Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)
seinem Sohn Streit anzufangen?»
«Streit? Widerspruch? Ich widerspreche den Ansichten Ihres Vaters nicht! Ich stimme mit ihnen überein, mit jeder einzelnen. Die Sklaverei, Starbuck, ist eine Gefahr für unsere Gesellschaft. Ich bin nur mit der abwegigen Logik Ihres Vaters nicht einverstanden! Es genügt nicht, um das Ende dieser Einrichtung zu beten, wir müssen praktische Vorschläge zu ihrer Abschaffung machen. Sollen die Sklavenhalter für ihren pekuniären Verlust entschädigt werden? Und wenn ja, von wem? Von der Bundesregierung, durch den Verkauf von Bundesanleihen? Und was ist mit den Negern selbst? Sollen wir sie in ihre Heimat nach Afrika zurückbringen? Sie in Südamerika ansiedeln? Oder sollen wir ihnen die Schwärze durch erzwungene Rassenmischung abzüchten, ein Verfahren, das, wie man sagen könnte, schon seit langem durch unsere Sklavenbesitzer angewendet wird. Ihr Vater hat all diese Themen nicht angesprochen, hat sich nur in Empörung und Gebet geflüchtet, als hätten Gebete schon jemals irgendein Problem gelöst!»
«Sie glauben also nicht an das Gebet, Sir?»
«Ob ich an das Gebet glaube?» Schon die Vorstellung von einer solchen Glaubensüberzeugung entrüstete den hageren Mann. «Wenn Gebete irgendetwas helfen würden, gäbe es kein Unglück auf der Welt, oder? Alle jammernden Frauen hätten ein Lächeln auf den Lippen! Es gäbe keine Krankheiten mehr, keinen Hunger und keine abscheulichen Kinder, die im Klassenzimmer in der Nase bohren, keine wehleidigen Bälger mehr, die ich bewundern soll. Warum sollte ich diese kreischende, kotzende, quengelnde, ungewaschene Brut bewundern? Ich mag Kinder nicht! Diese einfache Tatsache erkläre ich Washington Faulconer seit mittlerweile vierzehn Jahren! Vierzehn Jahre! Aber mein Schwager scheint unfähig, den schlichtesten, freimütig geäußerten Satz zu verstehen, und besteht darauf, dass ich seine Schule leite. Und doch mag ich Kinder nicht, ich habe sie noch nie gemocht, und ich hoffe, dass ich Kinder niemals mögen werde. Ist das denn wirklich so schwer zu verstehen?» Der Mann hielt immer noch sein unhandliches Bündel umklammert und wartete auf Starbucks Antwort.
Nun begriff Starbuck, wer dieser schlechtgelaunte, fahrige Mann war. Er war der eitle Gockel, der armselige Verwandte, Faulconers Schwager. «Sie sind Mister Thaddeus Bird», sagte er.
«Natürlich bin ich Thaddeus Bird!» Bird schien sich darüber zu ärgern, dass seine Identität eine Bestätigung nötig hatte. Er blitzte Starbuck an. «Haben Sie auch nur ein Wort von dem gehört, was ich gesagt habe?»
«Sie haben mir mitgeteilt, dass Sie Kinder nicht mögen.»
«Dreckige kleine Biester. Im Norden, wohlgemerkt, werden Kinder anders aufgezogen. Dort muss man sich nicht fürchten, wenn man sie diszipliniert. Oder sie schlägt! Aber hier, im Süden, müssen wir einen Unterschied zwischen unseren Kindern und unseren Sklaven machen, und deshalb schlagen wir die Letzteren und verderben die Ersteren mit unserer Milde.»
«Mister Faulconer schlägt weder die einen noch die anderen, nicht wahr?»
Bird erstarrte und funkelte Starbuck an, als hätte der jüngere Mann gerade eine unglaubliche Lästerung von sich gegeben. «Ich stelle fest, dass mein Schwager bei Ihnen mit seinen guten Eigenschaften für sich geworben hat. Seine guten Eigenschaften, Starbuck, bestehen in seinen Dollars. Er kauft sich Zuneigung, Lobhudelei und Bewunderung. Ohne Geld wäre er so verlassen und nichtssagend wie eine Predigerkanzel am Donnerstagabend. Abgesehen davon muss er seine Sklaven und Kinder nicht schlagen, denn in dieser Hinsicht kann meine Schwester das Pensum von zwanzig anderen miterledigen.»
Starbuck nahm Bird diesen undankbaren Angriff auf seinen Gönner übel. «Mister Faulconer hat seinen Sklaven die Freiheit gegeben, oder etwa nicht?»
«Er hat zwanzig Haussklaven befreit, sechs Gartenburschen und die Leute aus den Stallungen. Er hatte nie Feldsklaven, weil er nie welche brauchte. Das Faulconer-Vermögen stammt nicht aus dem Baumwoll- oder Tabakanbau, sondern aus Erbschaften, Eisenbahnen und Investitionen, also hat ihn diese große Geste nichts gekostet, Starbuck, und wie ich vermute, hat er es vor allem getan, um meine Schwester zu ärgern. Vermutlich ist es die einzige gute Tat, die Faulconer jemals vollbracht hat, und damit meine ich eher die Boshaftigkeit als den Akt der Freilassung.» Da Bird keinen Platz fand, um seine Sachen abzulegen, öffnete er einfach die Arme und ließ alles in
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