Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)
zumarschieren, weil sie uns auf der linken Flanke in die Zange nehmen wollen? Wir sind die einzigen Truppenteile, die sie dann aufhalten können. Ehrlich gesagt steht sonst bis Mexiko kein einziger Mann mehr, Faulconer. Also, was ist, wenn diese syphilitischen Bastarde beschließen, diese Flanke anzugreifen?» Evans lachte in sich hinein. «Und deshalb bin ich ehrlich froh, dass Sie da sind, Colonel.»
«Wollen Sie damit sagen, dass ich Ihrer Brigade angegliedert wurde?», fragte Faulconer.
«Ich habe keine Befehle für Sie, wenn es das ist, was Sie meinen, aber warum zum Teufel sollten Sie sonst wohl hierhergeschickt worden sein?»
«Ich habe um sechs Uhr eine Unterredung mit General Beauregard, um genau das festzustellen», sagte Faulconer.
Es erfolgte eine Gesprächspause, in der Evans offensichtlich einen Flachmann öffnete, einen Schluck nahm und den Deckel wieder zuschraubte. «Colonel», sagte er schließlich, «warum in drei Teufels Namen wurden Sie wohl hier herausgeschickt? Wir stehen hier auf der linken Flanke. Wir sind die letzten Hundesöhne, um deren Positionierung sich irgendwer Gedanken gemacht hat. Wir sind für den Fall hier, Colonel, dass die gottverdammten Yankees über den Warrenton Turnpike angreifen, verstehen Sie?»
«Ich habe meine Befehle noch nicht erhalten», beharrte Faulconer.
«Und auf was warten Sie da noch? Auf einen gottverdammten Engelschor? Bei Gott, Faulconer, wir brauchen Männer auf dieser Flanke unserer Armee!» Nathan Evans war eindeutig der Geduldsfaden gerissen, aber er unternahm dennoch einen weiteren Versuch, die Lage in aller Ruhe zu erklären. «Beauregard plant, auf unserer rechten Seite nach Norden vorzustoßen, was passiert also, wenn diese Arschgesichter von Yankees beschließen, auf ihrer eigenen rechten Flanke nach Süden vorzustoßen? Was soll ich dann machen? Ihnen Luftküsse zuwerfen? Die Yankees bitten, ein wenig zu warten, bis Sie Ihre verdammten Befehle eingeholt haben?»
«Ich werde mir diese Befehle von Beauregard holen», sagte Faulconer starrsinnig, «und von niemandem sonst.»
«Und warum verlegen Sie dann, während Sie ihre gottverdammten Befehle holen, nicht Ihre gottverdammte Legion zu der Holzbrücke? Wenn Sie dann nämlich gebraucht werden, können Sie zu der Steinbrücke über den Bull Run weitermarschieren und meinen Jungs ein bisschen unter die Arme greifen.»
«Ich werde die Stellung nicht verlassen», sagte Faulconer eigensinnig, «bis ich richtige Befehle erhalten habe.»
«Oh, lieber Gott», murmelte Adam angesichts der Sturheit seines Vaters.
Die Auseinandersetzung ging noch ein paar Minuten weiter, doch keiner der beiden Männer wollte nachgeben. Faulconers Wohlstand hatte dafür gesorgt, dass er es nicht gewohnt war, Befehle entgegenzunehmen, und schon gar nicht von einem kleinen, übelriechenden, o-beinigen, vulgären Rüpel wie Nathan Evans, der schließlich den Versuch aufgab, die Legion seiner Brigade einzuverleiben, aus dem Zelt stürmte und sich in seinen Sattel schwang. «Kommen Sie, Meadows», knurrte er seinem Adjutanten zu, und die beiden Männer galoppierten in die Dunkelheit.
«Adam!», rief Faulconer. «Pecker!»
«Ah, der stellvertretende Kommandooffizier wird zum großen Führer gerufen», sagte Bird in ätzendem Ton und folgte Adam in das Zelt.
«Habt ihr das gehört?», wollte Faulconer wissen.
«Ja, Vater.»
«Also habt ihr auch verstanden, alle beide, dass ihr keinerlei Befehle dieses Mannes ausführen werdet, ganz gleich welche. Ich hole eure Befehle von Beauregard.»
«Ja, Vater», sagte Adam erneut.
Major Bird war nicht so diensteifrig. «Du befiehlst mir also, direkte Weisungen eines vorgesetzten Offiziers zu missachten?»
«Ich sage, dass Nathan Evans ein schwachsinniger Schluckspecht ist, der humpenweise Whiskey kippt», sagte der Colonel, «und ich habe, verdammt noch mal, kein Vermögen in ein gutes Regiment gesteckt, nur um es mir von so einem Säufer ruinieren zu lassen.»
«Also soll ich seine Befehle missachten?», hakte Major Bird nach.
«Du folgst meinen Befehlen und keinen anderen», sagte der Colonel. «Verdammt, wenn die Schlacht auf dem rechten Flügel stattfindet, sollten wir dort sein und nicht hier mit dem Abhub der Armee festsitzen. Ich will die Legion in einer Stunde marschfertig sehen. Zelte abgeschlagen, Gefechtsordnung.»
Um halb fünf, als die Legion angetreten war, waren die Hügelkämme in geisterhaftes Zwielicht getaucht, und die ferneren Berge schienen sich als dunkle
Weitere Kostenlose Bücher