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Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Titel: Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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stürmisch das Feuer tobte, bis die Fensterscheiben zersplitterten und wogende Flammenzungen in den peitschenden Regen leckten.
    Der Zug war ein loderndes Wrack, die Lok entgleist und die Waggons zerstört, doch die Brücke, die das Ziel des Vorstoßes gewesen war, stand immer noch. Die Zündschnur hatte das Schießpulver nicht explodieren lassen, vermutlich war es zu feucht, und das Feuer, mit dem das Schießpulver getrocknet und zur Explosion gebracht werden sollte, schien nun ebenfalls dem feuchten Holz und dem windgepeitschten Regen zu unterliegen. «Wenn du meine Befehle befolgt hättest», warf der Colonel Starbuck verbittert vor, «dann hätten wir genügend Zeit gehabt, die Ladung hochgehen zu lassen.»
    «Ich, Sir?» Starbuck war verblüfft über diese ungerechte Anklage.
    Captain Hinton war ebenso überrascht von den Worten des Colonels. «Ich habe Ihnen doch gesagt, Faulconer, es war meine Schuld.»
    «Ich habe nicht Ihnen den Befehl gegeben, Hinton. Ich habe ihn Starbuck gegeben, und dieser Befehl wurde missachtet.» Aus Faulconers abgehackter Redeweise sprach kalte Wut. Er ließ sein Pferd umdrehen und drückte ihm die Sporen in die Flanken. Das Pferd wieherte und trabte vorwärts.
    «Gottverdammter Yankee», sagte Sergeant Medlicott leise, dann folgte er dem Colonel.
    «Vergessen Sie’s, Nate», sagte Hinton. «Das war nicht Ihre Schuld. Ich bringe das beim Colonel für Sie in Ordnung.»
    Starbuck konnte immer noch nicht fassen, dass er für den Misserfolg des Angriffs verantwortlich gemacht wurde. Er war wie vor den Kopf geschlagen von Faulconers Ungerechtigkeit. Unten an der Bahnstrecke wagten sich einige Passagiere auf die unbeschädigte Gerüstbrücke, ohne zu ahnen, dass einige der Angreifer noch oberhalb von ihnen waren. Andere Fahrgäste zogen die Barrikade von den beschädigten Gleisen. Das Feuer in der Schlucht schien nun vollständig erloschen zu sein.
    «Er ist es gewohnt, seinen Willen durchzusetzen.» Truslow lenkte sein Pferd neben das von Starbuck. «Er glaubt, alles kaufen zu können, was er haben will, und dass alles vom ersten Augenblick an perfekt läuft.»
    «Aber ich habe nichts falsch gemacht!»
    «Das musstest du auch gar nicht. Er will einfach einen Sündenbock haben. Und er geht davon aus, dass er dich anpissen kann, ohne dass du zurückpisst. Deshalb hat er dich ausgesucht. Mich hätte er wohl kaum angepisst, oder?» Truslow galoppierte davon.
    Starbuck schaute zur Schlucht zurück. Die Brücke war unbeschädigt, und der Kavallerievorstoß, der ein glorreicher Sieg und der Auftakt des triumphalen Kreuzzugs der Legion hätte werden sollen, hatte sich in eine verfahrene, verregnete Farce verwandelt. Und Starbuck wurde die Schuld dafür gegeben.
    «Gottverdammt noch mal», fluchte er laut und forderte damit seinen Gott heraus, bevor er sein Pferd umdrehen ließ und Truslow Richtung Süden folgte.

    «Kann das wirklich sein?» Belvedere Delaney hatte eine vier Tage alte Ausgabe des Wheeling Intelligencer in der Hand, die ihren Weg nach Richmond über Harper’s Ferry gefunden hatte. Der Intelligencer war zwar eine Zeitung aus Virginia, vertrat aber trotzdem einen klaren Pro-Union-Standpunkt.
    «Was?», fragte Ethan Ridley abgelenkt. Was immer auch in dieser Zeitung stehen mochte, es interessierte ihn kein bisschen.
    «Letzten Mittwoch haben Räuber einen Passagierzug Richtung Osten angehalten. Ein Mann verletzt, die Lok entgleist.» Delaney fasste den Bericht beim Lesen für Ethan zusammen. «Vier Waggons ausgebrannt, ein Güterwagen und die Passagiere ausgeraubt, Schienen aus dem Gleisbett gerissen, am nächsten Tag wieder instand gesetzt.» Er spähte durch seine goldgerahmte Lesebrille zu Ethan hinüber. «Du glaubst doch nicht, dass wir es hier mit dem ersten glänzenden Erfolg deiner Legion Faulconer zu tun haben, oder etwa doch?»
    «Das klingt nicht nach Faulconer. Jetzt hör mal, Bev.»
    «Nein, du hörst mir zu.» Die Halbbrüder waren in Delaneys Domizil in der Grace Street. Die Fenster mit den schweren Samtvorhängen gingen auf den schlanken Kirchturm von St. Paul’s hinaus, und darunter sah man das elegante weiße Capitol Building, das nun zum Sitz der provisorischen Regierung der Konföderation geworden war. «Du hörst zu, denn jetzt lese ich dir erst das Beste vor», sagte Delaney übertrieben genüsslich. «‹Aufgrund des verabscheuenswürdigen Benehmens, das die Banditen beim Überfall auf den Zug am Mittwoch an den Tag legten, könnte man auf den Gedanken

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