Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)
Noch dazu, wo du ein gesuchter Verbrecher bist. Ein Dieb, nichts Geringeres!» Faulconer fand diese Vorstellung offenkundig außerordentlich unterhaltsam. «Wenn du in den Norden zurückgehst, stecken sie dich ins Kittchen, so ist es doch, oder?»
«Ich fürchte schon, Sir.»
Washington Faulconer kamen fast die Tränen vor Lachen. «Bei Gott, Nate, da steckst du wirklich im Teerfass. Mit beiden Füßen, beiden Händen, vom Hintern bis zum Hals, von anderen Körperteilen ganz zu schweigen! Und was wird dein heiliger Vater tun, wenn du nach Hause gehst? Verpasst er dir eine Tracht Prügel, bevor er dich den Constables übergibt?»
«So wie es aussieht, Sir, ja.»
«Reverend Elial nimmt also gern den Stock zu Hilfe, was?»
«Ja, Sir.»
«Das kann ich nicht zulassen.» Washington Faulconer erhob sich und ging zum Fenster. Unten in seinem kleinen Vorgarten stand eine Magnolie in voller Blüte und erfüllte den Fenstererker mit süßem Duft. «Ich habe nie an Prügel geglaubt. Mein Vater hat mich nicht geschlagen, und ich habe meine Kinder nicht geschlagen. Tatsache ist, Nate, ich habe niemals die Hand gegen meine Kinder oder Dienstboten erhoben, nur gegen meine Feinde.» Er sprach schulmeisterhaft, als wäre er es gewohnt, sich für sein seltsames Verhalten verteidigen zu müssen, und so war es auch, denn Washington Faulconer hatte vor nicht einmal zehn Jahren durch die Freilassung all seiner Sklaven einige Berühmtheit erlangt. Eine Weile hatten die Zeitungen der Nordstaaten Faulconer als Wegbereiter der Südstaaten-Aufklärung gefeiert, ein Ruf, der ihn in seinem heimatlichen Virginia reichlich unbeliebt gemacht hatte. Doch die feindseligen Gefühle waren geschwunden, als Faulconer sich geweigert hatte, andere Südstaatler dazu zu ermuntern, seinem Beispiel zu folgen. Er hatte verkündet, seine Entscheidung sei rein persönlich gewesen. Und nun, wo längst Gras über die Sache gewachsen war, lächelte Faulconer Starbuck an. «Also, was machen wir mit dir, Nate?»
«Sie haben schon genug getan, Sir», sagte Starbuck, obgleich er sich insgeheim wünschte, dass Faulconer noch viel mehr tat. «Und was ich tun muss, ist, mir Arbeit zu suchen. Ich muss Major Trabell das Geld zurückzahlen.»
Faulconer lächelte über Starbucks Ernsthaftigkeit. «Die einzige Arbeit, die es hier in der Gegend gibt, Nate, ist der Dienst als einfacher Soldat, und ich glaube nicht, dass sich das eignet, um möglichst schnell Schulden abzutragen. Nein, ich glaube, du solltest deine Ziele ein wenig höherstecken.» Faulconer hatte sichtliches Vergnügen daran, Starbucks Probleme zu lösen. Er lächelte, dann machte er eine weit ausholende Geste, die den ganzen, üppig eingerichteten Raum umfasste. «Könntest du dir vorstellen hierzubleiben, Nate? Bei mir? Ich brauche jemanden, der zugleich mein Privatsekretär sein als auch ein paar Anschaffungen tätigen kann.»
«Sir!» Ethan Ridley setzte sich mit einem Ruck auf dem Sofa auf, sein wütender Ton machte eindeutig klar, dass er die Stellung, die Starbuck angeboten bekommen hatte, als seine eigene betrachtete.
«Oh, komm schon, Ethan! Du hasst es doch, meinen Papierkram zu erledigen. Du kannst ja nicht mal richtig schreiben!» Sanft wies Faulconer seinen zukünftigen Schwiegersohn zurecht. «Davon abgesehen ist mit dem Kauf der Gewehre deine Hauptaufgabe erledigt. Jedenfalls für den Moment.»
Er dachte ein paar Sekunden nach, dann schnippte er mit den Fingern. «Ich weiß, was wir machen. Ethan, du gehst zurück nach Faulconer County und fängst ernsthaft mit einer Rekrutierungskampagne an. Rühr die Trommel für mich. Wenn wir im County keine Soldaten ausheben, wird es jemand anderes tun, und ich will nicht, dass Männer aus Faulconer County für andere Regimenter in Virginia kämpfen. Und davon abgesehen möchtest du doch bei Anna sein, oder?»
«Natürlich möchte ich das, Sir.» Allerdings wirkte Ridley nicht übermäßig begeistert davon, seine Braut bald wiederzusehen.
Washington Faulconer wandte sich an Starbuck. «Ich stelle ein Regiment auf, Nate, eine Legion. Die Legion Faulconer. Ich hatte gehofft, es wäre nicht nötig, ich hatte gehofft, die Vernunft würde siegen, aber es sieht so aus, als wollte der Norden den Kampf, und bei Gott, wir werden ihnen einen liefern, wenn sie darauf bestehen. Würde es dein Loyalitätsgefühl verletzen, mich zu unterstützen?»
«Nein, Sir.» Diese Antwort klang vollkommen unzureichend, also zeigte Starbuck etwas mehr Enthusiasmus. «Ich
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