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Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Titel: Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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weiterhin er die Schule, denn seine militärischen Pflichten erwiesen sich als erfreulich leicht. Major Thaddeus Bird führte die Bücher des Regiments. Er stellte Soldlisten zusammen, notierte Strafmaßnahmen und schrieb die Pläne zur Wachablösung und Proviantrechnungen. Diese Arbeit, behauptete er, hätte genauso gut von einem aufgeweckten Sechsjährigen ausgeführt werden können, doch Bird war dennoch froh, sie zu haben, denn als integraler Bestandteil seiner Pflichten wurde von ihm erwartet, dass er sich vom Bankkonto seines Schwagers selbst ein Majorssalär auszahlte. Die meisten Offiziere erhielten kein Geld, weil sie über private Mittel verfügten, während die Soldaten ihre elf Dollar monatlich in neugedruckten Dollarscheinen der Faulconer County Bank bekamen, die auf der einen Seite das Gerichtsgebäude der Stadt und das Porträt George Washingtons zeigten und auf der anderen Seite einen Baumwollballen. Über dem Baumwollballen stand der Schriftzug, der besagte, dass die Bank verpflichtet war, den aufgedruckten Betrag in Münzen auszuzahlen. Die Scheine waren in mäßiger Qualität gedruckt, und Bird ahnte, dass sie sehr leicht gefälscht werden konnten, weswegen er sehr darauf achtete, sich seinen Sold von achtunddreißig Dollar monatlich in guten, altmodischen Silbermünzen auszahlen zu lassen.
    Am Abend seines Hochzeitstages, nachdem das Schulhaus gewischt, das Wasser für den nächsten Morgen hochgepumpt und das Feuerholz neben den kürzlich erst frischgeschwärzten Ofen gestapelt worden war, konnte Bird endlich die Haustür zumachen, sich an den Bücherstapeln im Flur vorbeizwängen und seiner frisch Angetrauten ein Lächeln schenken. Auf dem Küchentisch stand eine übriggebliebene Flasche Wein vom Hochzeitsfest. «Ich glaube, die sollten wir jetzt trinken!» Bird rieb sich voller Vorfreude die Hände. Tatsächlich aber war er unglaublich befangen, so sehr, dass er absichtlich bei der Erfüllung seiner abendlichen Pflichten getrödelt hatte.
    «Ich dachte, wir könnten vielleicht die Reste von heute Mittag essen?», schlug Priscilla vor, die genauso befangen war.
    «Kapitaler Einfall! Kapital!» Thaddeus Bird machte sich auf die Suche nach einem Korkenzieher. Er trank selten Wein in seinem eigenen Haus, tatsächlich konnte er sich kaum an das letzte Mal erinnern, bei dem er diesen Luxus genossen hatte, aber er war sicher, dass sich irgendwo im Haus ein Korkenzieher befand.
    «Und ich habe gedacht, ich könnte vielleicht die Regale umstellen.» Priscilla beobachtete, wie ihr Ehemann in all dem Durcheinander von grifflosen Bratpfannen, löchrigen Töpfen und angestoßenen Tellern, die Bird von seinem Vorgänger geerbt hatte, hektisch nach einem Korkenzieher suchte. «Wenn du nichts dagegen hast», fügte sie hinzu.
    «Du kannst tun, was immer du wünschst! Das ist dein Haus, meine Liebe.»
    Priscilla hatte schon versucht, die schäbige Küche ein wenig fröhlicher zu gestalten. Sie hatte ihren roten Brautstrauß in eine Vase gestellt und Stoffstreifen an die Seiten der Fenster geheftet, damit es aussah, als hätten sie Vorhänge, aber das half wenig gegen die Stimmung in diesem düsteren Raum mit den niedrigen, rauchgeschwärzten Deckenbalken, in dem ein Ofen, ein Tisch, ein offener Herd mit einem eisernen Brotofen, zwei Stühle und zwei alte Kommoden standen. Auf Letzteren stapelten sich angeschlagene Teller, Becher, Schüsseln, Krüge und die unvermeidlichen Bücher und beschädigten Musikinstrumente, die Thaddeus Bird angehäuft hatte. Die Beleuchtung der Küche stammte ebenso wie im übrigen Haus von Kerzen, und Priscilla, die stets daran dachte, was gute Wachskerzen kosteten, zündete nur zwei an, als es dunkel wurde. Es regnete immer noch in Strömen.
    Endlich wurde der Korkenzieher entdeckt und der Wein geöffnet, doch sofort erklärte sich Bird mit den Gläsern unzufrieden. «Irgendwo sind richtige Gläser. Welche mit Stielen. Solche, wie man sie in Richmond hat.»
    Priscilla war noch niemals in Richmond gewesen und wollte gerade ihre Zweifel daran anmelden, dass Richmonder Gläser etwas zur Verbesserung des Weingeschmacks beitragen könnten, doch noch bevor sie den Mund aufmachen konnte, klopfte es heftig an der Haustür.
    «Oh, nein! Das ist zu arg! Ich habe unmissverständlich gesagt, dass ich heute nicht gestört werden will!» Bird zog ungeschickt den Kopf aus dem Geschirrschrank, in dem er nach den Weingläsern gesucht hatte. «Davies findet die Musterrolle nicht. Oder er hat die

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