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Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Titel: Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Schwester hat selbst von ihrem Krankenlager aus über den Colonel triumphiert, sodass er mich schließlich zum Major in seiner Legion ernannt hat. Ich weiß nicht, auf welcher Autoritätsgrundlage genau Colonel Brigadegeneral Captain Lieutenant Admiral Großscharfrichter Faulconer solch eine Ernennung aussprechen kann, aber vielleicht brauchen wir ja in diesen aufrührerischen Zeiten keine Autorität. Wir sind schließlich alle Robinson Crusoes, die auf einer einsamen Insel ohne Obrigkeit gestrandet sind, und deshalb müssen wir eben aus dem, was wir dort vorfinden, das Beste machen, und mein Schwager hat in sich die Macht entdeckt, mich zum Major zu machen, und deshalb bin ich einer.»
    «Haben Sie sich diese Berufung gewünscht?», fragte Starbuck höflich, denn er konnte sich nicht vorstellen, dass es diesen außergewöhnlichen Mann zum Soldatenleben hinzog.
    «Ob ich sie mir gewünscht habe?» Pecker Bird blieb so unvermittelt auf dem Trottoir stehen, dass eine Lady dem Hindernis, das er unversehens bildete, mit einem weiten Schwung ihrer Röcke ausweichen musste. «Gewünscht? Das ist eine äußerst passende Frage, Starbuck, wie man sie von einem Jüngling aus Boston erwarten kann. Gewünscht?» Bird fuhr sich über den Bart, während er sich seine Antwort überlegte. «Meine Schwester hat es sich gewünscht, so viel ist sicher, denn sie ist dumm genug zu glauben, dass ein militärischer Rang automatisch für Respektabilität sorgt, welche mir ihrer Ansicht nach fehlt; aber ob ich es mir gewünscht habe? Ja, das habe ich. Ich muss es gestehen, und warum, fragen Sie? Weil erstens, Starbuck, Kriege gewöhnlich von Dummköpfen geführt werden und es mir daher obliegt, mich angesichts dieser traurigen Wahrheit als Gegengift anzubieten.» Der Schulmeister unterbreitete Starbuck diese haarsträubende Unbescheidenheit augenscheinlich mit vollem Ernst und mit einer so lauten Stimme, dass er die belustigte Aufmerksamkeit mehrerer Passanten auf sich gezogen hatte. «Und zweitens komme ich so aus dem Klassenzimmer heraus. Wissen Sie eigentlich, wie sehr mir Kinder zuwider sind? Wie wenig ich sie mag? Wie ich schon beim Klang ihrer Stimmen anfangen könnte zu schreien? Ihre Bosheiten sind grausam, ihre Gesellschaft schrecklich und ihre Gespräche nervtötend. Das sind meine Hauptgründe.» Mit einem Mal und so abrupt wie er stehen geblieben war, begann Major Thaddeus Caractacus Evillard Bird wieder, mit weit ausholenden Schritten den Berg hinabzustelzen.
    «Es gab Argumente gegen meine Ernennung», fuhr Bird fort, als ihn Starbuck eingeholt hatte. «Erstens die notwendigerweise enge Zusammenarbeit mit meinem Schwager, aber selbst die ist der Gesellschaft von Kindern noch vorzuziehen, und zweitens der Wille meiner teuren Zukünftigen, die fürchtet, dass ich auf dem Schlachtfeld bleiben könnte. Das wäre tragisch, Starbuck, äußerst tragisch!» Bird untermalte das enorme Ausmaß dieser Tragik mit wilden Schwüngen seiner rechten Hand, sodass er um ein Haar einem vorbeigehenden Gentleman den Hut vom Kopf gefegt hätte. «Aber mein Darling Priscilla versteht, dass ein Mann in diesen Zeiten nicht zögern darf, seine patriotische Pflicht zu erfüllen, und so hat sie, wenn auch mit tiefempfundenen Vorbehalten, meiner Einberufung als Soldat zugestimmt.»
    «Sie sind verlobt, Sir?»
    «Finden Sie das etwa merkwürdig?», brauste Bird auf.
    «Ich finde, das ist ein weiterer Grund, Ihnen zu gratulieren, Sir.»
    «Ihr Taktgefühl übersteigt Ihre Wahrheitsliebe», sagte Bird kichernd. Dann betrat er schwungvoll das Schneideratelier Shaffer’s, in dem Colonel Faulconers drei völlig gleiche und maßgeschneiderte Uniformen tatsächlich wie versprochen zur Abholung bereitlagen, ebenso wie die wesentlich billigere Kluft, die Faulconer für Starbuck bestellt hatte. Pecker Bird bestand darauf, die Uniformen des Colonels genau in Augenschein zu nehmen, dann bestellte er eine für sich selbst, die ganz genauso aussehen sollte, mit dem einzigen Unterschied, dass auf dem Jackenkragen nur der einzelne Stern eines Majors erscheinen sollte und nicht die drei goldenen Sterne, die den Kragen der Colonels-Uniform schmückten. «Rechnen Sie die Uniform über das Konto meines Schwagers ab», sagte Bird, während zwei Schneider seinen schlaksigen, knochigen Körper abmaßen. Er bestand auf jeder vorstellbaren Ausstaffierung der Uniform, auf jeder Troddel und Feder und jeder geflochtenen Litze. «Ich ziehe wie ein Gockel in die Schlacht», sagte Bird

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