Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)
sagte Starbuck, «und darüber, wie erstickend sie sein kann.»
«Erstickend?»
«Einschränkend. Meine ist es jedenfalls.» Und Sallys. Vielleicht sogar Ridleys, allerdings hatte Starbuck nicht vor, sich in Mitleid gegenüber dem Mann zu ergehen, den er töten würde. Würde er das wirklich? Er warf einen Blick zu Ethan Ridley hinüber, der bewegungslos in der Dämmerung saß. Starbuck kam zu dem Schluss, dass es eine Sache war, über einen Mord nachzudenken, aber eine vollkommen andere, die Tat auszuführen.
Wie ein kleiner Hagelschauer tönten Musketenschüsse durch die letzten nächtlichen Schatten. «O Gott.» Adam sprach diese Worte als Gebet für sein Land. Er starrte nach Osten, doch kein Blättchen regte sich in den fernen, bewaldeten Senken, in denen endlich das zunehmende Tageslicht frisches helles Grün in den düsteren Grautönen sichtbar werden ließ. Irgendwo in diesen Hügeln und Wäldern wartete ein Gegner, doch ob die Schüsse das erste Aufflackern der Schlacht waren oder nur falscher Alarm, konnte niemand sagen.
Wieder stieg ein beklemmendes Angstgefühl in Starbuck auf. Er fürchtete sich vorm Sterben, aber noch mehr schreckte ihn die Vorstellung, dass er seine Furcht zeigen könnte. Wenn er sterben musste, dann sollte es ein romantischer Tod mit Sally an seiner Seite sein. Er versuchte sich noch einmal die Süße der donnergrollenden Nacht ins Gedächtnis zu rufen, als sie in seinen Armen lag und sie wie Kinder die Blitze beobachtet hatten, die durch den schwarzen Himmel gezuckt waren. Wie konnte eine einzige Nacht einen Mann so sehr verändern? Gütiger Gott, dachte Starbuck, diese Nacht war wie eine Wiedergeburt gewesen, und das war die schlimmste Häresie, die man sich nur vorstellen konnte. Und doch gab es keine andere Beschreibung, die so genau zu dem passte, was er empfunden hatte. Er war von der Seite des Zweifels zur Sicherheit hinübergezogen worden, vom Elend zur Freude, von Verzweiflung zur Herrlichkeit. Es war diese magische Bekehrung, die sein Vater predigte und um die Starbuck so oft gebetet hatte, um sie nun schließlich zu erfahren, nur dass es die Bekehrung durch den Teufel war, die seiner Seele Frieden verlieh, und nicht die Gnade des Heilands.
«Hörst du zu, Nate?» Offenbar hatte Adam etwas gesagt, doch seine Worte waren nicht bei Starbuck angekommen. «Dort ist Vater. Er winkt uns zu sich.»
«Natürlich.» Starbuck folgte Adam zur rechten Flanke der Legion hinter Kompanie A, wo Colonel Faulconer seine Truppeninspektion beendet hatte. «Bevor ich mich auf die Suche nach Beauregard mache», sagte Faulconer hölzern, als wäre er seiner selbst nicht sicher, «dachte ich, ein Aufklärungsritt in diese Richtung wäre nicht schlecht.» Er deutete nordwärts, hinter die linke Flanke der Armee. Der Colonel klang wie ein Mann, der versuchte, sich selbst davon zu überzeugen, dass er ein echter Soldat auf einem echten Schlachtfeld war. «Würdet ihr gern mitkommen? Es bringt ja nichts hierzubleiben, wenn keine Yankees in diesen Wäldern sind. Lust auf einen Galopp, Nate?»
Starbuck dachte, dass der Colonel doch besserer Laune sein musste, als es den Anschein hatte, wenn er ihn Nate nannte, statt die kühlere Anrede Starbuck zu benutzen. «Das würde mir sehr gefallen, Sir.»
«Also los, dann. Du auch, Adam.»
Vater und Sohn ritten Starbuck hügelabwärts voraus in Richtung eines Steinhauses, das im Schatten von Bäumen an einer Wegekreuzung stand. Zwei Artilleriegeschütze bewegten sich schwankend und quietschend die Mautstraße entlang, gezogen von erschöpften Pferden. Der Colonel galoppierte zwischen den beiden Geschützen hindurch und schwenkte dann auf die Straße ein, die von der Kreuzung aus nordwärts führte. Sie stieg auf einem langgestreckten Hügel zwischen schattigem Weideland an, und als die Reiter die bewaldete Hügelkuppe erreicht hatten, zügelte der Colonel sein Pferd.
Faulconer nahm ein lederbezogenes, zusammenschiebbares Fernrohr aus seinem Futteral, zog es auseinander und richtete es nordwärts auf einen fernen Hügel, der mit einer einfachen Holzkirche gekrönt war. Nichts störte die fliehenden Schatten der Dunkelheit auf diesem fernen Hügel und auch sonst nirgendwo in der lieblichen Landschaft. In einiger Entfernung lag ein weiß gekalktes Bauerngehöft, und ringsumher erstreckte sich dichter Laubwald, doch keine Soldaten störten die Idylle. Der Colonel starrte lange und angestrengt zu der Kirche auf dem Hügel, dann schob er die kurzen Abschnitte
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