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Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Titel: Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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einer Lanze in die Schlacht zu ziehen.» Bird lachte atemlos bei dieser Vorstellung. «Sir Washington Faulconer, Lord von Seven Springs. Das würde ihm gefallen. Ich habe nie verstanden, warum unsere Gründerväter die Titel abgeschafft haben. Sie kosten nichts und verschaffen solchen Narren eine unglaubliche Befriedigung. Und meiner Schwester würde es nur allzu gut gefallen, die Lady für seine Lordschaft Faulconer abzugeben. Ist Ihr Revolver geladen?»
    «Ja.» Doch Starbuck hatte noch keinen einzigen Schuss abgefeuert.
    «Meiner nicht. Ich vergesse es ständig.» Bird köpfte mit seinem Schwert einen Löwenzahn. Zu seiner Rechten rückte Kompanie E in geordneter Formation vor. Mindestens zwei Männer der Kompanie hatten sich das Gewehr über die Schulter gehängt und stattdessen lange Jagdmesser in der Hand. Schlachtermesser nannte Thaddeus Bird sie gern, doch für diesen verzweifelten Vorstoß schienen die langen, plumpen Klingen recht geeignet. Mit ihrem charakteristischen Pfeifen peitschten die Kugeln aus den Gewehren der Nordstaatler durch die warme Luft. Die Fahnen der Legion zuckten, wenn Gewehrkugeln auf den Stoff trafen. «Haben Sie bemerkt, dass die Yankees immer noch so hoch schießen?», fragte Bird.
    «Gott sei Dank», sagte Starbuck.
    Erneut wurde das Horn geblasen, um die Linie der Rebellen voranzutreiben, und Bird schwang sein Schwert, um die Männer zu ermutigen, die halb rannten und halb gingen. Starbuck machte einen Bogen um einen Fleck rauchender Erde, auf dem Granatenfragmente und die Leiche eines verstümmelten Tirailleurs lagen. Die Granate hatte dem Mann den größten Teil seines Bauchs und den halben Brustkorb herausgerissen, und auf dem, was von ihm noch übrig war, wimmelten die Fliegen. Der Tote hatte hervorstehende Zähne in einem Gesicht, das sich in der Hitze schon dunkel färbte. «Ich glaube, das war George Musgrave», sagte Bird im Plauderton.
    «Wie können Sie das wissen?», brachte Starbuck heraus.
    «Diese Nagerzähne. Er war ein elender Kerl. Ein Raufbold. Ich wünschte, ich könnte sagen, sein Tod tue mir leid, aber so ist es nicht. Ich habe ihm in der Vergangenheit mindestens hundertmal den Tod gewünscht. Er war wirklich ein übler Geselle.»
    Ein Mann der Kompanie K wurde von einer Kugel getroffen und begann keuchende Schreie auszustoßen. Zwei Männer hasteten hin, um ihm zu helfen. «Lasst ihn!», bellte Sergeant Truslow, und der Verwundete, der sich im Gras krümmte, wurde allein zurückgelassen. Die Musiker der Legion, die am Waldrand Deckung gesucht hatten, waren auch die Krankenträger, und zwei von ihnen kamen vorsichtig auf das Feld, um den Verletzten zu bergen.
    Eine Haubitzengranate fuhr kreischend vom Himmel, bohrte sich tief in die Wiese und explodierte, augenblicklich gefolgt von der nächsten Granate. Die Infanterie der Nordstaaten hatte ihren Vormarsch unterbrochen und lud die Gewehre. Starbuck sah, wie Ladestöcke gehoben und in die Läufe gerammt wurden, und er sah die vom Schießpulver schwarz gefärbten Gesichter, die von den Waffen aufblickten, um zu der anrückenden Rebellenlinie hinüberzuschauen. So wenige Südstaatler schienen diesen Angriff zu führen, und sie wurden von so vielen Nordstaatlern erwartet. Starbuck zwang sich dazu, ruhig weiterzugehen, keine Angst zu zeigen. Merkwürdig, dachte er, aber in diesem Moment würde seine Familie wohl ihre Plätze in ihrer Bank der hohen, düsteren Kirche einnehmen, und sein Vater stünde betend in der Sakristei, und die Gemeindemitglieder würden aus dem Sonnenschein in die Kirche hereinkommen, die Türen der Familienbänke würden aufgeklinkt, und darüber stünden, wie im Sommer üblich, die hohen Fenster offen, sodass die Brise vom Bostoner Hafen den Kirchgängern etwas Abkühlung bringen konnte. Der Gestank von Pferdemist würde von der Straße in die Kirche geweht, in der seine Mutter vorgeben würde, in der Bibel zu lesen, während sie in Wahrheit einzig auf die Gemeinde achtete. Wer war gekommen und wer fehlte, wer sah gut aus und wer eigenartig. Starbucks ältere Schwester Ellen Marjory, die mit dem Pastor aus New Hampshire verlobt war, würde ihre Frömmigkeit demonstrativ zur Schau stellen, indem sie betete oder in der Heiligen Schrift las, während die fünfzehnjährige Martha die Blicke der Williams-Söhne aus der Bank auf der gegenüberliegenden Seite des Mittelgangs auf sich ziehen würde. Starbuck fragte sich, ob Sammy Williams unter den blau uniformierten Gegnern war, die dreihundert

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