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Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Titel: Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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musst du dich wenden», sagte er daher und stand auf, um klarzumachen, dass die Unterredung beendet war.
    Decker zögerte. «Aber wenn mich Sallys Vater sieht, bevor ich mich eingeschrieben habe, Mister Bird, dann bringt er mich um!»
    «Er ist nicht hier. Er ist mit dem Colonel weg.» Bird deutete auf die Tür. «Dir kann gar nichts passieren, Decker.»
    Sally stand auf. «Geh und sieh nach dem Pferd, Robert.»
    «Aber –»
    «Ich hab gesagt, geh und sieh nach dem Pferd!» Mit diesem gezischten Befehl jagte sie den unglückseligen Decker hinaus in den Regen. Nachdem er außer Hörweite war, zog Sally die Tür des Salons zu und wandte sich wieder an Thaddeus Bird. «Ist Ethan Ridley hier?», wollte sie wissen.
    Thaddeus Bird krallte die Hand in seinen Bart. «Nein.»
    «Und wo ist er dann?» Es lag keinerlei Höflichkeit in ihrer Stimme, nur Kälte und der Hinweis darauf, dass sie einen grauenvollen Temperamentsausbruch bekommen könnte, wenn man ihr nicht sagte, was sie wissen wollte.
    Bird fühlte sich wie überrannt von diesem Mädchen. Sally besaß wohl den gleichen starken Charakter wie ihr Vater, doch wo in Truslows Gegenwart eine Androhung von Gewalt mitschwang, schien die Tochter eine geschmeidigere Stärke zu besitzen, mit der sie andere Menschen nach ihren Wünschen verbiegen, umdrehen und manipulieren konnte. «Ethan ist in Richmond», sagte Bird schließlich.
    «Aber wo genau?», beharrte sie.
    Bird war beinahe sprachlos angesichts dieser unverblümt gestellten Frage und entsetzt von dem, was man daraus schließen musste. Es war unbezweifelbar, was dieses Mädchen mit Ethan zu tun hatte, und Bird missbilligte es schärfstens, und dennoch fühlte er sich außerstande, Sallys Frage zu widerstehen. «Er wohnt bei seinem Bruder. Seinem Halbbruder, genauer gesagt, in der Grace Street. Soll ich dir die Adresse aufschreiben? Du kannst doch lesen, oder?»
    «Nein, aber andere Leute können es mir vorlesen, wenn ich sie darum bitte.»
    Bird, der spürte, dass er etwas Falsches tat oder wenigstens etwas schrecklich Taktloses, schrieb die Adresse seines Freundes Belvedere Delaney auf ein Stück Papier und versuchte dann, sein Gewissen mit einer streng vorgebrachten Frage zu beruhigen. «Darf ich fragen, was du mit Ethan zu tun hast?»
    «Das dürfen Sie, ja, aber Sie bekommen keine Antwort», sagte Sally und klang mehr nach ihrem Vater, als es ihr wohl selbst gefallen hätte. Dann nahm sie den Zettel aus Birds Hand und steckte ihn tief unter ihre regenfeuchte Kleidung. Sie trug zwei abgenutzte Kleider aus selbstgewebtem Stoff, der mit Walnuss gefärbt war, zwei ausgefranste Schürzen, einen fadenscheinigen Schal, eine mottenzerfressene schwarze Haube und ein Stück Wachstuch als unzureichendes Cape. Außerdem hatte sie eine schwere Stoffreisetasche dabei, und Bird glaubte, dass Sally mit ihrer gesamten weltlichen Habe vor ihm in seinem Salon stand. Ihr einziger Schmuck war der Silberring an ihrer linken Hand, ein Ring, der Bird sehr alt und von ausgezeichneter Qualität erschien. Sally, die Birds Taxierung mit einem zornigen Blick aus ihren blauen Augen beantwortete, hatte den Schulmeister offenkundig in die Kategorie völlig unbedeutender Personen einsortiert. Sie wandte sich ab, um Decker in den Regen hinaus zu folgen, doch dann hielt sie inne und schaute zurück. «Ist hier ein Mister Starbuck?»
    «Nate? Ja. Nun ja, nicht genau hier. Er ist mit dem Colonel weggeritten. Und deinem Vater.»
    «Weit weg?»
    «Allerdings.» Bird versuchte, seiner Neugier so taktvoll wie möglich Ausdruck zu geben. «Also hast du Mister Starbuck kennengelernt?»
    «O ja, und ob.» Sie lachte kurz, doch worüber, erklärte sie nicht. «Er ist ganz nett», schob sie lahm hinterher, und Thaddeus Bird, obwohl er so frisch verheiratet war, wie es ein Mann nur sein konnte, spürte einen Stich der Eifersucht auf Starbuck. Sofort tadelte er sich für ein solch unwürdiges Gefühl, dann überlegte er, dass Thomas Truslows Tochter genau dieses Gefühl in ihm hatte provozieren wollen. «Ist Mister Starbuck ein richtiger Pastor?»
    «Ein Pastor!», rief Bird aus. «Er ist Theologe, wenn du das meinst, das ist sicher. Ich habe ihn bisher noch nicht predigen hören, aber er ist nicht ordiniert, falls es das ist, was du meinst.»
    «Was ist ordiniert?»
    «Das ist eine abergläubische Zeremonie, mit der ein Mann berechtigt wird, die christlichen Sakramente zu spenden.» Bird hielt inne und fragte sich, ob er Sally mit seiner Ungläubigkeit

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