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Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Titel: Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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hätte, falls ihm nicht bewusst gewesen wäre, vor einer der reichsten Töchter Virginias zu stehen.
    Annas Gesicht war Starbuck von dem Porträt vertraut, das in dem Richmonder Stadthaus hing, doch so genau das Bild sie auch einfing, mit ihrem schmalen Kopf und ihrem zaghaften Lächeln, so hatte es der Maler doch versäumt, das Wesen dieses Mädchens einzufangen, ein Wesen, so fand Starbuck, das eigentümlich bedauernswert war. Anna schien trotz ihrer Schönheit unruhig wie ein Kind, beinahe ängstlich, als erwarte sie, von aller Welt spöttisch herumgeschubst und als wertlos abgelehnt zu werden. Dieser Ausdruck von Schüchternheit wurde durch den Anflug eines Schielens nicht gerade gemildert, auch wenn der Silberblick, falls er denn wirklich existierte, nur sehr leicht war. «Ich bin froh, dass Sie da sind», sagte sie, «weil ich nach einer Ausrede gesucht habe, um nicht in die Kirche gehen zu müssen, und jetzt kann ich mich mit Ihnen unterhalten.»
    «Haben Sie die Petticoats bekommen?», fragte Starbuck.
    «Petticoats?» Anna runzelte die Stirn, als wäre ihr dieses Wort unbekannt.
    «Ich habe Ihnen die Petticoats gebracht, die Sie haben wollten», erklärte Starbuck und fühlte sich, als hätte er es mit einem begriffsstutzigen Kind zu tun.
    Anna schüttelte den Kopf. «Die Petticoats waren für Vater, Mister Starbuck, nicht für mich. Warum er sie wollte, kann ich Ihnen allerdings auch nicht sagen. Vielleicht fürchtet er ja einen Versorgungsengpass durch den Krieg. Mutter sagt, wir müssen wegen des Krieges unsere Medizinvorräte aufstocken. Sie hat einen Zentner Kampfer bestellt und nur Gott weiß wie viel Salpeterpapier und Hirschhornsalz. Scheint die Sonne draußen sehr stark?»
    «Nein.»
    «Ich darf mich allzu starkem Sonnenlicht nicht aussetzen, verstehen Sie, sonst könnte ich mich verbrennen. Aber Sie sagen, es ist nicht so heiß?»
    «Nein, das ist es nicht.»
    «Sollen wir dann einen Spaziergang machen? Würde Ihnen das gefallen?» Sie durchquerte die Halle, schob ihre Hand unter Starbucks Arm und zog ihn zu der breiten Haustür. Dieses impulsive Verhalten war merkwürdig vertraulich für ein so ängstliches Mädchen, doch Starbuck nahm an, dass es nichts weiter ausdrückte als den verzweifelten Versuch, sich ein wenig Gesellschaft zu verschaffen. «Ich habe mich schon so darauf gefreut, Sie kennenzulernen», sagte Anna. «Sollten Sie nicht schon gestern kommen?»
    «Die Uniformen sind einen Tag später fertig geworden», log Starbuck. In Wahrheit hatte sich das Essen mit Thaddeus Bird und dem Genießer Belvedere Delaney vom frühen Nachmittag bis in den späten Abend hingezogen, und deshalb waren die Petticoats erst am späten Samstagvormittag gekauft worden, doch es wäre wohl nicht sehr diplomatisch gewesen, diesen Grund der Verzögerung einzuräumen.
    «Nun, jetzt sind Sie ja hier», sagte Anna und zog Starbuck in die Sonne hinaus, «und ich freue mich darüber. Adam hat so viel von Ihnen gesprochen.»
    «Er hat auch oft von Ihnen gesprochen», gab Starbuck galant und unwahr zurück, denn tatsächlich hatte Adam nur sehr selten von seiner Schwester gesprochen, und wenn, dann nie mit besonderer Zuneigung.
    «Das überrascht mich. Adam verbringt normalerweise derart viel Zeit damit, sein eigenes Gewissen zu prüfen, dass er die Existenz anderer Menschen kaum wahrnimmt.» Anna, die damit eine Bissigkeit verriet, die Starbuck nicht von ihr erwartet hatte, errötete dennoch, als müsse sie sich für ihr offenbar hartes Urteil entschuldigen. «Mein Bruder ist ein Faulconer durch und durch», erklärte sie. «Er ist nicht übermäßig praktisch veranlagt.»
    «Aber Ihr Vater ist doch ganz bestimmt praktisch veranlagt, nicht wahr?»
    «Er ist ein Träumer», sagte Anna. «Ein Romantiker. Er glaubt, dass alles Schöne wahr wird, wenn wir nur fest genug darauf hoffen.»
    «Aber dieses Haus wurde doch sicherlich nicht nur aus Hoffnungen erbaut.» Starbuck deutete zu der langgestreckten Fassade hinüber.
    «Das Haus gefällt Ihnen?» Anna klang überrascht. «Mutter und ich versuchen Vater dazu zu bringen, es abzureißen und etwas Herrschaftlicheres zu bauen. Etwas im italienischen Stil vielleicht, mit Säulen und einer richtigen Kuppel. Und ich hätte gern einen Säulentempel auf einem Hügel im Garten. Mit Blumenrabatten darum und sehr groß.»
    «Ich finde das Haus schön, so wie es ist», sagte Starbuck.
    Anna verzog über Starbucks Geschmack missbilligend das Gesicht. «Unser Ururgroßvater Adam hat

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