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Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Mann an Deck
. Glauben Sie, dass wir davor stehen, von rachsüchtigen Nordstaatlern überrannt zu werden, Mr. Starbuck?»
    «Dazu kann ich überhaupt nichts sagen, Miss Gordon.» Der Regen trommelte auf seinen Kopf und lief an seinen Wangen herunter.
    «Genauso wenig wie ich. Und Adam schreibt es mir nicht, also bleibt alles ein großes Geheimnis. Warum kommen Sie nicht herein, bei diesem Regen?»
    «Weil es mir untersagt wurde, das Haus zu betreten, Miss Gordon.»
    «Oh, so ein Unsinn. Lass ihn herein, Polly. Ich werde es niemandem erzählen, wenn du es auch nicht tust.»
    Polly zögerte, dann grinste sie und zog die Tür weit auf. Starbuck trat über die Schwelle, und von seinem Mantel tropfte Wasser auf die einfachen Tücher, die an der Tür ausgelegt waren, um den Holzboden zu schützen. Er ließ sich von Polly Mantel und Hut abnehmen, und sie legte beides über eine Trittleiter, die zum Abhängen der Bilder aufgestellt worden war. Beinahe die gesamte Einrichtung war aus der Eingangshalle verschwunden. Die wertvollen europäischen Möbel, die Bilder, die türkischen Teppiche, sogar der prächtige, vergoldete Kronleuchter, der an einer mindestens fünfzig Fuß langen Kette im Treppenhaus gehangen hatte. «Ist alles nach Faulconer Court House geschickt worden», sagte Julia, die bemerkt hatte, wie Starbuck den Blick umherschweifen ließ. «General Faulconer glaubt, dass seine Besitztümer auf dem Land sicherer sind. Die Lage muss wirklich verzweifelt sein, denken Sie nicht auch?»
    «Der Norden hat aufgehört, Soldaten zu rekrutieren», sagte Starbuck, «falls man daraus etwas schließen kann.»
    «Das heißt doch sicher, dass wir verloren haben, oder?»
    Starbuck lächelte. «Vielleicht haben wir ja noch nicht einmal angefangen, richtig zu kämpfen?»
    Julia gefiel diese Prahlerei, und sie winkte Starbuck in den beleuchteten Salon. «Kommen Sie, sonst hat Polly Angst, dass Sie jemand von draußen sieht und sie beim General verpetzt.» Julia führte ihn in den unteren Salon, der von zwei Gaskandelabern erhellt wurde. Auch hier war der größte Teil der Einrichtung verschwunden, die Bücherregale allerdings waren noch voll, und ein einfacher Küchentisch stand neben ein paar offenen Kisten. Als Starbuck den altvertrauten Raum betrat, dachte er darüber nach, wie seltsam es war, zu hören, dass Washington Faulconer als der General bezeichnet wurde, und doch war er einer, und dadurch ein noch mächtigerer Gegner. «Ich sehe die Bücher durch», sagte Julia. «Der General will nicht alle auf dem Land haben, nur die wertvollen, und er traut mir zu, ihm zu sagen, welche das sind.»
    «Sind sie denn nicht alle wertvoll?»
    Julia zuckte mit den Schultern. «Ein paar schöne Einbände, aber die meisten Bücher sind recht weit verbreitet.» Sie nahm irgendeines in die Hand. «Motleys
Aufstieg der Republik der Vereinigten Niederlande
? Wohl kaum eine Rarität, Mr. Starbuck. Nein, ich suche die besten Bände heraus, die Bücher mit besonders schönen Abbildungen, und ein paar andere.»
    «Kennen Sie sich mit Büchern aus?», fragte Starbuck.
    «Ich weiß jedenfalls mehr über Bücher als General Faulconer», sagte Julia mit einem Anflug von Belustigung. Sie trug ein dunkelblaues Kleid mit Stehkragen und Raffungen um die Hüfte. Ihre Kleiderärmel wurden von weißen Leinenärmelschonern geschützt. Ihr schwarzes Haar war zu einer Hochfrisur aufgesteckt, aus der sich ein paar Strähnen gelöst hatten, die ihr über die Stirn fielen. Sie war eigentümlich attraktiv, bemerkte Starbuck, und sofort bekam er Schuldgefühle wegen dieses Gedankens. Sie war Adams Verlobte.
    «Bringen Sie sich selbst nicht in Sicherheit, Miss Gordon?», fragte Starbuck.
    «Wohin könnten wir denn gehen? Die Familie meiner Mutter wohnt in Petersburg, aber wenn Richmond fällt, kommt Petersburg auch bald an die Reihe. Der General hat zwar eine Einladung für uns nach Faulconer Court House gemurmelt, aber er hat keine Vorkehrungen für unser Mobiliar getroffen, und der Leichenwagen des armen Mr. Samworth ist von der Armee requiriert worden, was bedeutet, dass unsere Habe hierbleiben müsste. Aber wo ihre Möbel sind, da ist auch Mutter, also müssen wir in Richmond bleiben, weil wir keinen Wagen haben, und hier die Yankee-Invasion überstehen. Falls es dazu kommt.» Sie sah zu einer einfachen Uhr in einem Zinngehäuse, die aussah, als sei sie im Dienstbotenquartier ausgeliehen worden. «Ich habe nicht viel Zeit, Mr. Starbuck. Mein Vater kommt gleich, um

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