Star Wars™ Der Vergessene Stamm der Sith: Storys (German Edition)
habe?«
»Jetzt fang nicht wieder damit an!« Hilts betrat sein Büro und musterte erleichtert seinen Sessel. Ja, das war die Antwort. Nach einem solchen Morgen würde es eine Erleichterung sein, in aller Ruhe dazusitzen und etwas zu trinken …
Draußen im Atrium ertönten Stimmen. Hilts donnerte sein halb gefülltes Glas verärgert auf den Schreibtisch und rief über die Schulter in Richtung des Tumults: »Jaye, ich sagte dir doch, dass du dich beruhigen sollst!«
»Wie komisch«, entgegnete eine raue Frauenstimme. »Ich habe ihm gerade dasselbe gesagt.« Hilts drehte sich um und sah sich einer schwarz gekleideten Frau Ende zwanzig gegenüber, die ein gleißendes rotes Lichtschwert unter Jayes Hals hielt. Dunkle Intelligenz funkelte in ihren goldenen Augen, als sie sprach. »Wir müssen uns unterhalten, Verwalter – und ich hasse es, bei derlei gestört zu werden.«
Sie war gut und gerne zwei Meter groß und überragte Hilts damit deutlich. Sie hatte hellrotes, sorgsam frisiertes Haar, ihre rosa Haut war makellos. Hilts ging durch den Kopf, dass sie einige Jahrhunderte zuvor bei Seelah Korsins Musterungen außerordentlich gut abgeschnitten hätte. Und genau das war der springende Punkt.
Die Fremde führte Hilts ins Atrium hinaus, wo er ein halbes Dutzend ähnlich gekleideter Frauen entdeckte, alles Musterbeispiele der Menschheit selbst, die die zusammengedrängten Arbeiter mit ihren Lichtschwertern bedrohten. Sie ergriff von Neuem das Wort. »Natürlich wisst Ihr, wer ich bin.«
»Bloß Eurem Ruf nach«, sagte er mit trockener Kehle. Er war nicht einmal dazu gekommen, einen Schluck von seinem Getränk zu nehmen. »Ich komme nicht allzu viel raus.«
»Das sehe ich.« Die Frau lächelte steif und deaktivierte ihr Lichtschwert. »Iliana Merko. Und das sind die anderen Schwestern von Seelah.«
»Ich glaube nicht, dass Seelah Korsin irgendwelche Schwestern hatte«, entgegnete Hilts, während er die Schönheiten musterte, die seine Keshiri in Schach hielten.
»Schwestern im Geiste.« Iliana marschierte selbstbewusst voran und zertrat Jayes Abakus dabei mit dem Fuß. Der Mathematiker war jetzt bei den anderen, bäuchlings auf dem Boden, aber in Sicherheit. Ihre Stiefelabsätze klackten auf dem Marmor, als Iliana die Glasstatuen begutachtete, die das Atrium säumten und allesamt entweder Yaru oder Nida Korsin darstellten. Iliana wirkte wenig erfreut.
»Tut mir leid«, sagte Hilts. »Die Seelah-Statuen haben sie entfernt, nach dem … nach dem, was vor Jahren passiert ist.« Er nahm an, dass sie von dem gescheiterten Putsch wusste, mit dem Seelah und Jariad Seelahs Mann Yaru stürzen wollten. Für die Angehörigen von Ilianas Lager schien das erst gestern gewesen zu sein. »Ich glaube nicht, dass sie überhaupt irgendwelche Stücke von Seelah aufbewahrt haben.«
»Das überrascht mich nicht. Niemand hat unserer Herrin den Respekt entgegengebracht, den sie verdiente. Sie hat den Stamm begründet, wisst Ihr – nicht diese Verräter.« Mit finsterem Blick starrte Iliana eine Glasdarstellung von Yaru Korsin an, und mit einem Mal huschte eine gewisse Verwirrung in ihre Miene. »Hat er tatsächlich so ausgesehen?«
»Damals waren die Keshiri-Bildhauer noch nicht so versiert darin, menschliche Augen richtig hinzubekommen.« Hilts trat vorsichtig auf sie zu. Die Frau schien keine Eile zu haben, und er gelangte zu dem Schluss, dass das ein gutes Zeichen für sein Überleben war. Doch andererseits war es nicht so, als müsste sie fürchten, gestört zu werden. Wer kam schon jemals hierher ?
»Ihr wisst, weshalb ich hier bin«, sagte sie und sah ihn an.
»Das Testament wird erst in zwölf Tagen verlesen. Warum seid Ihr jetzt hier?«
Sie kam forsch auf ihn zu. »Wir müssen uns darüber unterhalten, was in Korsins Testament steht«, sagte sie. »Bevor die anderen eintreffen.«
Hilts konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. »Ihr wisst , was in dem Testament steht. Genau wie jeder andere auch. Es wurde so viele Male transkribiert …«
Iliana sprang vor, aktivierte ihr Lichtschwert und schwang die Spitze unmittelbar unter das haarige Kinn des Verwalters. »Natürlich wissen wir das! Aber diesmal ist es anders. Dieser Testamenttag, diese Verlesung – irgendwie ist die Veranstaltung zu einem Konklave geworden.«
Seine Augen wurden zu Schlitzen. »Der Pantheonsfriede.«
»Exakt.«
Mit einem Mal ergab die Sache für Hilts einen Sinn. Jahrhundertelang waren der Testamenttag und die Verlesung die einzige Gelegenheit
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