Star Wars™ Der Vergessene Stamm der Sith: Storys (German Edition)
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»Das ist nicht gut, Verwalter.«
»Das habe ich auch nicht behauptet«, entgegnete Hilts seinem Assistenten. »Aber erstaunlich ist es dennoch.«
Während Keshs Sonne ihre ersten Strahlen auf die Stadt warf, blickten Hilts und Jaye vom Balkon aus auf das Palastgelände hinunter. Sie hatten die Stadt noch nie zuvor so lebendig erlebt. Ein wimmelnder Teppich aus Menschen und Keshiri bedeckte das, was einst der Ewige Kreis gewesen war, während die Leute tragbare Unterstände aufstellten, zum Schutz gegen den vulkanischen Regen.
Bereits am Tag, nachdem Iliana und ihre Kriegerinnen in den Palast eingedrungen waren, begannen sich die Zelebranten zu versammeln, die als Vorbereitung auf die Festivitäten von Nidas Aufstieg um die besten Plätze buhlten. Zwar waren bei dieser Testamentsverlesung keine gewöhnlichen Bürger erlaubt, doch das schien keine Rolle zu spielen. »Dieser Planet braucht ein Fest«, sagte Hilts.
»Sie wollen einen Anführer«, gab Jaye zurück, der mit dunklen Augen zum Verwalter aufschaute. »Das habe ich Iliana sagen hören. Alle Menschen hoffen darauf, dass die Worte des Großlords ihnen eine gewisse Führung bieten werden.«
Hilts schnaubte. »Nun, zumindest werden es tatsächlich seine Worte sein.« Er warf einen raschen Blick in den Palast zurück, wo Iliana und ihre Gefährtinnen wie betäubt die verzierte Pyramide anstarrten. »Sie werden nie auch nur dahinterkommen, wie man sie aktiviert.« Hilts wusste, dass dem so war. Vor fünfundzwanzig Jahren, beim letzten Testamenttag, war ihm das ja selbst kaum gelungen. Sein Vorgänger hatte ihm die Pyramide als eine Art Aufnahmegerät beschrieben und das uralte Geheimnis an ihn weitergegeben, wie man es einschaltete – trotzdem hatte Hilts vier Versuche gebraucht, um am großen Tag schließlich alles richtig zu machen. Er fragte sich, ob vielleicht etwas mit dem Apparat nicht stimmte. Würde er dieses Jahr funktionieren?
Egal. Hilts fand, dass er sich in den vergangenen vier Tagen ziemlich gut geschlagen hatte. Um Zeit zu schinden, hatte er Iliana vorgelogen, dass sich das Gerät ausschließlich am Testamenttag einschalten ließ. Das hatte diese arrogante Frau zwar nicht davon abgehalten, erfolglos daran herumzuhantieren, doch zumindest hatte die List ihnen die Zeit verschafft, auf die er gehofft hatte. Zusammen mit den Feiernden waren auch Ilianas Rivalen lange vor ihrer geplanten Ankunft in Tahv eingetroffen, offenbar hergelockt von den Berichten ihrer Spione, dass die Schwestern von Seelah den Palast übernommen hatten. Jetzt flatterten dort draußen in den Lagern die Banner der Korsiniten, des Goldenen Schicksals, der Mächtigen 57 und unzähliger anderer Fraktionen. Seelahs Garde hatte draußen vor den Palasttoren Posten bezogen, doch es war nicht klar, wie lange sie der stetig wachsenden Zahl ihrer Widersacher den Zutritt verwehren konnten. Bis zum Testamenttag waren es noch acht Tage, und bislang hatten die Todfeinde von Gewalt abgesehen. Stattdessen nutzten sie die Zusammenkunft eines so gewaltigen Publikums für den Versuch, die Leute zu bekehren. Nidas Aufstieg war zu einem Fest des Geschwafels verkommen.
»Dann halte du in diesem Haufen mal nach einem brauchbaren Anführer Ausschau«, meinte Hilts. »Möge die Dunkle Seite uns allen beistehen.«
»Die Konjunktion«, sagte Jaye. Hilts fürchtete schon, sich mal wieder Jayes Theorie zu diesem Thema anhören zu müssen, und darüber, was der heutige Tag tatsächlich bedeutete, als der Keshiri seufzte und ihn unverwandt ansah. »Verwalter, ich habe nie verstanden, warum Ihr die Herrschaft über den Stamm nicht für Euch beansprucht. Ihr seid in den Pfaden der alten Protektoren bewanderter als jeder andere.«
» Zu bewandert«, entgegnete Hilts amüsiert. »Dies sind die Tage des Unverblümten Narren, mein Freund. Sachkundige Männer wie wir bringen es da nicht weit.«
»Aber der Stamm lehrt doch, dass jeder freie Mann und jede freie Frau zum Großlord aufsteigen kann.«
»Was ein prächtiger Gedanke ist, wenn ich ihn hege«, sagte Hilts. »Aber wenn du daran glaubst, ist die Sache nicht mehr ganz so großartig. Und wenn diese Narren da draußen ebenfalls daran glauben«, fuhr er fort, während er seinen Blick über die Menge schweifen ließ, »wird das Ganze richtig unschön. Denn aus meinem Versagen erwachsen eure Möglichkeiten.« Er grinste. »Und was soll dieses Gerede von wegen ›die Lehren des Stammes‹? Heutzutage sind sich die Leute nicht einmal mehr darin einig,
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