Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)
von Männern verwandelt, die am Waldrand in den Schatten kauerten. Immer wieder stieß eine Gruppe Soldaten auf das freie Feld vor, feuerte ihre Schüsse ab und hastete wieder zurück, doch nun hatten die Yankees eine ganze Meute Tirailleure auf der Weide, und jedes Auftauchen der Rebellen wurde mit einem Kugelhagel aus ihren Gewehren beantwortet. Die tapfersten Offiziere der Rebellen schlenderten am Waldrand entlang, sprachen ihren Männern Mut zu und machten Scherze, doch Adam, der entschlossen war, sich von den Soldaten der Legion sehen zu lassen, lehnte es ab, im Schatten zu gehen und lief ungedeckt in der Sonne vor der Linie entlang und rief dabei den Infanteristen laut zu, nicht zu schießen, während er vorbeikam. Die Männer schrien, er solle in Deckung gehen, zurück zum Wald, aber davon wollte Adam nichts hören. Er paradierte vor der Stellung, als hielte er sich für unverwundbar. Er redete sich ein, nichts Böses zu fürchten.
Major Bird kam zu Starbuck und beobachtete mit ihm Adam, der vor ihnen durch die Sonne ging. «Ist Ihnen aufgefallen», sagte Bird, «dass die Kugeln etwas hoch fliegen?»
«Hoch?»
«Sie zielen auf ihn, aber sie schießen zu hoch. Das ist mir aufgefallen.»
«Sie haben recht.» Starbuck hätte es vermutlich nicht einmal bemerkt, wenn die Yankees auf den Mond gefeuert hätten, aber jetzt, wo ihn Thaddeus Bird darauf aufmerksam gemacht hatte, sah er, dass die meisten Kugeln der Yankee-Gewehre tatsächlich oberhalb von Adams Kopf ins Blattwerk rasten. «Er ist ein Narr!», sagte Starbuck wütend. «Er will anscheinend sterben!»
«Er versucht, seinen Vater zu ersetzen», erklärte Bird. «Faulconer sollte hier sein, aber er ist es nicht, also hält Adam die Familienehre hoch. Wenn sein Vater allerdings hier wäre, hätte Adam vermutlich einen Anfall von schlechtem Gewissen. Ich habe festgestellt, dass Faulconers Abwesenheit Adam gewöhnlich zugutekommt, finden Sie nicht auch?»
«Ich habe seiner Mutter versprochen, für seine Sicherheit zu sorgen.»
Bird stieß ein bellendes Lachen aus. «Dann sind Sie ein noch größerer Narr als er. Wie sollten Sie das bewerkstelligen? Wollen Sie ihm einen von diesen lächerlichen eisernen Brustpanzern kaufen, für die in der Zeitung Werbung gemacht wird?» Bird schüttelte den Kopf. «Meine Schwester hat Ihnen diese Verantwortung nur deshalb aufgebürdet, Starbuck, um Adam damit herabzusetzen. Ich vermute, er hat danebengestanden, oder?»
«Ja.»
«Meine Schwester hat in ein Schlangennest eingeheiratet, verstehen Sie, und seitdem erteilt sie den Faulconers Lektionen in Gehässigkeit.» Bird lachte in sich hinein. «Aber Adam ist der Beste von ihnen», fügte er hinzu, «der Allerbeste. Und tapfer ist er auch.»
«Ja, sehr», sagte Starbuck beschämt, denn er selbst hatte bei den morgendlichen Kampfhandlungen noch nichts Tapferes getan. Das große Selbstvertrauen, das ihn im Eisenbahndepot von Rosskill erfüllt hatte, war verschwunden, hatte sich beim Anblick seiner Landesflagge aufgelöst. Er hatte den Revolver immer noch nicht abgefeuert und war nicht sicher, ob er überhaupt jemals auf seine Landsleute schießen konnte, doch ebenso wenig wollte er seine Freunde bei der Legion im Stich lassen. Stattdessen lief er unruhig am Waldrand auf und ab und beobachtete aus der Ferne die Rauchwolken aus den Yankee-Kanonen. Er wollte Sally diesen Rauch beschreiben und hatte ihn deshalb genau betrachtet, hatte gesehen, dass er zuerst weiß war, sich jedoch schnell graublau verfärbte. Einmal, als er angestrengt den Abhang hinunterspähte, hätte Starbuck schwören können, die schwarze Spur eines Geschosses in der rauchgeschwängerten Luft zu sehen, und Sekunden später hatte er die Granate zerstörerisch durch das Geäst über seinem Kopf rasen hören. Die Nordstaatler hatten eine ihrer Kanonen neben einem Heuschober am Fuß des Abhangs aufgestellt, und das Mündungsfeuer der Kanone hatte das Heu in Brand gesetzt. Die Flammen leckten und wirbelten heftig empor und mischten noch dunkleren Qualm in die Rauchwolken der Kanone.
«Haben Sie gehört, dass der arme Jenkins weg ist?», sagte Major Bird so leichthin, als würde er davon reden, dass der Frühling dieses Jahr vorzeitig gekommen war oder dass die Gemüsepflanzen gut gediehen.
«Weg?», fragte Starbuck, denn das vieldeutige Wort klang, als sei Roswell Jenkins einfach vom Schlachtfeld gelaufen.
«Verschwunden. Von einer Granate getroffen. Sieht jetzt aus wie etwas, das beim Schlachter auf dem
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