Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)
verwirrt hatte. «Ist das wichtig?»
«Für mich schon, ja. Also ist er kein Pastor? Haben Sie das gemeint?»
«Nein, das ist er nicht.»
Sally lächelte. Dieses Lächeln galt allerdings nicht Bird, sondern irgendeiner Sache, über die sie sich im Stillen belustigte. Dann ging sie in den Flur und hinaus auf die nasse Straße. Bird sah das Mädchen in den Sattel steigen und fühlte sich, als hätte er sich soeben an einer heißen Flamme verbrannt.
«Wer war das?», rief Priscilla aus der Küche, als sie hörte, dass die Haustür wieder zufiel.
«Unheil.» Thaddeus Bird verriegelte die Tür. «‹Unheil, du bist im Zuge, nimm, welchen Lauf du willst›, aber nicht für uns, nicht für uns.» Er trug die Kerze zurück in die kleine Küche, in der Priscilla die Reste des Hochzeitsmahls auf einer Platte arrangierte. Thaddeus Bird unterbrach sie, schloss sie in seine mageren Arme, drückte sie eng an sich und fragte sich, warum er nicht einfach für immer in diesem Haus und bei dieser guten Frau bleiben sollte. «Ich weiß nicht, ob ich in den Krieg ziehen soll», sagte er leise.
«Du musst tun, was du willst», sagte Priscilla, und ihr Herz machte einen Sprung bei dem Gedanken, dass ihr Mann nicht mit den anderen unter Waffen marschieren würde. Sie liebte und bewunderte diesen linkischen, schwierigen, klugen Mann, aber sie konnte ihn sich nicht als Soldaten vorstellen. Sie konnte sich den gut aussehenden Washington Faulconer als Soldat vorstellen und sogar den phantasielosen Major Pelham und beinahe jeden der kräftigen jungen Männer, die ein Gewehr mit derselben Zuversicht trugen, wie sie zuvor einen Spaten oder eine Heugabel benutzt hatten, aber ihren aufbrausenden Thaddeus auf einem Schlachtfeld? «Ich weiß nicht, warum du dir je gewünscht hast, Soldat zu werden», sagte sie, allerdings sehr sanft, damit er in ihren Worten keine Kritik sah.
«Willst du wissen, warum?», fragte Thaddeus und beantwortete dann seine eigene Frage. «Weil ich mir denke, dass ich gut im Kriegshandwerk bin.»
Priscilla hätte beinahe gelacht, doch dann sah sie, dass ihr Ehemann im Ernst gesprochen hatte. «Wirklich?»
«Das Kriegshandwerk ist lediglich Gewaltanwendung nach intelligenter Planung, und ich bin, bei all meinen Fehlern, intelligent. Ich glaube auch, dass jeder Mann eine Tätigkeit für sich finden sollte, in der er brillieren kann, und ich habe es immer bedauert, so etwas nicht für mich entdeckt zu haben. Ich kann recht gute Texte schreiben, das stimmt, und ich bin ein mehr als durchschnittlicher Flötenspieler, aber das sind recht gewöhnliche Fertigkeiten. Nein, ich muss eine Aufgabe finden, in der ich Meisterschaft beweisen kann. Bisher war ich zu vorsichtig.»
«Ich hoffe inständig, dass du auch weiter vorsichtig sein wirst», sagte Priscilla eindringlich.
«Ich habe keineswegs den Wunsch, dich zur Witwe zu machen.» Bird lächelte. Er sah, dass seine Frau unglücklich war, also hieß er sie Platz nehmen und schenkte ihr Wein in ein minderwertiges, stielloses Glas. «Du solltest dir keine Sorgen machen», erklärte er ihr, «denn ich wage zu sagen, dass sich das Ganze am Ende als viel Lärm um nichts erweist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es zu ernsthaften Kämpfen kommt. Es wird nur eine Menge Getue und Schaumschlägerei und Trara um Kleinigkeiten gemacht werden, und am Ende des Sommers marschieren wir alle nach Hause und prahlen mit unserer Tapferkeit, und alles wird beinahe genauso sein wie zuvor. Aber für diejenigen, mein Liebling, die bei dieser Farce nicht mitspielen, sieht die Zukunft düster aus.»
«Inwiefern?»
«Weil unsere Nachbarn uns für Feiglinge halten werden, wenn wir nicht mitmachen. Wir sind wie Männer, die zum Tanz gebeten wurden, obwohl wir das Tanzen und auch die Musik nicht ausstehen können, aber wir müssen trotzdem wie die Ziegen herumspringen, wenn wir hinterher am Tisch mitessen wollen.»
«Befürchtest du, dass dir Washington Faulconer einen Petticoat schickt?» Diese passende Frage hatte Priscilla mit aller Sanftmut gestellt.
«Ich befürchte», sagte Bird ehrlich, «dass ich nicht gut genug für dich bin.»
«Ich brauche keinen Krieg, um zu erkennen, wie gut du bist.»
«Aber es scheint so, als würdest du trotzdem einen erleben, und dein alter Ehemann wird dich mit seinen Fähigkeiten erstaunen. Ich werde mich als ein Galahad erweisen, als ein Roland, als ein George Washington! Nein, warum so bescheiden sein? Ich werde ein Alexander!» Bird hatte seine junge
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