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Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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anhalten sollen.» Starbuck stieg ein, und das große Gefährt setzte sich mit einem Ruck in Bewegung. Das Leder der Kutschsitze war aufgesprungen, und aus den Spalten ragte die Pferdehaarpolsterung heraus. Starbuck zündete sich an der Blendlaterne, die das Innere der Kutsche in trübes Licht tauchte, eine Zigarre an, dann schob er eines der Lederrollos hoch. Die Kutsche kam nur langsam voran, denn auch die aufziehende Dunkelheit hatte den Flüchtlingsverkehr kaum gemindert. Starbuck wartete, bis sie die Thirteenth Street hinter sich hatten, dann zog er das Fenster herunter und rief dem Kutscher zu, er solle vor der medizinischen Hochschule von Virginia halten. Er hatte beschlossen, sich ein gutes Stück von seinem Ziel entfernt absetzen zu lassen, damit der Kutscher de’Ath nicht erzählen konnte, in welches Haus er gegangen war.
    «Warten Sie einfach hier», befahl er, dann sprang er auf die Straße und eilte zwei Blocks weit durch die Marshall Street, um dann in die Twelfth Street abzubiegen. Das Haus, zu dem er wollte, lag am anderen Ende der Clay Street, es war ein großes Haus, eines der luxuriösesten von ganz Richmond, und Starbuck verlangsamte seinen Schritt, als er auf das Haus zuging, weil er nicht sicher war, wie er sein Vorhaben am besten anpacken sollte.
    Er verstand sehr gut, welche Falle de’Ath auslegte, aber er wollte Adam nicht hineintappen lassen. Sofern der Verräter wirklich Adam war. Starbuck hatte keinen Beweis, nur den Verdacht, dass sich die Abneigung seines ehemaligen Freundes gegen den Krieg womöglich in Verrat verwandelt hatte und dass Adams Bekanntschaft mit James leicht einen Weg geschaffen haben könnte, um den Verrat außer Landes zu tragen.
    Wenn «Verrat» überhaupt das richtige Wort war. Denn falls Adam der Spion sein sollte, war er einfach nur dem Land seiner Geburt treu, genau wie Starbuck jetzt einer Freundschaft treu war. Diese Freundschaft mochte auf die Probe gestellt worden sein, mochte sogar zerbrochen sein, und trotzdem konnte Starbuck nicht kaltblütig zusehen, wie die Falle zuschnappte. Er würde Adam warnen.
    Und so überquerte er die Straße und ging die Treppen zum Stadthaus der Faulconers hinauf. Er zog an dem großen Messinggriff und hörte in den Tiefen des Hauses die Glocke in den Dienstbotenräumen anschlagen. Starbuck hatte einmal in diesem Haus gewohnt, als er gerade in Richmond angekommen war und Washington Faulconer noch als Verbündeten erlebt hatte, nicht als seinen Gegner.
    Die Tür wurde geöffnet. Polly, eins der Dienstmädchen, starrte entgeistert auf die durchnässte Gestalt, die da auf der obersten Treppenstufe vor ihr stand. «Mr. Starbuck?»
    «Hallo, Polly. Ich hoffe, der junge Mr. Faulconer ist zu Hause.»
    «Er ist nicht hier, Massa», sagte Polly, und dann, als Starbuck eine Bewegung machte, um das Haus zu betreten, hob sie ängstlich die Hand.
    «Es ist schon gut, Polly», versuchte Starbuck sie zu beruhigen. «Ich will nur eine Nachricht schreiben, die ich Adam hierlassen kann.»
    «Nein, Massa.» Polly schüttelte stur den Kopf. «Sie sollen nicht ins Haus gelassen werden. Hat Mr. Adam befohlen.»
    «Das hat Adam gesagt?» Starbuck hätte sich vorstellen können, dass solch ein Verbot von Washington Faulconer gekommen war, aber nicht von Adam.
    «Falls Sie je vorbeikommen sollten, müssen wir Sie wegschicken. Das hat Mr. Adam gesagt», beharrte Polly. «Es tut mir leid.»
    «Schon gut, Polly», sagte Starbuck. Mit einem Blick an ihr vorbei sah er, dass die Bilder, die das berühmte, geschwungene Treppenhaus geschmückt hatten, allesamt abgenommen worden waren. Ein schönes Portrait von Adams Schwester Anna hatte der Tür gegenüber gehangen, doch nun war dort nur noch ein helleres Rechteck auf der Tapete. «Kannst du mir sagen, wo Mr. Adam ist, Polly?»
    «Er ist nicht hier, Massa.» Polly wollte die Tür schließen, doch da erklang hinter ihr eine neue Stimme.
    «Adam ist zur Armee zurückbefohlen worden», sagte die Stimme. Es war eine Frauenstimme, und als Starbuck in die düsteren Tiefen der Halle spähte, sah er den Umriss einer großen, dunklen Gestalt, die sich vor der Tür zum unteren Salon abhob.
    «Verbindlichen Dank, Ma’am», sagte Starbuck. «Ist er bei den Einheiten seines Vaters? Oder bei General Johnston?»
    «Bei General Johnston.» Die Sprecherin trat aus dem Schatten, und Starbuck erkannte Julia Gordon. Er zog seinen Hut. «Anscheinend», fuhr Julia fort, «ist es seit der Aufgabe von Yorktown ein Fall von
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