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Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Titel: Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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lang von der härtnäckigen Verteidigung der Südstaatler aufgehalten worden. Die Linie dieser Verteidiger war mittlerweile gefährlich ausgedünnt, und deshalb wollte Evans den Angriff des Nordens in einer letzten Anstrengung ins Chaos stürzen, um so ein paar Minuten herauszuholen, in denen die übrigen Truppen der konföderierten Armee ihre Angriffslinie umformieren konnten, um sich dem Flankenangriff entgegenzustellen. Evans würde dem Norden einen letzten Akt trotziger Herausforderung bieten, bevor sich seine Rebellenfront auflöste und der gewaltige Nordstaatler-Vorstoß ungehindert weiter ins Land rollte.
    Major Bird zog sein Schwert. Seinen Le-Mat-Revolver hatte er immer noch nicht geladen. Er vollführte einen spielerischen Hieb mit dem Schwert und hoffte zu Gott, dass er es nicht würde benutzen müssen. Nach Birds Meinung gehörten verzweifelte letzte Bajonettangriffe in Geschichtsbücher oder Liebesromane, nicht in die Gegenwart, doch Bird musste zugeben, dass die Bajonette der Legion schrecklich wirkungsvoll aussahen. Es waren lange, schlanke Klingen mit einer unheilverkündenden Aufwärtskurve an der Spitze. In Faulconer County hatte der Colonel darauf bestanden, dass sich die Männer mit dem Bajonett übten, er hatte sogar einen Rinderkadaver an einen niedrigen Ast binden lassen, um ein realistisches Angriffsziel zu schaffen. Und jetzt bereiteten sich genau diese Männer darauf vor, ihre Bajonette gegen den echten Feind einzusetzen, während ihnen der Schweiß weiße Linien in die vom Schießpulver geschwärzten Gesichter zog.
    Ermutigt von der Pause im Infanteriebeschuss des Südens, begannen die Nordstaatler weiter vorzurücken. Eine neue Geschützbatterie der Südstaatenartillerie hatte die rechte Flanke von Evans’ Linie erreicht, und die Kanoniere feuerten ihre Kartätschen und Kanonenkugeln auf die Frontlinie des Unionsangriffs, sodass die Nordstaatler ihr Vorrücken noch beschleunigten. Drei Kapellen aus dem Norden spielten nun gegeneinander an, trieben die mit schweren Fransen geschmückten Flaggen vorwärts durch die Rauchschlieren über der Wiese, die so von Granaten und Kanonenkugeln aufgewühlt war, dass sich in den Schwefelgestank und den Rauchgestank der süße Duft von frischgemähtem Gras mischte.
    Major Bird sah auf seine altmodische Uhr, blinzelte, und sah noch einmal hin. Er hielt die Uhr an sein Ohr, weil er dachte, sie müsse stehengeblieben sein, doch dann hörte er ihr gleichmäßiges Ticken. Irgendwie hatte er geglaubt, es müsse schon Nachmittag sein, doch es war erst halb elf. Er leckte sich über die trockenen Lippen, hob das Schwert und drehte sich zu dem anrückenden Gegner um.
    Dann erfolgte das Hornsignal.
    Ein falscher Ton, eine Pause, dann erklang eine klare, dreifache Tonfolge, eine weitere dreifache Tonfolge, einen Augenblick herrschte Stille, und plötzlich riefen die Offiziere und Sergeants den Soldaten der Südstaatenfrontlinie den Befehl zum Vorstoß zu. Eine Sekunde lang rührte sich niemand, dann kam Bewegung in die graue Linie an dem von Granaten und Kugeln zerfledderten Waldrand.
    «Vorwärts!», rief Major Bird und ging ins Sonnenlicht hinaus, das Schwert in Schulterhöhe nach vorne gerichtet. Diesen heroischen Anblick beeinträchtigte er etwas dadurch, dass er stolperte, als er über die Streben des Koppelzauns stieg, doch er rappelte sich wieder auf und ging weiter. Adam hatte das Kommando über Kompanie E übernommen, deren Captain Elisha Burroughs getötet worden war. Burroughs war Bürovorstand in der Faulconer County Bank gewesen, hatte sich im Grunde nicht zur Legion melden wollen, dann aber gefürchtet, seinen Aufstieg in Washington Faulconers Bank zu gefährden, wenn er ablehnte. Und jetzt war er tot, Fliegenschwärme saßen auf seiner Leiche, und Adam hatte seinen Platz eingenommen. Adam hielt den Revolver in der rechten, die Säbelscheide mit der linken Hand und lief gute fünf Schritt vor den Männern seiner Kompanie. Er musste die Säbelscheide von seinen Beinen weghalten, damit sie ihn nicht zum Stolpern brachte. Starbuck, der neben Bird vorwärtsrückte, hatte mit seiner eigenen Säbelscheide das gleiche Problem.
    «Ich bin nicht sicher, dass es sich lohnt, ein Schwert zu tragen», kommentierte Bird. «Dass die Pferde eine schlechte Idee waren, wusste ich vorher schon, aber jetzt sieht es so aus, als wären die Schwerter ein ebenso gefährlicher Einfall. Mein Schwager wird bitter enttäuscht sein! Manchmal denke ich, er träumt davon, mit

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