Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)
Kanonen und verstaute sie im Dienstabteil. Neues Chaos brach aus, als sich die mitgezogenen Frauen und Kinder von ihren Männern und Vätern verabschieden wollten und die Männer, die ihre Feldflaschen geleert hatten, versuchten, sie am Hahn des auf Stelzbeinen stehenden Wassertanks an der Gleisanlage wieder aufzufüllen. Faulconer rief letzte Befehle für Kavallerie, Artillerie und die Versorgungseinheit, die auf der Straße nach Norden ziehen würden. Er glaubte, sie würden die Strecke in drei Tagen bewältigen, während der Zug sogar trotz der beschädigten Achslager einiger Waggons nur einen Tag brauchen sollte. «Wir sehen uns in Manassas wieder», sagte der Colonel zu Lieutenant Davies, der für die Führung des Konvois zuständig war, «oder in Washington.»
Anna Faulconer, die in ihrer kleinen Kutsche von Faulconer Court House gekommen war, bestand darauf, kleine Konföderiertenflaggen zu verteilen, die sie und die Dienstmädchen in Seven Springs bestickt hatten. Ihr Vater, ungehalten über diese Verzögerung, befahl dem Lokführer, die Dampfpfeife zu betätigen, um die Männer zurück zu den Gepäckwaggons zu rufen, doch das schrille Geräusch der Pfeife erschreckte einige Pferde in den Gondelwagen, und ein schwarzer Diener brach sich das Bein, als Captain Hintons Stute austrat. Der Diener wurde aus dem Zug getragen, und in dieser Zeit beschlossen zwei Männer der Kompanie E, dass sie nicht kämpfen wollten, und desertierten, während drei andere Männer darauf drangen, in die Legion eintreten zu dürfen und schließlich in den Zug stiegen.
Endlich, um fünf Uhr, begann der Zug seine Fahrt. Er konnte wegen der beschädigten Achslager nicht schneller als zehn Meilen pro Stunde fahren, und so kroch er nur nordwärts; die Räder ratterten über die Schienenverbindungen, und die Glocke dröhnte klagend über die Flussauen und grünen Felder. Der Colonel war immer noch wütend über die Verzögerungen, doch die Männer hatten beste Laune und sangen fröhlich, während sich der Zug langsam von den Hügeln wegbewegte. Sie ließen den Konvoi aus Fuhrwerken, Kanonen und Kavallerie immer weiter hinter sich und dampften langsam in die einbrechende Nacht.
Die Zugfahrt dauerte fast zwei Tage. Die überfüllten Waggons standen zwölf Stunden am Eisenbahnknotenpunkt von Gordonsville, weitere drei in Warrenton, und endlose Minuten dauerte es, wenn der Tender mit Klafterholz beladen oder der Wassertank befüllt wurde, doch schließlich erreichten sie an einem heißen Samstagnachmittag Manassas Junction, wo die Armee von Nordvirginia ihr Hauptquartier hatte. Niemand in Manassas wusste, dass die Legion kam oder was man mit ihr anfangen sollte, doch am Ende führte ein Stabsoffizier das Regiment nordostwärts von dem Städtchen weg auf eine Landstraße, die sich durch niedrige, steile Hügel wand. Truppenlager waren auf Weiden aufgeschlagen worden, Artilleriegeschütze standen hinter den Gattern von Bauernhöfen, und der Anblick dieser anderen Truppen ließ in den Legionären das beklommene Gefühl aufkommen, sich einem enormen Vorhaben angeschlossen zu haben, das keiner von ihnen wirklich verstand. Bis jetzt waren sie die Legion Faulconer gewesen, sicher aufgehoben in Faulconer Court House und angeführt von Colonel Faulconer, doch nun hatte sie der Zug an einen fremden Ort gebracht, an dem sie in einem unverständlichen und unkontrollierbaren Geschehen untergingen.
Es war beinahe dunkel, als der Stabsoffizier auf ein Bauerngehöft deutete, das rechts der Straße auf einem weiten, kahlen Hochplateau lag. «Der Bauernhof ist noch bewohnt», erklärte er Faulconer, «aber die Weiden sehen unbewirtschaftet aus, also richten Sie sich hier ein.»
«Ich muss Beauregard sprechen.» Faulconer klang gereizt, was den unklaren Verhältnissen geschuldet war. Er wollte wissen, wo genau er stand, und das wusste der Stabsoffizier nicht, und er wollte genau wissen, was von seiner Legion erwartet wurde, doch auch das konnte ihm der Stabsoffizier nicht sagen. Es gab keine Landkarten, keine Befehle und überhaupt keine Orientierung. «Ich muss Beauregard heute Abend noch sprechen», beharrte Faulconer.
«Ich denke, der General wird sehr gerne mit Ihnen sprechen, Colonel», sagte der Stabsoffizier taktvoll, «aber ich vermute, Sie warten damit besser bis morgen früh. Sagen wir, um sechs Uhr?»
«Erwarten wir Kampfhandlungen?», fragte Faulconer großartig.
«Morgen wird es wohl so weit sein.» Die Zigarre des Stabsoffiziers glühte kurz
Weitere Kostenlose Bücher