte, einander die Schuld in die Schuhe zu schieben. Er zog seinen Assistenten am Ärmel. »Lass uns ins Büro gehen, bevor noch jemand auf den Gedanken kommt, wir hätten das Ding durch zu heftiges Atmen zum Einsturz gebracht!«
In früheren Tagen hatten die Sith auf Kesh geduldig auf den richtigen Augenblick gewartet, um Macht zu erlangen, und waren zeitweise anderen gefolgt, bis sie eines Tages selbst an der Spitze standen. Für die meisten in jener einfacheren Ära erfüllte Yaru Korsins aus Hochlords, Lords und Schwertern bestehende Machtstruktur ihren Zweck. Diese Hierarchie blieb
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