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Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Titel: Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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auf. «Die Yankees sind in dieser Richtung», er deutete mit seiner Zigarre vage in Richtung Osten, «und ich vermute, dass wir über den Fluss setzen, um ihnen Hallo zu sagen, aber der General gibt seine Befehle erst morgen heraus. Ich erkläre Ihnen, wie Sie zu ihm kommen, und Sie sind um sechs Uhr da, Colonel. Dann haben Ihre Jungs Zeit, zuerst einen Gottesdienst abzuhalten.»
    «Einen Gottesdienst?» Faulconer klang, als sei der Stabsoffizier nicht ganz richtig im Kopf.
    «Morgen ist der Tag des Herrn, Colonel», sagte der Stabsoffizier vorwurfsvoll, und so war es, denn der nächste Tag war ein Sonntag, der 21. Juli 1861.
    Und Amerika würde in der Schlacht zerbrechen.

    Um zwei Uhr in der Nacht zum Sonntag war es immer noch drückend heiß. Kein Lüftchen ging. Die Sonne würde erst in zweieinhalb Stunden aufgehen, und am wolkenlosen Himmel funkelten noch die Sterne. Die meisten Männer schliefen im Freien, obwohl sie ihre Zelte die gesamten fünf Meilen von der Bahnlinie zu dem Bauernhof geschleppt hatten. Als Starbuck erwachte, hatte er einen schimmernden Himmel voller weißer Sternenpünktchen über sich, schöner als alles, was man auf der Erde entdecken konnte.
    «Zeit zum Aufstehen», sagte Adam neben ihm.
    Überall auf dem Hügel wachten die Männer auf. Sie husteten und fluchten, ihre Stimmen laut vor Nervosität. Irgendwo in dem dunklen Tal klirrten die Ketten eines Geschirrs, und ein Pferd wieherte, in einem entfernten Lager wurde mit einer Trompete Reveille geblasen, und der Klang wurde von einem dunklen Abhang zurückgeworfen. Ein Hahn krähte bei dem Bauerngehöft auf dem Hügel, wo sich schwacher Lichtschein hinter den Fenstervorhängen zeigte. Hunde bellten, und die Köche klapperten mit Pfannen und Kesseln.
    «Den Rittern helfend», Starbuck lag immer noch auf dem Rücken und schaute zu den funkelnden Sternen hinauf, «geben Waffenschmiede, die Rüstung nietend mit geschäft’gem Hammer, der Vorbereitung grauenvollen Ton.»
    Normalerweise hätte es Adam gefallen, das Zitat noch zu übertreffen, doch er war in einer stillen, verhaltenen Stimmung und schwieg. Überall im Lager der Legion wurden die Lagerfeuer zum Leben erweckt, und sie warfen grelle Lichtzungen, hier auf einen Mann in Hemdsärmeln, dort auf Gestelle mit Gewehren oder die weißen, kegelförmigen Zelte. Der Rauch der Feuer verdichtete sich und ließ die Sterne schillern.
    Starbuck schaute immer noch zu ihnen hinauf. «Und schmähn den krüppelhaften Gang der Nacht», zitierte er wieder, «die, einer schnöden, garst’gen Hexe gleich, hinweg so zögernd hinkt.» Er führte diese Zitate an, um seine Nervosität zu verbergen. Heute, dachte er, sehe ich den Elefanten.
    Adam sagte nichts. Er spürte, dass er an der Schwelle eines grauenvollen Chaos stand, wie der Abgrund, über den der Satan in Das verlorene Paradies geflogen war, und genau das war es, was dieser Krieg für Amerika bedeutete, dachte Adam niedergeschlagen – den Verlust der Unschuld, den Verlust reiner Vollkommenheit. Er war in die Legion eingetreten, um seinen Vater zufriedenzustellen, und nun würde er wohl den Preis zahlen müssen, den dieser Kompromiss forderte.
    «Kaffee, Massa?» Nelson, Faulconers Diener, brachte zwei Zinnbecher mit Kaffee von dem Feuer, das er die gesamte Nacht hinter dem Zelt des Colonels in Gang gehalten hatte.
    «Du bist ein wahrhaft großer und gütiger Mann, Nelson.» Starbuck setzte sich auf und streckte seine Hand nach einem der Becher aus.
    Sergeant Truslow brüllte die Kompanie K an, in der sich jemand beschwert hatte, weil es keinen Kübel gab, um Wasser zu holen. Also schrie Truslow dem Mann zu, er solle aufhören, sich zu beschweren, und sich irgendwo einen verdammten Kübel stehlen.
    «Du wirkst gar nicht nervös.» Adam nippte an dem Kaffee und schnitt ein Gesicht, als er den bitteren Geschmack auf die Zunge bekam.
    «Natürlich bin ich nervös», sagte Starbuck. Und so war es wirklich. Seine Befürchtungen verwandelten seinen Magen in eine siedende Schlangengrube. «Aber es kommt mir so vor, als könnte ich ein guter Soldat sein.» Stimmte das, fragte er sich, oder sagte er es nur, weil er wollte, dass es zutraf? Oder weil er damit vor Sally geprahlt hatte? Und war es vielleicht auch nichts weiter gewesen? Nur eine Prahlerei, um ein Mädchen zu beeindrucken?
    «Ich sollte nicht hier sein», sagte Adam.
    «Unsinn», sagte Starbuck lebhaft. «Du musst nur einen Tag überleben, Adam, einen einzigen Tag, und dann kannst du die

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