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Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Titel: Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Theaterstück in nichts nachstand – in den Norden getrieben, um ihre Tugend zu bewahren. Starbuck versuchte sich vorzustellen, wie seine anmutige Dominique verzweifelt durchs nächtliche Louisiana gehastet war, verfolgt von Unholden, kläffenden Hunden und einem Sklavenhalter.
    «Ich geflüchtet? Von wegen. Ich war nie eine Sklavin, niemals!», erklärte ihm Dominique am nächsten Tag, als sie auf den Wagen Richtung Hartford saßen, wo die Truppe sechs Abende in der Touro Hall spielen würde. «Ich hab kein Niggerblut in mir, keinen Tropfen. Aber dieses Märchen hilft, mehr Karten zu verkaufen, und Karten sind Geld, und deshalb erzählt Trabell den Zeitungen, ich wär ein Achtelnigger.»
    «Du meinst, das ist eine Lüge?» Starbuck war entsetzt.
    «Klar ist es eine Lüge!» Dominique wurde ungehalten. «Ich hab’s dir doch erklärt, damit verkaufen wir mehr Karten, und Karten sind Geld.» Sie sagte, an dem Märchen stimme nur, dass sie neunzehn Jahre alt und in New Orleans aufgewachsen sei, und zwar in einer weißen Familie mit einer tadellosen französischen Ahnenreihe. Ihr Vater sei gutsituiert, allerdings blieb sie recht vage, als es darum ging, wie genau die Tochter eines wohlhabenden Kaufmanns aus Louisiana dazu gekommen war, die Rolle der Eliza in Major Trabells Onkel Tom- Wandertheater zu spielen. «Und nicht, dass Trabell ein echter Major wäre», vertraute Dominique Starbuck an. «Er behauptet, in Mexiko gekämpft zu haben und dass sein Hinken von einem Bajonettstich stammt, aber ich schätze, es ist wahrscheinlicher, dass ihn eine Hure in Philadelphia angestochen hat.» Sie lachte. Sie war zwei Jahre jünger als Starbuck, wirkte aber unendlich viel älter und wesentlich erfahrener. Außerdem schien sie Starbuck zu mögen, der auf diese Zuneigung mit blinder Verehrung reagierte und dem es nichts ausmachte, dass sie keine entlaufene Sklavin war. «Wie viel zahlt er dir?», fragte Dominique.
    «Vier Dollar die Woche.»
    Sie lachte spöttisch. «Halsabschneider.»
    Während der nächsten beiden Monate erlernte Starbuck freudig das Schauspielerhandwerk, so wie er auch andächtig Miss Demarests Tugend huldigte. Er genoss es, auf der Bühne zu stehen, und die Tatsache, dass er der Sohn des berühmten Abolitionisten Reverend Elial Starbuck war, trug einen Gutteil dazu bei, sowohl Trabells Publikum als auch dessen Kasse anschwellen zu lassen. Außerdem brachte es Nathaniels neuen Beruf seinem Vater zu Ohren, der nach einem fürchterlichen Wutanfall Starbucks älteren Bruder James losschickte, um den Sünder zur Umkehr zu bewegen.
    James’ Mission scheiterte kläglich, und zwei Wochen später versprach Dominique, die Starbuck über Händchenhalten hinaus bisher keinerlei Freiheiten gestattet hatte, die Erfüllung all seiner Herzenswünsche, wenn er ihr nur half, die Wocheneinnahmen von Major Trabell zu stehlen. «Er schuldet mir Geld», sagte Dominique und erklärte, dass ihr Vater geschrieben habe, er erwarte sie in Richmond, Virginia, und dass sie bereits wisse, dass ihr Major Trabell keinen Cent von den sechs Monatslöhnen zahlen werde, die er ihr schuldete, und deshalb brauche sie Starbucks Hilfe, um sich das zu verschaffen, was ihr rechtmäßig ja schon längst gehöre. Für die Belohnung, die ihm Dominique anbot, hätte sich Starbuck sogar bereit erklärt, den Mond zu stehlen, aber es genügten auch die achthundertvierundsechzig Dollar, die er in Major Trabells Handkoffer fand. Er stahl sie, während der Major im Zimmer nebenan ein Sitzbad mit einer jungen Dame nahm, die auf eine Bühnenkarriere hoffte und sich deshalb zur fachkundigen Prüfung und Beurteilung durch den Major angeboten hatte.
    Starbuck und Dominique flohen in derselben Nacht und kamen zwei Tage später in Richmond an. Dominiques Vater hätte im Spotswood House Hotel in der Main Street warten sollen, doch stattdessen wartete ein hochgewachsener junger Mann, kaum ein Jahr älter als Starbuck selbst, und dieser Mann lachte vor Freude, als Dominique auftauchte. Der junge Mann war Major Trabells Sohn Jefferson, der sich seinem Vater entfremdet hatte, Starbuck gönnerhaft zehn Dollar in die Hand drückte und ihn wegschickte. «Mach, dass du hier verschwindest», hatte er dazugesagt, «bevor du aufgehängt wirst und die Krähen an dir picken. Nordstaatler sind hier zurzeit nicht besonders beliebt.» Jefferson Trabell trug Kniehosen aus Wildleder, Stulpenstiefel, eine Satinweste und eine scharlachrote Jacke. Er hatte dunkle, wissende Augen und

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