Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)
Ehefrau mit seiner Angeberei zum Lachen gebracht, und er küsste sie, und danach drückte er ihr das Glas mit dem Wein in die Hand. «Ich werde dein Held sein», sagte er.
«Ich habe Angst», sagte Priscilla Bird, und ihr Ehemann wusste nicht, ob sie von dem sprach, was diese Nacht verhieß, oder davon, was der Sommer bringen würde. Also nahm er nur ihre Hand, küsste sie und versprach, dass alles gut werden würde. Draußen in der Dunkelheit regnete es noch immer.
Sechs
E s begann zu regnen, als der Zug stampfend und zischend stehen blieb, der große schürzenartige Schienenräumer nur zwanzig Schritt von der Lücke entfernt, die Truslow in die Gleise gerissen hatte. Der Rauch aus dem hohen bauchigen Schornstein wurde vom Wind zum Fluss geweht. Kurz zischte Dampf aus einem Ventil, dann wurden die beiden Lokomotivführer von einem der Männer Truslows aus dem Führerhaus gejagt.
Starbuck war schon zur Brücke zurückgelaufen, um zum Colonel hinunterzurufen, dass ein Zug aufgetaucht war. Faulconer, der sechzig Fuß tiefer am Fluss stand, rief zurück, warum ein Zug die Zerstörung der Brücke verzögern sollte. Darauf wusste Starbuck keine Antwort. «Sag Hinton, er soll jetzt über die Brücke zurückkommen!», schrie Faulconer durch zu einem Trichter um den Mund gelegte Hände. Er klang wütend. «Hast du mich gehört, Nate? Ich will, dass alle jetzt sofort zurückkommen!»
Als Starbuck wieder um die Barrikade herumgegangen war, sah er die beiden Lokomotivführer mit dem Rücken an den riesigen Rädern der Lok stehen. Captain Hinton sagte etwas zu ihnen, drehte sich aber um, als Starbuck herankam. «Warum gehen Sie nicht Truslow helfen, Nate? Er arbeitet sich vom Dienstwagen aus durch den Zug vor.»
«Der Colonel will, dass alle über die Brücke zurückkommen, Sir. Er klang recht nachdrücklich.»
«Dann gehen Sie das Truslow erzählen», schlug Hinton vor. «Ich warte hier auf Sie.» Die zischende Lokomotive roch nach Holzrauch, Ruß und Öl. Über dem vorderen Antriebsrad war eine messingumrandete Metallplatte angebracht, in die der Name «Swiftsure» eingegossen war. Hinter der Lokomotive befand sich ein hoch mit Klafterholz beladener Tender, und nach dem Tender kamen vier Waggons für Passagiere, ein Güterwaggon und der Dienstwagen. Truslow hatte in jedem Waggon Männer, um die Passagiere in Schach zu halten, während er mit den Schaffnern im Dienstwagen verhandeln wollte. Die Schaffner hatten sich eingeschlossen, und während Starbuck am Zug entlangging, gab Truslow seine ersten Schüsse auf die Seitenwand des Dienstwagens ab.
Ein paar Frauen schrien beim Knall der Schüsse. «Benutzen Sie Ihre Waffe, wenn irgendjemand Ärger macht!», rief Hinton Starbuck nach.
Starbuck hatte beinahe den großen Savage-Revolver mit dem Doppelabzug vergessen, den er seit dem Tag trug, an dem er losgeritten war, um Truslow aus den Bergen zu holen. Jetzt zog er die langläufige Waffe. Die Waggons ragten hoch neben ihm auf, aus ihren schmalen Ofenabzugsrohren wehten Rauchfetzen in den kalten, feuchten Wind. Einige der Achslager waren so heiß, dass Regentropfen, die auf die Metallumhüllung fielen, sofort zu Dampf verzischten. Passagiere beobachteten Starbuck durch die Fensterscheiben, die mit Regen- und Schmutzschlieren überzogen waren, und unter ihrem Blick fühlte sich Starbuck merkwürdig heldenhaft. Er war dreckig, ungekämmt und unrasiert, doch unter der ängstlichen Aufmerksamkeit der Fahrgäste verwandelte er sich in einen schneidigen Spitzbuben, wie einer der Gesetzlosen, die in Sir Walter Scotts Büchern durch die schottischen Highlands galoppierten. Hinter den schmutzigen Scheiben der Zugfenster lag die respektable, stumpfsinnige Welt, in der Starbuck noch sechs Monate zuvor selbst gelebt hatte, während hier draußen Rauheit und Gefahr lagen, Risiken und kühne Unternehmungen, und so paradierte er als stolzer junger Mann an den verängstigten Fahrgästen vorbei. Eine Frau legte sich bei Starbucks Anblick entsetzt die Hand über den Mund, während ein Kind den Beschlag vom Fenster wischte, um ihn besser zu sehen. Starbuck winkte dem Kind zu, das furchtsam zurückwich. «Dafür wirst du hängen!», rief ein Mann mit Backenbart durch ein offenes Fenster, und die wütende Drohung machte Starbuck klar, dass die Passagiere Faulconers Trupp für gewöhnliches Diebsgesindel hielten. Diese Vorstellung erschien ihm absurderweise schmeichelhaft, und er lachte laut auf. «Du wirst hängen!», rief der Mann erneut, dann
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