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Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Titel: Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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einem unordentlichen Haufen auf den Parkettboden des Musikzimmers fallen. «Faulconer will, dass Sie die Uniformen liefern.»
    Starbuck war noch ganz verblüfft von diesen Tiraden, als ihm klarwurde, dass Bird abrupt das Thema gewechselt hatte und jetzt vom militärischen Aufputz des Colonels sprach. «Er will, dass ich sie nach Faulconer Court House bringe?»
    «Gewiss, das will er!» Bird schrie Starbuck beinahe an. «Muss ich auch noch das Offensichtliche erklären? Wenn ich sage, Faulconer wünscht, dass Sie die Uniformen liefern, muss ich dann erst noch ‹Uniformen› definieren? Und danach erläutern, wer Washington Faulconer ist? Oder der Colonel, wie wir ihn jetzt nennen sollen? Guter Gott, Starbuck, und Sie waren in Yale?»
    «Im Priesterseminar.»
    «Ah! Das erklärt natürlich alles. Von einem Geist, der an das Geblöke von Theologieprofessoren glaubt, kann man ja kaum erwarten, dass er klare und einfache Sätze versteht.» Diese Beleidigung fand Thaddeus Bird offenkundig höchst erheiternd, denn er begann zu lachen, und dabei zuckte sein Kopf auf eine Art vor und zurück, die so sehr an einen Specht erinnerte, dass sofort klarwurde, woher sein Spitzname Pecker kam. Doch wenn Starbuck diesen mageren, knochigen und grässlichen Mann hätte taufen sollen, dann hätte er ihn nicht nach einem Specht, sondern nach einer langbeinigen, haarigen und bösartigen Spinne benannt. «Der Colonel hat mich geschickt, um in Richmond einige Besorgungen zu machen, während Sie nach Faulconer Court House gehen sollen», fuhr Pecker Bird fort, doch mit spöttisch verstellter Stimme, als müsste er einem kleinen und nicht sonderlich intelligenten Kind etwas erklären. «Unterbrechen Sie mich, wenn Ihr in Yale gestählter Verstand eine meiner Erklärungen unverständlich findet. Sie werden nach Faulconer Court House gehen, wo der Colonel» – Bird hielt für einen gespielten Militärgruß inne – «Ihre Gesellschaft wünscht, aber nur wenn die Schneider mit seinen Uniformen fertig sind. Sie sollen der offizielle Überbringer dieser Uniformen sein, wie auch der zahlreichen Petticoats seiner Tochter. Ihre Verantwortlichkeiten sind also höchst umfassend.»
    «Petticoats?», fragte Starbuck.
    «Frauenunterröcke», sagte Bird hämisch. Dann setzte er sich an Washington Faulconers Flügel und spielte ein kurzes und äußerst beeindruckendes Arpeggio, bevor er zur Melodie von «John Brown’s Body» überging, die er ohne Rücksicht auf Takt oder Melodie mit einem Sprechgesang begleitete: «Warum will Anna so viele Petticoats? Vor allem wo meine Nichte schon mehr Petticoats besitzt, als ein vernünftiger Mann für eine einzelne Frau als notwendig betrachten kann, aber die Vernunft und junge Damen waren ja noch nie vertraute Gefährten. Und warum will sie Ridley? Auch darauf habe ich keine Antwort.» Stirnrunzelnd hörte er auf zu spielen. «Allerdings ist er ein bemerkenswert begabter Künstler.»
    «Ethan Ridley?», fragte Starbuck überrascht und bemühte sich, dem verworrenen Gesprächsfaden Birds zu folgen.
    «Bemerkenswert talentiert», bestätigte Bird wehmütig, als beneide er Ridley um seine Fähigkeiten. «Aber faul, das versteht sich von selbst. Hier wird ein Naturtalent vergeudet, Starbuck. Einfach vergeudet! Er will nichts dafür tun. Es ist ihm lieber, Geld zu heiraten, als Geld zu machen.» Er unterstrich diese Beurteilung mit einem düsteren Mollakkord. «Er ist ein Sklave der Natur», sagte er und sah Starbuck erwartungsvoll an.
    «Und ein Höllensohn?» Glücklicherweise war Starbuck die zweite Hälfte der shakespeareschen Beleidigung rechtzeitig eingefallen.
    «Also haben Sie noch etwas anderes als Ihre Bibel gelesen.» Bird wirkte beinahe enttäuscht, doch dann lebte seine Gehässigkeit wieder auf, und er sagte in vertraulich zischelndem Flüstern: «Und ich sage Ihnen, Starbuck, dieser Sklave der Natur wird die Tochter des Colonels ehelichen! Warum lässt sich diese Familie auf eine solche Heirat ein? Das weiß nur Gott allein, und der sagt es nicht, aber zurzeit, denken Sie an meine Worte, ist der junge Ridley beim Colonel schlecht angesehen. Es ist ihm nicht gelungen, Truslow zu rekrutieren! Ah-ha!» Bird ließ seine Hände zu einer dämonischen Dissonanz auf die Klaviatur krachen. «Kein Truslow! Ridley hätte besser dafür gesorgt, dass er die Lorbeeren ernten kann. Der Colonel ist nicht gerade erfreut.»
    «Wer ist Truslow?», fragte Starbuck mit leichter Verzweiflung.
    «Truslow!», sagte Bird

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