Star Wars™ Glücksritter (German Edition)
Sie konnte sie nicht einfach ins Feuer von Qazadis Blaster laufen lassen. Sie musste irgendetwas tun, um ihn aufzuhalten. Bloß dass sie dazu nicht imstande war. Sie schaffte es ja nicht einmal, dass ihre Stimme ihr gehorchte, ganz zu schweigen von ihrer Hand.
Ihre Hand. Bink blickte auf den Schoß hinunter, auf den Miniblaster, der dort lag. Qazadi hatte ihr gestattet, die Waffe zu behalten, weil er wusste, dass es ihr nicht möglich war, sie gegen ihn einzusetzen – und er hatte recht behalten. Sie zwang die Hand dazu, sich zu rühren, zwang sie mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte. Doch ihre Hand blieb, wo sie war. Der Blaster lag nutzlos da, und sie würde genauso nutzlos hier sitzen und zusehen, wie ihre Kameraden durch diese Tür kamen und starben.
»Eins vergesst Ihr bei alldem, Master Qazadi«, sagte Tavia.
Bink drehte ruckartig den Kopf und starrte ihre Schwester ungläubig ab. Tavias Antlitz war so verhärmt und angespannt, dass sie es kaum wiedererkannte. Ihre Stimme war leise und stockend, die Worte klangen, als würden sie eins nach dem anderen vom Mühlstein eines Getreidefarmers ausgespien. Qazadi hatte ihr befohlen, den Mund zu halten, und trotzdem sprach sie. Aus dem Augenwinkel heraus sah Bink, wie Qazadi sich umdrehte, um sie anzuschauen, offensichtlich genauso überrascht, wie sie selbst es war.
»Ich sagte dir doch, du sollst still sein«, grollte der Falleen.
»Ihr vergesst bei alldem«, stieß Tavia mühsam hervor, keuchend von der unglaublichen mentalen Anstrengung, die sie das Sprechen kostete, »dass wir nicht allein gekommen sind. Ihr vergesst … dass das unsere Freunde sind.«
»Ich sagte, sei still!«, knurrte er und schwang den Blaster herum, um auf sie zu zielen.
Mit dem wuchtigen, ohrenbetäubenden Krachen von Holz und Gestein explodierte die Korridorwand nach innen.
Qazadi war vollkommen überrascht. Heranfliegende Trümmer schlugen gegen seinen Arm, als er den Blaster wieder auf Tavia zu richten versuchte.
Durch die Rauchwolke sah Bink, wie in aller Seelenruhe eine Gestalt den Raum betrat. Sie hielt den Atem an. Eigentlich hatte sie angenommen, dass Chewbacca oder Lando diejenigen sein würden, die ihr Leben riskierten, um sie zu retten. Doch es war keiner der beiden.
Es war Eanjer. Er hielt die Hände vor sich ausgestreckt, als wolle er sich ergeben, die deformierte rechte Hand verbunden, die linke offen und leer. »Ich überbringe Euch ein Angebot, Euer Exzellenz«, rief er über das gedämpfte Poltern von Türtrümmern hinweg, die auf Boden und Möbel herabregneten.
»Ich mache keine Deals«, knurrte Qazadi. Er richtete den Blaster auf den Eindringling …
Grünes Feuer schoss aus Eanjers entstellter rechter Hand und jagte flackernd durch den Raum, um Qazadi mitten ins Gesicht zu treffen, und ohne dass das trotzige Zähnefletschen von seinen Zügen wich, sackte der Falleen im Sessel zusammen – tot.
Bink sah Eanjer an. Ihr Blick fiel auf das rauchende Loch in seiner verbundenen Hand. Jetzt wurde ihr klar, dass die Hand nicht so aussah, wie sie die ganze Zeit über ausgesehen hatte, weil sie deformiert war oder durch irgendeine seltsame Fremdweltlerprothese ersetzt wurde. Sie hatte so ausgesehen, weil es sich in Wahrheit um eine ganz normale, voll funktionstüchtige Menschenhand handelte, die einen Miniblaster umklammert hielt. Sie blickte zu Eanjers einem Auge auf. »Du …«
»Es galt, er oder wir«, sagte er ruhig. »Seid ihr beide in Ordnung?«
»Wir sind okay«, versicherte Tavia ihm.
Die Stimme ihrer Schwester klang noch immer etwas seltsam, aber Bink konnte hören, dass es ihr allmählich besser ging – genauso wie Binks Verstand. Ohne die Pheromone konnte sie spüren, wie sich der Nebel der Benommenheit rasch lichtete. »Wie sieht dein Plan aus?«, fragte sie, schnappte sich den Blaster aus dem Schoß und stand auf.
»Von hier zu verschwinden«, sagte Eanjer und deutete auf das schartige Loch hinter sich. »Lando und Chewie warten neben dem anderen Luftgleiter. Beeilt euch.«
Bink nickte, ergriff ihre Schwester am Arm und half ihr hoch. »Was ist mit dir?«, fragte sie ihn, als sie Tavia über die Trümmer half.
»Ich will das Kryodex holen«, erklärte Eanjer. Sein halber Mund lächelte. »Wenn ich schon mal hier bin … Jetzt geht … Los!«
Bink führte ihre Schwester in den Korridor hinaus. Am Rande registrierte sie den halb zertrümmerten Luftgleiter zu ihrer Rechten und den zerquetschten F -Netz-Blaster, der darunter hervorragte.
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