Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)
Friedensverhandlungen unterstützen.»
Ein paar Minuten nach drei Uhr tauchten zwei Reiter beim Lager des Regiments auf. Ein Mann trug eine Laterne, mit der er sich den Weg hügelauf geleuchtet hatte. «Wer sind Sie?», rief der zweite Mann.
«Die Legion Faulconer!», rief Adam zurück.
«Die Legion Faulconer? Meine Güte! Jetzt haben wir schon eine Legion an der Seite? Da können die verdammten Yankees genauso gut gleich aufgeben.» Der Sprecher war ein kleiner, langsam kahlwerdender Mann mit dunklen Augen, deren eindringlicher, mürrischer Blick sie aus einem ungewaschenen Gesicht, über einem dreckigen schwarzen Schnurrbart und einem struppigen Kinnbart musterte. Er glitt aus dem Sattel, ging mit langen Schritten zum Lagerfeuer, und der Feuerschein fiel auf seine knochendürren, wie Scheidenmuscheln gebogenen Beine, die gänzlich ungeeignet schienen, das Gewicht seines dicken Bauches und seinen breiten, muskulösen Oberkörper zu tragen. «Wer führt hier das Kommando?», wollte der eigenartige Mann wissen.
«Mein Vater», sagte Adam, «Colonel Faulconer.» Er deutete zum Zelt seines Vaters.
«Faulconer!» Der Fremde wandte sich zu dem Zelt um. Er trug eine schäbige Konföderiertenuniform und hielt eine braune Pelzkappe in der Hand, die so ramponiert und schmutzig war, dass sie vermutlich sogar von einem Feldarbeiter verschmäht worden wäre.
«Hier!» Im Zelt des Colonels brannten Laternen, die jedes Mal groteske Schatten auf die Zeltwände warfen, wenn Faulconer sich vor ihrem Licht bewegte. «Wer sind Sie?»
«Evans. Colonel Nathan Evans.» Evans wartete nicht darauf, hereingebeten zu werden, sondern schob sich an den Zeltklappen vorbei zu Faulconer hinein. «Ich habe gehört, dass gestern Abend Truppen angekommen sind, und dachte, ich sollte mal Hallo sagen. Ich habe eine halbe Brigade oben bei der Steinbrücke, und wenn diese Yankee-Bastarde beschließen, die Mautstraße zu nehmen, also den Warrenton Turnpike, dann sind Sie und ich die Einzigen, die noch zwischen Abe Lincoln und den Huren von New Orleans stehen. Ist das Kaffee, Faulconer, oder Whiskey?»
«Kaffee.» Faulconer klang distanziert, ihm lag Evans plumpe Vertraulichkeit wohl nicht.
«Ich habe meinen eigenen Whiskey, aber gegen einen Kaffee davor hätte ich nichts einzuwenden, vielen Dank auch, Colonel.» Starbuck beobachtete, wie Evans’ Schatten den Kaffee des Colonels trank. «Was ich von Ihnen will, Faulconer», erklärte Evans, als er den Kaffeebecher geleert hatte, «ist, dass Sie Ihre Jungs runter an die Straße bringen und dann rauf bis hier zu dieser Holzbrücke.» Offenkundig hatte er eine Landkarte dabei und breitete sie nun auf Faulconers Pritsche aus. «Rund um die Brücke steht ziemlich dichter Wald, und ich schätze, wenn Sie Ihre Jungs in der Deckung halten, kriegen die Hurensöhne von Yankees nicht mit, dass Sie dort sind. Klar, dass wir der Armee dort möglicherweise genauso wenig nutzen wie einem Pfarrer mit Hängebauch seine Eier, aber vielleicht kommt’s auch anders.»
Evans’ Stabsoffizier zündete sich eine Zigarre an und warf Adam und Starbuck einen flüchtigen Blick zu. Thaddeus Bird, Ethan Ridley und etwa zwei Dutzend weitere Männer belauschten unverhohlen das Gespräch in Faulconers Zelt.
«Das verstehe ich nicht», sagte Faulconer.
«Es ist gar nicht kompliziert.» Evans hielt inne, und ein kratzendes Geräusch ließ darauf schließen, dass er ein Zündholz anstrich, um sich eine Zigarre anzustecken. «Die Yankees sind über den Fluss. Sie werden weiter auf den Eisenbahnknotenpunkt bei Manassas vorrücken. Wenn sie den besetzen, sind wir von der Armee im Tal abgeschnitten. Beauregard steht ihnen gegenüber, aber er ist nicht so freundlich abzuwarten, bis sie ihm eins überziehen, sondern er plant seinerseits, auf ihrer linken Flanke anzugreifen, also von uns aus rechts.» Evans demonstrierte die Truppenbewegungen auf seiner Landkarte. «Demzufolge stellt Beauregard den größten Teil unserer Armee auf der rechten Seite auf. Ganz weit östlich, mindestens zwei Meilen entfernt, und wenn er’s schafft, bis heute Mittag seine Hosen zuzuknöpfen, greift er wahrscheinlich im Verlauf des Tages an. Er schlägt einen Haken um die Bastarde und bringt so viele wie möglich um. Und das ist auch prima, Faulconer, aber was passiert, wenn diese Hundesöhne beschließen, uns als Erste anzugreifen? Und was ist, wenn sie nicht so minderbemittelt sind wie der durchschnittliche Yankee und stattdessen direkt auf uns
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