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Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Titel: Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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aufgezählt hatte.
    «Es ist ja nicht nur ihr Bastard, sondern auch deiner», betonte Delaney nicht gerade hilfreich. «In der Tat, mein eigener Neffe! Oder meine Nichte. Ich glaube, mir wäre eine Nichte lieber, Ethan. Wäre sie dann eine Halbnichte? Was meinst du? Vielleicht könnte ich dann ihr Halb-Patenonkel sein.»
    «Sei doch nicht so verdammt ungefällig», sagte Ridley. Dann starrte er finster aus dem Fenster auf die verregnete Stadt. Die Grace Street war beinahe menschenleer. Nur eine einzige Kutsche ratterte Richtung Capitol Square, und zwei Schwarze hatten sich im Eingang der Methodistenkirche untergestellt. «Hat Mrs. Richardson jemanden, bei dem man Kinder loswerden kann?» Ridley hatte sich wieder zum Raum umgedreht. Mrs. Richardson herrschte über das Bordell, an dem sein Halbbruder so bedeutende Anteile hielt.
    Delaneys leichtes Schulterzucken konnte alles Mögliche bedeuten.
    «Allerdings», fuhr Ridley fort, «will sie den Bastard behalten. Und sie sagt, wenn ich ihr nicht helfe, erzählt sie Washington Faulconer alles. Und ihrem Vater. Weißt du, was der mit mir macht?»
    «Ich gehe nicht davon aus, dass er eine Betstunde mit dir abhalten würde.» Delaney lachte in sich hinein. «Warum bringst du dieses lästige Flittchen nicht runter zu den Tredegar Works und lässt sie dort auf irgendeinem Abraumhügel zurück?» Die Tredegar Iron Works am James River waren Richmonds schmutzigste, düsterste und trostloseste Gegend, und es wurden nur selten offizielle Ermittlungen zu den Tragödien angestellt, die sich in ihren schauerlichen Winkeln abspielten. Männer starben bei Schlägereien, Huren wurden in den Gassen abgestochen, und tote oder sterbende Säuglinge landeten in den Abwasserkanälen. Es war ein Geviert der Hölle mitten im Stadtzentrum Richmonds.
    «Ich bin kein Mörder», sagte Ridley mürrisch, obwohl er in Wahrheit sehr wohl über einen Rettungsschlag durch Gewalt nachgedacht hatte, allerdings fürchtete er sich viel zu sehr vor Sally Truslow, die, so schätzte er, sicher einen Revolver besaß, um sich zu verteidigen. Sie war drei Tage zuvor in den Abendstunden in Belvedere Delaneys Haus gekommen. Delaney war zu diesem Zeitpunkt in Williamsburg gewesen, um ein Testament zu beeiden, also war Ridley allein da, als Sally klingelte. Er hatte einen erregten Wortwechsel an der Eingangstür gehört und war hinuntergegangen, wo er George, den Haussklaven seines Bruders, im Streit mit einer zerzausten, durchnässten und wütenden Sally angetroffen hatte. Sie hatte sich an George vorbeigeschoben, der mit seiner gewohnten zurückhaltenden Höflichkeit versucht hatte, sie am Betreten des Hauses zu hindern. «Sag diesem Nigger, er soll mich nicht anfassen», schrie sie Ridley zu.
    «Es ist gut, George. Sie ist meine Cousine», hatte Ridley gesagt, dann dafür gesorgt, dass Sallys erschöpftes Pferd im Stall untergebracht wurde und Sally in den Salon seines Bruders im ersten Stock geführt. «Was zum Teufel hast du hier zu suchen?», fragte er sie entsetzt.
    «Ich wollte dich sehen», verkündete sie, «und du hast gesagt, das darf ich.» Aus ihrer zerlumpten Kleidung tropfte es auf Belvedere Delaneys schönen Perserteppich, der vor seinem Marmorkamin lag. Wind und Regen heulten um die Fenster, doch in diesem warmen, komfortablen Raum, geschützt von den dicken Samtvorhängen und ihren quastengeschmückten Schabracken, brannte das Feuer heimelig, und die Kerzenflammen flackerten kaum. Sally drehte sich auf dem Teppich um, bewunderte die Bücher, die Polstermöbel und die Lederstühle. Sie war geblendet von der Spiegelung des Kerzenlichts in Karaffen, von dem Schimmern der Goldrahmen und von dem kostbaren europäischen Porzellan auf dem Kaminsims. «Hier ist es sehr schön, Ethan. Ich wusste nicht, dass du einen Bruder hast.»
    Ridley war zur Anrichte hinübergegangen, wo er einen silbernen Humidor öffnete und eine der Zigarren herausnahm, die sein Bruder für Besucher vorrätig hielt. Er brauchte eine Zigarre, um seine Fassung wiederzugewinnen. «Ich dachte, du wärst verheiratet.»
    «Ich nehme auch eine von diesen Zigarren», sagte Sally.
    Er zündete die Zigarre an, reichte sie ihr und nahm sich selbst eine. «Du trägst einen Ehering», sagte er, «also bist du verheiratet. Warum gehst du nicht zu deinem Ehemann zurück?»
    Sie ignorierte seine Frage und hielt stattdessen ihren Finger mit dem Ring ins Kerzenlicht. «Der Ring hat meiner Ma gehört, und sie hatte ihn von ihrer Ma. Mein Pa wollte ihn

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