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Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Titel: Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Umrisse immer weiter zurückzuziehen, bis nichts mehr von ihnen zu sehen war als milchige Dunkelheit, in der rötlich schimmernde Lichtpunkte auf Lagerfeuer hindeuteten. Das graue Zwielicht reichte gerade aus, um zu erkennen, dass in der näheren Umgebung überall Gespanne und Fuhrwerke standen, was dem Anblick eine merkwürdige Ähnlichkeit mit einem Feldgottesdienst nach der morgendlichen Predigt verlieh, nur dass sich zwischen diese Gespanne die teuflischen Formen von Protzen, transportablen Schmiedeessen und Kanonen mischten. Der Rauch der erlöschenden Lagerfeuer hing wie Nebel in den Niederungen unter den letzten, verblassenden Sternen. Irgendwo spielte eine Kapelle «Home, Sweet Home», und ein Mann aus der Kompanie B sang so falsch mit, dass ihm ein Sergeant schließlich befahl, still zu sein.
    Die Legion wartete. Das schwere Gepäck, Decken und Bodenplanen waren zusammen mit den Zelten hinter der Kapelle aufgestapelt worden, sodass die Männer nur ihre Waffen, Habersäcke und Feldflaschen mit aufs Schlachtfeld nehmen würden. Irgendwo in der unübersichtlichen Umgebung bezog eine Armee Stellung. Vorposten spähten über den Fluss, Kanoniere nippten neben ihren monströsen Waffen an ihren Kaffeebechern, Kavalleristen ließen Pferde in einem Dutzend Flüsschen trinken, die sich durch das Weideland zogen, und die Assistenten der Feldärzte rissen Mull für spätere Verbände in Streifen oder wetzten Fleischmesser und Knochensägen. Ein paar Offiziere galoppierten wichtigtuerisch über die Felder und verschwanden zu ihren geheimnisvollen Aufträgen in die Morgendämmerung.
    Starbuck saß direkt hinter der Fahneneinheit der Legion auf Pocahontas und fragte sich, ob er träumte. Würde es wirklich eine Schlacht geben? Der aufbrausende Nathan Evans ging davon aus, und jeder schien sie zu erwarten, doch es gab keinen Hinweis auf irgendeinen Gegner. Starbuck wünschte sich halb, dass die Erwartungen erfüllt würden, und halb fürchtete er sich davor. Wenn er seinen Verstand benutzte, wusste er, dass eine Schlacht chaotisch, grausam und hart war, doch andererseits konnte er den Gedanken nicht abschütteln, dass sie sich als ruhmreich, großartig und seltsam ruhig herausstellen würde. In den Büchern warteten unnachgiebig blickende Männer auf den Moment, in dem sie das Weiße in den Augen ihrer Gegner sehen konnten, dann feuerten sie und errangen große Siege. Pferde tänzelten und Flaggen schlugen im klaren Wind, während darunter die schmucken Toten wie schlafend auf der Erde lagen und die schmerzlos Sterbenden voller Liebe von ihrem Vaterland und ihren Müttern sprachen. Männer starben so leicht wie Major Pelham. Oh, lieber Herr im Himmel, betete Starbuck, als sich mit einem Mal unsägliche Angst in seine Gedanken mischte, lass mich nicht sterben. Ich bereue all meine Sünden, jede einzelne, sogar Sally, und ich will niemals mehr sündigen, wenn du mich am Leben lässt.
    Er zitterte, obwohl er in seiner dicken Uniform aus Wollstoff schwitzte. Irgendwo links von ihm rief ein Mann einen Befehl, aber es war weit weg und nur leise zu hören, wie eine Stimme, die an das Ohr eines Bettlägrigen in einem abgelegenen Raum dringt. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, allerdings breitete sich über dem östlichen Horizont nun ein rosafarbenes Leuchten aus, und es war hell genug für Colonel Faulconer, um bei einem langsamen Inspektionsgang die Reihen seiner Legion abzuschreiten. Er erinnerte die Männer an ihr Zuhause, das sie in Faulconer County zurückgelassen hatten, und an ihre Frauen und Kinder. Er versicherte ihnen, dass der Krieg nicht vom Süden gewollt, sondern vom Norden gewählt worden war. «Wir wollten einfach in Ruhe gelassen werden, ist das ein so verdammenswerter Wunsch?», fragte er. Nicht, dass die Männer Faulconers Bestätigung brauchten, aber er wusste, dass von einem kommandierenden Offizier erwartet wurde, seinen Männern am Morgen der Schlacht Mut zu machen, und so bestätigte er der Legion, dass ihre Sache gerecht war und dass Männer, die für eine gerechte Sache kämpften, keine Niederlage fürchten müssten.
    Adam hatte den Gepäcktross der Legion kontrolliert und ritt nun wieder zu Starbuck. Adams Pferd war eines der besten aus der Zucht Faulconers – ein hoher brauner Hengst mit wundervoll glänzendem Fell, ein arroganter Aristokrat unter den Tieren, ebenso wie die Faulconers Herren unter gewöhnlichen Männern waren. Adam nickte in Richtung des kleinen Hauses mit den schwach erleuchteten

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