Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)
behalten, aber ich hab ihn dazu gebracht, ihn mir zu geben. Ma wollte immer, dass ich ihn bekomme.»
«Lass sehen.» Ridley nahm ihre Hand und spürte die Erregung, die ihn jedes Mal erfasste, wenn er Sally berührte, und er fragte sich, welches unwahrscheinliche Zusammenspiel von Haut und Lippen und Augen eine so schreckliche Schönheit aus diesem vulgären, unwirschen Kind der Berge hatte werden lassen. «Er ist hübsch.» Er drehte den Ring an ihrem Finger, fühlte ihre zarte Berührung. «Er ist auch ziemlich alt.» Weil er vermutete, dass der Ring tatsächlich sehr alt und womöglich eine Rarität war, versuchte er, ihn Sally vom Finger zu ziehen, doch sie schreckte zurück.
«Mein Pa wollte ihn behalten», sie sah den Ring an, «also hab ich ihm den Ring weggenommen.» Sie lachte und zog an ihrer Zigarre. «Übrigens bin ich gar nicht richtig verheiratet. Da hätte ich genauso gut über den Besenstiel springen können.»
Genau das hatte Ridley befürchtet, aber er bemühte sich um eine unbesorgte Miene. «Dein Mann wird dich trotzdem suchen, oder?»
«Robert?» Sie lachte. «Der wird überhaupt nichts tun. Sogar ein kastriertes Schwein hat mehr Eier als er. Aber was ist mit deiner Lady? Was wird deine Anna machen, wenn sie erfährt, dass ich hier bin?»
«Wird sie es erfahren?»
«Ganz bestimmt, Süßer, weil ich’s ihr nämlich erzähle. Außer du hältst dein Versprechen. Was bedeutet, dass du dich ordentlich um mich kümmern musst. Ich will in so einer Wohnung wie der hier leben.» Sie drehte sich im Kreis, bewunderte all den Komfort, dann sah sie wieder Ridley an. «Kennst du einen Mann namens Starbuck?»
«Ich kenne einen Jungen namens Starbuck», sagte Ridley.
«Ein gutaussehender Junge», bemerkte Sally kokett. Asche fiel von ihrer Zigarre auf den Teppich. «Er war derjenige, der mich mit Robert verheiratet hat. Mein Pa hat ihn dazu überredet. Es hat alles ganz richtig geklungen, und er hatte die Bibel und alles, er hat es sogar reingeschrieben, um es rechtsgültig zu machen, aber ich weiß trotzdem, dass es keine richtige Heirat war.»
«Starbuck hat dich verheiratet?» Ridley war amüsiert.
«Er hat es sehr nett gemacht. Richtig nett.» Sally sah Ridley mit schräggelegtem Kopf an, weil sie ihn eifersüchtig machen wollte. «Also habe ich Robert gesagt, er muss Soldat werden, und ich bin hierhergekommen. Um mit dir zusammen zu sein.»
«Aber ich werde nicht hierbleiben», sagte Ridley. Sally beobachtete ihn mit katzenhaftem Blick. «Ich gehe zur Legion», erklärte Ridley. «Ich habe hier noch etwas zu erledigen, und dann gehe ich zurück.»
«Dann erkläre ich dir, was du ansonsten noch zu erledigen hast, Süßer.» Sally ging mit unbewusster Grazie quer durch den Raum mit den dicken Teppichen und den mit Wachs polierten Regalen auf ihn zu. «Du wirst mir eine Wohnung suchen, Ethan. Etwas Schönes, mit Teppichen wie hier und richtigen Stühlen und einem ordentlichen Bett. Und dort kannst du mich besuchen, wie du es gesagt hast. Das hast du doch gesagt, oder etwa nicht? Dass du mir eine Wohnung suchst? Dass du mich dort unterbringst. Dass du mich liebst.» Die letzten drei Worte sprach sie ganz leise aus, und sie stand so dicht vor Ridley, dass er den Zigarrenrauch in ihrem Atem riechen konnte.
«Das habe ich gesagt, ja.» Und er wusste, dass er ihr nicht widerstehen konnte, doch er wusste gleichzeitig, dass er Sally, sobald er mit ihr im Bett gewesen war, für ihre Vulgarität und ihre Gewöhnlichkeit hassen würde. Sie war ein Kind, kaum fünfzehn, und doch war sie sich ihrer Macht bewusst und Ridley ebenfalls. Er wusste, dass sie kämpfen würde, um ihren Willen durchzusetzen, und dass es ihr gleichgültig wäre, welchen Schaden sie bei diesem Kampf anrichtete, und deshalb brachte Ridley sie schon am nächsten Tag aus den Gemächern seines Bruders in der Grace Street weg. Hätte Delaney bei seiner Rückkehr auch nur ein einziges Stück seiner wertvollen Porzellansammlung zerbrochen vorgefunden, hätte er Ethan niemals geholfen. Also hatte Ridley ein Zimmer in einer Pension in der Monroe Street genommen und sich selbst und Sally als Ehepaar eingetragen. Jetzt flehte er seinen Bruder um Hilfe an. «Herrgott, Bev! Sie ist eine Hexe! Sie wird alles kaputtmachen!»
«Eine Sukkuba, was? Ich würde sie gerne kennenlernen. Ist sie wirklich so schön wie auf deiner Zeichnung?»
«Sie ist unglaublich schön. Wirklich, Bev, befrei mich von ihr! Willst du sie haben? Sie gehört dir.» Ridley
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