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Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Titel: Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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und drehte sich um, weil die Glocke an der Tür den Eintritt eines weiteren Kunden angekündigt hatte. «Delaney!», grüßte Bird entzückt einen kleinen stattlichen Mann, der mit seinem Eulengesicht kurzsichtig umherspähte, um die Quelle dieser begeisterten Begrüßung ausfindig zu machen.
    «Bird? Sind Sie das? Hat man Sie etwa auf freien Fuß gesetzt? Bird! Sie sind es wirklich!» Die beiden Männer, der eine so mager und ungekämmt wie der andere rundlich und adrett, begrüßten sich mit echter Freude. Es war sofort klar, dass sie, obwohl sie sich seit Monaten nicht gesehen hatten, ein altes Gespräch wiederaufnahmen, bei dem sie mit saftigen Beleidigungen über ihre gemeinsamen Bekannten herzogen – die Glücklichsten kamen als harmlose Einfaltspinsel davon und die weniger Begünstigten als unverbesserliche Schwachköpfe. Starbuck stand vergessen herum und wusste nicht, was er mit sich anfangen sollte, bis er Thaddeus Bird auf einmal wieder einfiel und dieser ihn heranwinkte.
    «Sie müssen Belvedere Delaney kennenlernen, Starbuck. Mister Delaney ist Ethans Halbbruder, aber dieser unselige Umstand sollte Sie in Ihrem Urteil nicht vorbelasten.»
    «Starbuck», sagte Delaney und verbeugte sich knapp. Er war wenigstens zwölf Zoll kleiner als der hochaufgeschossene Starbuck und erheblich eleganter. Delaneys schwarzer Mantel, seine Kniehosen und sein Zylinder waren aus Seide, seine Stulpenstiefel glänzten, sein Pluderhemd war blendend weiß, und in seinem Binder steckte eine perlenbesetzte Krawattennadel. Sein rundliches Gesicht, in dem kurzsichtige Augen blinzelten, wirkte schlau und humorvoll. «Sie denken», warf er Starbuck vor, «dass ich dem guten Ethan überhaupt nicht ähnlich sehe. Sie haben sich gefragt, geben Sie es ruhig zu, wie ein Schwan und ein Bussard in demselben Gelege geschlüpft sein können.»
    «Ich habe mich nichts dergleichen gefragt, Sir», log Starbuck.
    «Nennen Sie mich Delaney. Wir müssen Freunde werden. Ethan hat mir erzählt, dass Sie in Yale waren.»
    Starbuck dachte kurz darüber nach, was Ethan wohl sonst noch alles ausgeplaudert hatte. «Ich war im Priesterseminar, das stimmt.»
    «Das werde ich nicht gegen Sie verwenden, solange es Sie nicht stört, dass ich Anwalt bin. Allerdings kein erfolgreicher, wie ich mich zu sagen beeile, denn ich beschäftige mich mit dem Gesetz lieber zu meinem Vergnügen, als darin einen Beruf zu sehen, was bedeutet, dass ich mich lediglich ein wenig mit Testamentsangelegenheiten befasse, wenn es ganz und gar unvermeidlich ist.» Delaney gab sich gewollt bescheiden, denn seine florierende Anwaltspraxis nährte sich von seinem hochentwickelten politischen Gespür und einer nahezu jesuitischen Diskretion. Belvedere Delaney hielt nichts davon, die schmutzige Wäsche seiner Klienten im Gerichtssaal auszubreiten, und setzte daher auf subtilere Vorgehensweisen in den verschwiegenen Hinterzimmern des Capitol Building, den Dinnerclubs der Stadt oder den eleganten Salons der Villen in der Grace Street und der Clay Street. Er war in die Geheimnisse des halben Abgeordnetenhauses von Virginia eingeweiht und galt in der Hauptstadt Virginias als aufstrebende Macht. Er erzählte Starbuck, dass er Thaddeus Bird an der Universität von Virginia kennengelernt hatte und sie seitdem befreundet waren. «Kommen Sie doch beide mit mir zum Essen», sagte Delaney.
    «Im Gegenteil», sagte Bird, «Sie essen mit mir.»
    «Mein lieber Bird!» Delaney mimte den Entsetzten. «Ich kann es mir nicht erlauben, auf Kosten eines Landschulmeisters zu essen! Die Schrecken der Sezession haben meinen Appetit angeregt, und meine zarte Konstitution verträgt ausschließlich die üppigsten Speisen und die edelsten Weine. Nein, nein! Sie essen mit mir, ebenso wie Sie, Mister Starbuck, denn ich bin wild entschlossen, alle geheimen Laster Ihres Vaters aus Ihnen herauszuholen. Trinkt er? Verkehrt er in der Sakristei mit losen Frauenzimmern? Sie müssen mich in dieser Hinsicht beruhigen, ich bitte Sie.»
    «Sie essen mit mir», beharrte Bird, «und Sie bekommen den edelsten Wein, den der Keller des Spotswoods zu bieten hat, denn es ist nicht der gute Bird, der zahlt, sondern Washington Faulconer.»
    «Wir essen auf Faulconers Rechnung?», fragte Delaney erfreut.
    «Ganz recht», antwortete Bird äußerst zufrieden.
    «Dann kann meine Angelegenheit bei Shaffer’s bis morgen warten. Führen Sie mich an die Futtertröge! Gehen Sie voran, Bird! Werden wir zu Vielfraßen, definieren wir den Begriff

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