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Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Titel: Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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schmale Koteletten, die ebenso wie sein langes schwarzes Haar stark geölt waren. Seine Krawatte wurde von einer Perlennadel gehalten, und der Griff seines Revolvers, der aus dem Holster ragte, hatte einen polierten Silbergriff. Es war mehr dieser Revolver als die stutzerhafte Erscheinung des jungen Mannes, der Starbuck davon überzeugte, dass es wenig aussichtsreich wäre, die versprochene Belohnung von Mademoiselle Dominique Demarest einzufordern.
    «Du meinst, sie hat dich einfach fallenlassen?», fragte Washington Faulconer ungläubig.
    «Ja, Sir.» Bei der beschämenden Erinnerung krümmte sich Starbuck vor Qual.
    «Ohne Sie auch nur ein einziges Mal in den Sattel steigen zu lassen?» Ethan Ridley legte den Revolver weg, und obwohl ihm die Frage einen vorwurfsvollen Blick von Washington Faulconer eintrug, war klar, dass auch der Hausherr die Antwort wissen wollte. Starbuck gab keine, aber das war auch überflüssig. Dominique hatte ihn zum Narren gemacht, und seine Dummheit war unübersehbar.
    «Armer Nate!», sagte Washington Faulconer belustigt. «Und was hast du jetzt vor? Nach Hause gehen? Dein Vater wird nicht gerade sehr erfreut sein! Und was ist mit Major Trabell? Der würde vermutlich am liebsten deine Eingeweide an sein Scheunentor nageln, was? Das und sein Geld zurückbekommen! Ist er Südstaatler?»
    «Er kommt aus Pennsylvania, Sir. Aber sein Sohn gibt vor, Südstaatler zu sein.»
    «Und wo ist sein Sohn? Immer noch im Spotswood?»
    «Nein, Sir.» Starbuck hatte in einer Pension in der Canal Street übernachtet und war am Vormittag, noch immer außer sich vor Entrüstung, ins Spotswood House Hotel gegangen, um Dominique und ihren Liebhaber zur Rede zu stellen. Doch der Portier hatte ihm erklärt, dass Mr. und Mrs. Jefferson Trabell gerade zur Richmond-and-Danville-Bahnstation aufgebrochen waren. Starbuck war ihnen gefolgt, doch die Vögel waren ausgeflogen, saßen in dem Zug, der gerade südwärts aus dem Bahnhof dampfte und beißende Rauchwolken in der Stadt hinterließ, in der sich die Nachricht von der Kapitulation Fort Sumters wie ein Lauffeuer verbreitete.
    «Oh, das ist ja mal eine famose Geschichte, Nate! Famos, wahrhaftig!» Washington Faulconer lachte. «Aber mach dir nichts draus. Du bist weder der erste noch der letzte junge Bursche, der sich von einem Unterrock den Kopf verdrehen lässt, und ich zweifle keinen Augenblick daran, dass dieser Major Trabell ein ausgemachter Gauner ist.» Er zündete sich eine Zigarre an und warf das Streichholz in einen Spucknapf. «Also, was fangen wir jetzt mit dir an?» Die Saloppheit, mit der er die Frage gestellt hatte, schien zu bedeuten, dass jeder Wunsch Starbucks mit Leichtigkeit erfüllt werden konnte. «Willst du zurück nach Yale?»
    «Nein, Sir», sagte Starbuck kläglich.
    «Nein?»
    Starbuck breitete die Arme aus. «Ich bin nicht sicher, ob ich zurück ins Priesterseminar sollte, Sir. Ich bin nicht einmal sicher, ob ich dort nicht von Anfang an fehl am Platz war.» Er starrte auf seine verschrammten, aufgeschürften Fingerknöchel hinunter, bevor er weitersprach. «Ich kann kein Pastor mehr werden, Sir, nicht jetzt, wo ich zum Dieb geworden bin.» Und schlimmer als ein Dieb, dachte Starbuck. Er dachte an das vierte Kapitel des ersten Paulusbriefs an Timotheus, in dem Paulus prophezeit hatte, dass in künftigen Zeiten etliche Menschen vom Glauben abfallen und verführerischen Geistern und den Lehren des Teufels anhängen würden, und Starbuck wusste, dass er diese Prophezeiung erfüllt hatte, und diese Erkenntnis tränkte seine Stimme mit schrecklichem Kummer. «Ich bin des Amtes eines Geistlichen einfach nicht würdig, Sir.»
    «Würdig?», rief Washington Faulconer aus. «Würdig! Mein Gott, Nate, wenn du all die üblen Gestalten sehen würdest, die auf unsere Kanzeln drängen, würdest du das nicht sagen! Wahrhaftig, wir haben einen Kerl in der Rosskill-Gemeinde, der die meisten Sonntagspredigten sternhagelvoll abhält. Stimmt’s, Ethan?»
    «Der arme alte Esel ist letztes Jahr in ein Grab gestolpert», fügte Ridley grinsend hinzu. «Er sollte jemanden beerdigen und hätte sich dabei um ein Haar selbst unter die Erde gebracht.»
    «Ich würde mir also an deiner Stelle keine Gedanken darüber machen, ob ich würdig genug dafür bin», sagte Faulconer verächtlich. «Aber ich vermute, in Yale wäre man von deiner Rückkehr nicht allzu begeistert, nachdem du deine Professoren für ein appetitliches Flittchen im Stich gelassen hast, nicht wahr?

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